No escape from Balkan

Passend zum Titel, hier ein Link. Im neuen Tab öffnen, autoplay rein und im Hintergrund hören. 


Viel Zeit ist vergangen seit dem letzten Post. Doch das sollte keinen dazu bewegen, die Botschaft zu kontaktieren (lol). Alles ist gut – ich lebe noch.

Wer klug recherchiert hatte, konnte beobachten, dass auf unserer Facebook Seite ständig Bilder und Neuigkeiten von mir und der Organisation veröffentlicht wurden. Hier nochmal der Link dazu. Mir ist bewusst, dass viele meiner Leser nicht auf Facebook angemeldet sind. Daher der Hinweis, dass es sich hierbei um eine öffentliche Seite handelt, zu der jeder Zugang hat, der auf „jetzt nicht“ klickt…

Wie dem auch sei, ich bin noch immer in Belgrad und werde wohl auch noch ne gute Weile hier bleiben. Die Organisation wächst und erkundet stetig neue Gebiete. Mit über 30 Freiwilligen, die wir konstant zu unserem Team zählen können, ist die Küche nun nur noch ein Teil (wenn auch der Hauptteil) des Ganzen.

Daneben verteilen wir wöchentlich Hygiene-Packs in vier verschiedenen Familiencamps in den Grenzgebieten: Kikinda, an der rumänischen, Sombor, an der ungarischen, Pirot, an der bulgarischen und Adesevski, an der croatischen Grenze. Dies eröffnet uns die Möglichkeit Aktivitäten anzubieten. So nehmen wir jede Menge Spiele und ständig wechselnde Ideen mit, beschäftigen alle den ganzen Tag über und fahren Abends zurück.

Nachdem die Alkoholiker immer mal wieder Sachen von uns gestohlen hatten, wurde aus „feed-the-alcoholics“ schließlich „feed-the-homeless“ und gehört nun zum Tagesprogramm. Jeden Abend fahren wir mit den Resten des Tages nach Novi-Belgrad unter eine Brücke, wo einige obdachlose Familien wohnen und unterstützen mit Essen und medizinischer Hilfe.

Erwähnenswert ist auch das Trompetenfestival in Gucca. Wir fuhren zu neunt, mieteten uns ein Haus mit Pool, blieben eine Nacht und am nächsten Tag zurück. Eine unvergessliche Erinnerung.

Mittlerweile kündigt das Wetter so langsam den Herbst an. Im August hatten wir Tage mit 46 Grad. Zu heiß für irgendwas. Zum Glück gibt es Sava, ein nahe liegender Fluss. Wir besetzten ein (scheinbar) leerstehendes Hausboot, bis uns der Besitzer wegscheuchte. Aber daneben waren noch reichlich weitere und so zogen wir immer einen abwesenden Nachbarn weiter. Man muss dazu sagen, dass die Hausboote so dicht aneinander gebaut sind, dass man anders gar keinen Zugang zum Wasser hat. Es gibt zwar noch einige Seen, doch die sind total überlaufen – braucht keiner sowas.

Wir haben mittlerweile sechs Hunde und zwei Katzen adoptiert. Die Katzen heißen „Mala“ (serbisch für klein – keine weitsichtige Namenswahl) und „Mustache“ (wegen der Färbung). Der erste Hund wurde in der Nähe des Camps gefunden und die Natur hätte ihn sicher sterben lassen. Nun liegt „Shorba“ den ganzen Tag nur faul rum und ist auch nicht gerade der klügste (Untertreibung). „Boyfriend“ (weil er gerne vom eigenen Geschlecht bestiegen wurde) ist einer der Straßenhunde und stark traumatisiert. Sein Schwanz ist nur noch ein Stummel und die anderen Straßenhunde beißen ihn ständig. Hält man einen Stock in der Hand bekommt er Panik und rennt weg. Außerdem gibt es noch „Fatfuck“ (anatomische Gründe) und „Lady“ (das einzige Mädel), die einen immer eskortieren, bellend allen Autos nachjagen und somit die ganze Nachbarschaft aufwecken. Kürzlich hatte Michaela beim Ikea einen neuen Welpen aufgegabelt und ihn „Ikea“ genannt. Total schusselig und tollpatschig. Fällt ständig hin und kann gar nichts außer fressen und kacken. Und zu guter Letzt „Tetris“, mein Hund, der süßeste von allen. Er lief uns im Alter von etwa zwei Monaten zu und wir wollten ihn zuerst an eine Familie abgeben. Doch er flüchtete und kam zu uns zurück – es war Schicksal. Er ist nun geimpft und bekommt bald seine zweite Spritze. Er hört auf seinen Namen und kommt, holt Stöckchen, kann „Stop“ und „Stay“ (ja ich spreche englisch mit ihm) und braucht somit keine Leine mehr – Tetris ist ein freier Hund. Mittlerweile ist er vier Monate alt und verliert gerade seinen ersten Milchzahn.