Fensteroptimierung

Bereits am Morgen hatte die Schneeschmelze begonnen – das Fallrohr tröpfelte unaufhörlich. Krišjānis war nach Jelgava gefahren um Behördengänge zu machen und so legte ich mich nochmal hin, nachdem ich feststellte, dass ich die erwartete Winteridylle nicht photographisch festhalten konnte.

Den Nachmittag über beschäftigten wir uns mit einem Fenster, das, bei der Erstinstallation, mit Silikon befestigt wurde, was das Herauslösen erheblich erschwerte. Als das Fenster endlich raus war, hieß es Silikonreste abkratzen, Dichtband anbringen, einsetzen und abdichten. Danach war das Tageslicht bereits verschwunden und wir richteten den Arbeitsbereich für den nächsten Tag.

Der Fernseher bestimmte das Abendprogramm. Nach einer Stunde lettischer Politdiskussion, zog ich mich ins Bett zurück.

Und wieder bei Krišjānis

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Ich wachte früh auf, da ich Post abholen musste. Im Briefkasten war zwar kein Abholschein, doch die Sendungsnummer sollte ausreichen.

Ich fuhr zur Hauptpost, doch die Pakete wurden an einem anderen Standort gelagert. So gab ich die Adresse von Homo Ecos an – dort ist zu Bürozeiten immer jemand.

Also wieder zurück zur Wohnung und packen. Meine Mitbewohnerin hatte mir nahe gelegt, ich solle das Zimmer räumen. Meine Sachen lies ich im Schrank zurück und fuhr zum Bahnhof, wo ich den Zug nach Jelgava nahm.

Das wäre der Idealfall gewesen. Die Realität wich davon in entscheidender Weise ab. Als ich mir am Automat ein Busticket löste und in den nächsten Bus einstieg, wurde ich aufgefordert diesen wieder zu verlassen. Mein Ticket war nur für den darauf folgenden Bus gültig, wodurch ich meinen Anschluss verpasste. Vermutlich liegt das an der begrenzten Anzahl von Plätzen (17).

Der Intervall der Busse, die zu Krišjānis fahren, liegt bei etwa vier Stunden, wenn ich mich richtig erinnere. So werde ich mir wohl eine Beschäftigung suchen müssen.

Ich hatte Glück und musste nur knapp zwei Stunden warten. So bummelte ich durch die Einkaufspassage, die sich gegenüber des Bahnhofs befand. Als ich wieder raus kam, sah ich eine Ansammlung von Menschen. Neugierig blieb ich stehen und hörte mir ein paar lettische Lieder an, die von Kindern gesungen wurden – noch eine gute Stunde warten.

Ich erwischte die ungünstigste Uhrzeit – doppelter Preis, doppelte Fahrtzeit. Die Straßen waren total verschneit und stellenweise hob sich dichter Nebel – der Fahrer musste langsam fahren.

Nach weiteren zwei Stunden, kam ich endlich an. Außer einiger Fährten wilder Tiere, waren es nur meine Spuren, die auf dem Weg verblieben. Das Knacken des Schnees unter meinen Füßen, war das einzige Geräusch, das die Stille unterbrach, während die Sterne, in Atem beraubender Klarheit, den Himmel erleuchteten.

Krišjānis schien etwas überrascht, als ich ankam – er hatte wohl nicht mehr mit mir gerechnet. Wir spielten ein paar Runden 3D-Vier-gewinnt und ich konfigurierte seinen neuen Laptop (win10… naja, besser als 8 – ein Hoch auf hotkeys!).

In der Nacht sollte es minus 15 Grad geben – brrrr.

Repair Café

Der Aushang
Der Aushang

Als ich aufwachte, war es bereits 13 Uhr und ich war umgeben von weiteren Gästen, die ebenfalls in Bewusstlosigkeit gefallen waren. Um 14 Uhr startete das Repair Café, das in unmittelbarer Nähe war und so ging ich gleich dort hin.

Elektronik-Reparatur
Elektronik-Reparatur

Boris gab seinen Lautsprecher zur Reparatur – die USB-Buchse war abgebrochen. Ein Freiwilliger, der angab, dass er Spaß daran habe, nahm sich der Sache an – mit Erfolg.

