Zu Gast bei Krišjanis part 2

Krišjanis war schon früh in die nächste Stadt gefahren um Material zu besorgen. Ich frühstückte und fing anschließend damit an Heu zusammen zu rechen.

Am Nachmittag tranken wir frisch gepressten Apfelsaft mit Ingwer und nahmen dann das Dach wieder in Angriff.

Nachdem wir gestern die alte Folie entfernt und den Bereich geräumt hatten, musste nun die Unterkonstruktion neu ausgerichtet werden. Dazu schlugen wir Bretter unter die Stützbalken und hoben den linken Teil an. Danach verlängerten wir die tragenden Balken, indem wir sie, von beiden Seiten, mit Brettern verschraubten.

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Als die Sonne ihr Rot zeigte, stellten wir uns wieder in ihre Strahlen und empfingen die letzte Energie, die von ihr ausging.

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Zurück im Haus nahm ich die Reste der gepressten Äpfel um Pfannkuchen zu machen – etwas Ingwer und Quittensirup rundeten den Teig ab.

Nach einem Prototyp verlegten wir die Aktion auf den nächsten Morgen und gingen schlafen.

Zu Gast bei Krišjanis part 1

Als ich die Haltestelle erreichte, kam auch schon der Bus. Der Bahnhof war wieder in Betrieb und alles schien, wie gewohnt. Im Supermarkt wiederholte ich den Einkauf vom Vortag, den ich nicht zu Ende bringen konnte und ging zum Gleis, wo mich Krišjanis erwartete.

Eine Stunde Zug- und eine halbe Stunde Busfahrt später, kamen wir an und kochten erstmal.

Nach dem Essen machte ich ein Verdauungsschläfchen und danach begannen wir, das Dach eines der vielen Holzlager zu reparieren.

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Wir beobachteten, wie die Sonne hinter dem Horizont verschwand und gingen ins Haus zurück um zu essen. Den restlichen Abend schnitt ich Quitten in hauchdünne Scheiben, woraus Sirup entstehen wird.

Bombenanschlag auf Rīga

Den Zahnarzttermin vereinbarte ich am Morgen – in einer Woche.

Krišjanis hatte sich am Vorabend angekündigt um mich abzuholen. Er braucht Hilfe beim Hausbau und ich hatte zugesagt.

Am späten Nachmittag ging ich in die Stadt um Krišjanis zu treffen. Ich kam vor ihm an und ging zum Supermarkt, der im Hauptbahnhof ist, um Verpflegung für die Tage auf dem Land zu besorgen. Als ich an der Kasse stand, wurde der gesamte Bahnhof evakuiert, da es eine Bombendrohung gegeben hatte.

Krišjanis kam an, als die Gitter herunter gefahren wurden und auch Agnese war mit dabei. Sie verabschiedete sich kurz darauf und kündigte an, dass wir uns am Donnerstag wieder sehen werden, wenn sie den Lehm bei Krišjanis abholen wird.

Als wir zu einem anderen Supermarkt gingen, trafen wir Mareks und gingen mit ihm in die Stadt. Während er dort blieb, ließen wir uns von einer Frau abholen, die mich im Magic Garden absetzte.

V wie Vendetta
V wie Vendetta

Wir vereinbarten neun Uhr am nächsten Morgen und ich ging zum Zelt. Dort reparierte ich die los gelöste Plane des Daches erneut und ging zur Tankstelle, da mein Guthaben aufgebraucht war. Da ich früh aufstehen musste, schlief ich bald darauf ein.

Verbotene Früchte die schmecken am besten

Ich stand auf um zu graben. Beim Verteilen des Sandes auf den wenigen Wegen, die noch sandfrei waren, sah ich die Katze, die vor ihrem leeren Napf saß. Sie kommt täglich hier vorbei und ist sehr scheu, beginnt aber langsam Vertrauen zu gewinnen. Ich gab ihr etwas von dem Reisdrink, der als Milchersatz dient und versprach ihr neues Futter zu kaufen.

Nachdem ich die Schubkarre geleert hatte, brach ich zum Supermarkt auf. Ich frühstückte und kaufte Saft und Trockenfutter. Nach einem langen Mamafonat verließ ich den Laden und traf auf Mareks, der auch Futter kaufen wollte. Da er mit dem Rad kam, lief ich schon los, während er einkaufte.