In einem anderen Raum wurde Papier hergestellt. Dazu füllt man einen Mixer mir Zeitungspapier und Wasser und stellt einen Brei her.

Upcycling: Papier
Upcycling: Papier – schreddern

Dieser wird dann auf ein Sieb geschüttet.

Upcycling: Papier - füllen
Upcycling: Papier – füllen

Es folgen optionale Dekorationen – hier mit getrockneten Rosenblättern.

Upcycling: Papier - dekorieren
Upcycling: Papier – dekorieren

Man bedeckt das ganze mit einem Tuch und tupft mir einem Schwamm das überschüssige Wasser ab.

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Upcycling: Papier – abtupfen

Nach der Trocknung entsteht ein Blatt Papier.

Ein anderer Workshop zeigte, wie man Weihnachtsdeko herstellt.

Upcycling: Weihnachtsdeko - Christbaumschmuck
Upcycling: Weihnachtsdeko – Christbaumschmuck
Upcycling: Weihnachtsdeko - Christbaumschmuck 2
Upcycling: Weihnachtsdeko – Christbaumschmuck 2

Doch am beliebtesten war der Kissen-Workshop, wo Stoff mit Spreu gefüllt wurde.

Upcycling: Kissen
Upcycling: Kissen

An anderer Stelle wurde, als Gegenstück zum Black Friday, der buy nothing day propagiert.

Buy nothing day
Buy nothing day

Im Anschluss wurde ein Dokumentarfilm über Minimalismus gezeigt.

Ich traf Francesca, eine Italienerin, die auch EVS macht und wir gingen spazieren. Nach einem netten Gespräch in einem Café, begleitete ich sie zur Bahn und traf mich anschließend mit Krišjānis.

Nichts passiert Tage

Wahrscheinlich hast Du gemerkt, das hier schon lange nichts mehr geschah – das spiegelt auch die Realität wieder.

Ich stieß, durch einen Tipp, auf einige YouTube Videos, die mich lange beschäftigten – kann ich jedem nur empfehlen. 

Meine Wohnsituation steht nun auf der Kippe, nachdem meine „freundliche“ Mitbewohnerin ihren Unmut über meine Anwesenheit ausgedrückt hat. Ich möchte das nicht bewerten, doch es stört mich, dass ich keinen einleuchtenden Grund bekam und sie diese Entscheidung im Alleingang getroffen hat, ohne Boris zu informieren, der ja auch hier wohnt. Naja, das sollte noch etwas klarer werden, bevor ich weitere Schritte einleite.

Unabhängigkeitstag


An diesem Tag feiert Lettland seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion.


Nachdem ich das letzte Fenster des Wintergartens isoliert hatte, fuhr ich zurück nach Rīga. In der Wohnung zog ich mich um und nahm den Bus in die Stadt, was den ganzen Tag unentgeltlich war.

Die Straßen der Altstadt waren überfüllt von Menschenmassen. Zahlreiche Objekte wurden durch Lichtinstallationen beleuchtet.

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Das Feuerwerk war kurz aber schön.

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Mareks war krank und Boris ging nicht ans Handy und so ging ich in eine Bar, wo ich ihn auch tatsächlich traf. Es waren viele Freiwillige eines Austauschprogramms anwesend, die aus den unterschiedlichsten Ländern kamen. Später nahm ich den letzten Bus um von der kostenlosen Beförderung zu profitieren.

Später füllte sich die Wohnung. Einige der Freiwilligen blieben über Nacht und die wurde lang.

Ein ganz gewöhnlicher Tag

Wenn ich wieder in Rīga bin, hab ich auch wieder Zeit zu schreiben. Bis dahin bin ich voll eingespannt, was auch gewollt ist. Fühl mich wie ein Zimmermann auf der Walz – echt super! Es gibt zwei Typen auf dieser Welt: Schwätzer und Macher. Da ich mich zu letzteren zähle, hab ich einen riesen Spaß an der Arbeit und bin froh, dass ich mir keine suchen muss – hier gibt es reichlich…

Es ist nicht viel passiert – Arbeiten, essen, schlafen.