Ich füllte das Schälchen mit Futter und döste in der Sonne. Als Mareks zurück kam, tranken wir Kaffee und später legte er sich nochmal hin, was ich dann auch tat.

Ein zweiter Kaffee sollte Antrieb bringen. Um sicher zu gehen nahmen wir das Rad und fuhren zum Wasser. Das kühle Nass weckte die Lebensgeister und ich schlug vor, dass wir grillen könnten. Daraus wurden später gefüllte Paprika, da wir ja momentan einen Gasofen haben.

Ich kaufte die Zutaten und wir bereiteten alles für das Essen vor. Als Juris und Bahvani zurück kamen, räumten wir das Feld und versteckten das „verbotene“ Fleisch – aus Scham. Doch auch mit schlechtem Gewissen, war es verdammt gut. Dazu ein Chardonnay aus Chile und der Abend ging zu Ende.

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After Hour Session

Ich stand auf um Kaffee zu machen, als ich mehrere Fahrräder sah. Verwundert schaute ich umher und sah einige Leute, die mir zuriefen. Ich begrüßte alle und setzte mich in die Runde. Es kamen noch weitere hinzu und bald herrschte reges Treiben. Wir gingen schwimmen, spielten Schach und verbrachten den gesamten Tag mit nichts tun.

Ich konnte einige animieren mir beim einpinseln der Bühne zu helfen, die somit vor dem nächsten Regen geschützt war.

Übrigens, ich erfuhr, dass es im August in Lettland seit fünfzig Jahren nicht mehr so viel geregnet hat – da hatte ich aber Glück, dass ich so ein historisches Ereignis miterleben konnte…

Underground Electronic Party

Mareks begrüßte mich an meinem Zelt und wir gingen frühstücken. Danach machte ich mit dem Zaun weiter.

Später tranken wir Kaffee und Mareks lud mich zu einer Party ein, die heute Abend stattfinden wird. Einer seiner Freunde veranstaltet eine Party mit elektronischer Musik – nur für geladene Gäste.

Nach dem Kaffee nahm ich den Zaun wieder in Angriff. Ein Baum, der mit langen Stacheln übersät war, störte die Zaunlinie. Nachdem ich einige seiner Äste abgesägt hatte und diese weg tragen wollte, rammte ich mir einen Stachel direkt in den seitlichen Nagelansatz meines linken Daumens. Als ich alle Pfeiler in der Erde versenkt hatte, verbrannte ich jedes noch so kleine Stück des Abschnittes. Seit Stunden kann ich meinen Daumen nicht bewegen, ohne dass dieser Schmerzreize in mein Gehirn feuert – dämlicher Mistbaum, hast nicht mal Früchte. Was willst du überhaupt beschützen mit deinen bescheuerten Stacheln?

Am Abend fuhren Juris und Bahvani für ein paar Tage weg. Ich aß, was Bahvani mir vorbereitet hatte und legte mich ins Zelt um Schlaf, für die bevorstehende Nacht, zu tanken – der Nachbar hat einen tollen Rasentrimmer.

Mein Wecker klingelte um 22 Uhr und ich hatte einen langen Weg zur Party. Ich konnte mir zwar das Rad von Juris leihen, doch ohne Licht und mit festem Tretlager. Das heißt, dass die Pedale immer weiter drehen – abenteuerlich. Außerdem hatte ich auch keine Lust auf Party und war müde, also schlief ich weiter.

Jein

Die Sonne schien von der Seite in mein Zelt – ein Zeichen, dass der Nachmittag bereits angebrochen war. Ich stand auf und trank Kaffee. Als ich meinen Zweitakku einsetzte, erhielt ich eine SMS von Krišjanis, der Hilfe beim Hausbau benötigt. Ich sagte noch nicht zu und ging spazieren um nachzudenken.


Es standen zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Entweder ich besorge mir ein Rad und treffe die Leute von Ecotopia wieder, oder ich helfe Krišjanis mit seinem Ökohaus.

Zum Zahnarzt kann ich entweder in einer Woche, oder in einem Monat – ich muss nur anrufen und bescheid geben.

Irgendetwas zieht mich zu den Radfahrern – ich fühle mich dort wohl und mir gefällt die Philosophie von Ecotopia. Andererseits möchte ich Krisjanis nicht enttäuschen. 

Die Strecke nach Tallinn ist zwar das Gegenteil von Süden, wo ich eigentlich hin will, doch wäre es mir das wert – auch wenn ich danach alleine zurück nach Rīga müsste. Doch ich verliere Zeit bei meiner Flucht vor der Kälte, die, mit leisen Schritten, immer näher rückt…


Soll ichs wirklich machen, oder lass ichs lieber sein…

Es war ein klassischer Herz-Verstand-Konflikt. Mein Herz sagte: „Tu es!“ und mein Verstand: „Bist du bescheuert?“. An der Tankstelle holte ich mir Croissants für den Rückweg. Beim Kauen, stellte ich fest, dass der Zahn, der am Vortag behandelt wurde, schmerzte.

Ich sprach mit Juris und erfuhr, dass hier bald eine Closing Party stattfinden wird, zu der alle Helfer eingeladen seien. Außerdem stehen noch wichtige Bauprojekte an, die vor der kalten Zeit fertig werden sollten – eine Sauna, gekoppelt mit einer heißen Dusche, sowie ein tiefer gelegter Lagerraum für Lebensmittel. Außerdem musste die Oberfläche der Bühne, vor dem nächsten Regen, versiegelt werden – von der Reparatur der Bambuskonstruktion ganz zu schweigen.

Es wäre egoistisch, meinem Vergnügen nach zu jagen und meine Gastgeber im Regen stehen zu lassen. Ich sollte Solidarität zeigen und hier bleiben. Es sind einfach zu wenig Leute hier, die wirklich anpacken…

So fing ich damit an, den Zaun zu errichten, der dem Saunabereich Sichtschutz bieten wird. Ich konnte nicht weiter machen, weil die Maße nicht aufgingen und ich nichts falsch machen wollte. Bahvani kochte mir Abendessen und als Juris zurück kam, vertagten wir die Aktion auf den nächsten Tag, da es schon dunkel war.

Ich saß noch eine Weile am Feuer und ging dann schlafen.

Jubiläum – der hundertste Beitrag

Du brauchst nicht nach zu rechnen – es sind keine hundert Tage. Owly und die Lücken in der Chronologie verfälschen die Statistik.


Ich schlief lange und musste mich beeilen um meinen Zahnarzttermin nicht zu verpassen. Fünf Minuten vor der Zeit kam ich dort an. Die Wurzelbehandlung verlief, wie gewohnt, reibungslos und es sollte einen weiteren Folgetermin geben, den ich jedoch noch nicht festlegte. Denn am Vorabend hatte ich mich mit den Radfahrern zum saunieren verabredet.

Ich lief in die Altstadt und bloggte bei einem kühlen Bier. Danach rief ich die Nummer an, die ich auf der Website fand und verabredete mich für sechs Uhr.

Da ich nicht wusste, was ich bis dahin tun sollte, lief ich etwas durch die Straßen und schließlich zur Insel, wo die Sauna war. Im Supermarkt kaufte ich eine Wassermelone und legte mich, in einem Park, in die Sonne. Später bekam ich eine SMS mit der genauen Adresse und brach auf.

Google schickte mich zur falschen Stelle und ich konnte die Adresse nicht gleich finden. An der Rezeption eines Campingplatzes bekam ich Auskunft und fand den Ort schließlich.

Ich ging auf die ersten, die ich dort sah, zu, stellte mich vor und quatschte etwas – Einheimische. Kurz darauf trafen die letzten Radfahrer ein und ich begrüßte sie herzlich.

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Wir bereiteten das Essen vor und ich machte ein Feuer, während die ersten in der Sauna schwitzten. Wir hatten eine schöne Zeit an einem tollen Ort und ich spielte den ganzen Tag schon mit dem Gedanken mich der Gruppe anzuschließen – ich musste nur ein Rad auftreiben.

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Später bestellte ich ein Taxi, da ich weder lange Hosen, lange Ärmel, Socken oder Lust zu laufen hatte.

Dumpster Diving Dinner Party

Der Morgen begann mit Äpfeln – welch Überraschung. Nach meiner Schätzung sollte sich der Apfelbestand, bei täglich drei Schubkarren, degressiv verhalten – tut er aber nicht. Ich muss mal durchzählen, aber ich glaub es sind eher dreißig Bäume. Es gibt Stellen, die ich bewusst meide, weil ich weiß, was mich dort erwartet. Na, rat mal… genau, noch mehr Äpfel.

Nach zwei Schubkarren waren zumindest die Wege apfelfrei und ich hatte genug davon. So schnappte ich mir eine Schaufel und hob, neben meinem Zelt, ein Erdloch aus, das ich mit einem Brett abdeckte – nun hab ich einen Kühlschrank für verderbliche Lebensmittel. Im Anschluss machte ich Siesta.

Als ich am späten Nachmittag aufwachte, sah ich mehrere alte und neue Gesichter. Emils hatte einen Apfelkuchen gebacken und zu einem Meeting im Kuppelbau eingeladen. Das Meeting war auf lettisch, sodass ich nicht ganz mitbekam, worum es ging. Aber es schien sich wohl um den rechtlichen Status der Insel zu drehen, der ungewiss ist. Dazu kamen weitere Gartenbesitzer und tauschten ihre Sichtweisen aus.

Dabei lernte ich Dana kennen, die mich zu einer Dumpster Diving Dinner Party einlud. Ohne lange nachzudenken, sagte ich zu, zog mich um und begleitete sie.

Dana und ich
Dana und ich

Wir nahmen den Bus in die Stadt und kamen an einem Wohnhaus an, in dem es bereits herrlich duftete. Einige der Give & Get Leute waren auch dort und es begrüßten mich zahlreiche, durchweg sympathische Menschen. Wir aßen gemeinsam eine ausgewogene und leckere Mahlzeit, die fast ausschließlich aus der Mülltonne stammte. Anschließend saßen einige am Feuer und sangen, während drinnen zu Salsa-Rhythmen getanzt wurde.

Ich erfuhr dann, dass es sich um eine Gruppe von Radfahrern handelte, die überwiegend aus Deutschland kam. Sie fahren von Warschau nach Tallinn und sind noch zwei weitere Tage hier in Rīga.


Besuch unbedingt die (überwiegend deutsch sprachige) Website für mehr Infos. 


Später ging es weiter zum Kanepes Culture Centrs, zu dem ich auf dem Gepäckträger mitgenommen wurde. Wir saßen draußen, bis der Laden dicht machte und sich die Gruppe auflöste.

Nach etwa neunzig Minuten Fußweg, kam ich, gegen halb fünf, wieder im Magic Garden an und legte mich aufs Ohr.

Und der Regen ist zurück

Unheilvolles Grau erfüllte den Himmel, als ich mein Zelt öffnete – keine Lust aufzustehen. So drehte ich mich mehrfach um und wartete auf besser Wetter – vergeblich.

Mareks war schon wach und ich begann Frühstück zu machen – Weizenflocken, wie üblich. Der Regen prasselte unablässig, während wir aßen.

Während den Nieselregenphasen sammelte ich Äpfel auf. Vier Bäume werfen in einem Tag etwa eine Schubkarre (fünf Eimer) neue Äpfel ab – schlechte Aussichten bei knapp zwanzig Bäumen.

Als der Regen wieder stärker wurde, suchte ich Schutz unter einem Dach und wartete – laaaaaaaaaangweilig.

Ich nehme alles zurück, was ich schlechtes über den Regen geschrieben habe. Am Abend kamen Juris und Bahvani zurück und hatten zwei volle Körbe mit Steinpilzen dabei. Wir putzten die Pilze gemeinsam und Bahvani bereitete aus der ersten Ladung eine sagenhafte Suppe zu. Einige große Köpfe umhüllte sie mit einer Art Pannade und briet sie an – ein Gaumenschmaus.

Es waren noch massig weitere Pilze übrig, die haltbar gemacht werden sollten. Dazu wurden Mareks und ich beauftragt, Blätter der schwarzen Johannisbeere und Dillblüten zu sammeln. Die Blätter fanden wir in den verwilderten umliegenden Gärten, während die Dillblüten im Kräuterbeet zu finden waren.

Als wir unsere Beute abgaben, erklärte mir Juris den Vorgang so: Die Pilze werden gekocht und die Dillblüten und Blätter hinzugegeben. Das ganze lässt man noch eine Weile weiter kochen und lässt es dann für dreißig Tage ruhen. Zunächst bei Zimmertemperatur, später etwas kühler – ein Erdloch wird für die nötige Kühlung sorgen. Dabei wird ein Fermentationsvorgang eingeleitet, der das Produkt sehr gesund macht. Dies sei wegen den guten Bakterien so, die dabei entstehen.

Nach dieser lehrreichen Erklärung, verabschiedete ich mich und suchte mein Zelt auf, wo ich bloggte, während der Regen sein Lied auf dem Dach über mir spielte.