Es nieselte, als ich aufwachte und so blieb ich noch liegen. Als ich später mein Fotohandy holen wollte, war es nicht mehr dort. Naja, auch nur ein Gegenstand. Über einen umständlichen Workaround, kann ich dennoch Bilder machen. Nach der Aufnahme muss das Bild angesehen und gleich geteilt werden. Auf den Server damit und es ist save. Wird ein zweites Bild gemacht, überschreibt es das erste und wenn man die Anwendung schließt, sind alle weg.
Als ich am Gärtnern war, sprach ich mit einer Frau, die mir mitteilte, dass unweit der Insel eine öffentliche Sauna sei, die kostenlos wäre. So machte ich mich auf den Weg dorthin. Der Weg führte über halb abgetragene Straßen an einer Großbaustelle vorbei – niemand käme auf den Gedanken, dass man hier mehr als nur Bauschutt findet.
In der letzten Ecke, Wasser zur einen und Baustelle zur anderen Seite, sah ich eine kleine bemalte Holzhütte. Davor waren etwa 10 Leute, die auf alten Sofas, Stühlen oder gestapelten Europaletten, auf denen Teppichboden getackert war, saßen. Ich begrüßte die Runde, erklärte, dass ich von diesem Ort gehört hätte und frage, ob es tatsächlich kostenlos sei. Man bestätigte mir dies und lud mich ein zu saunieren. Ich hängte meine Kleidung an eine der Schrauben, die neben der Tür angebracht waren und trat ein. Als ich unter dem Handtuch, das (um die Hitze nicht entweichen zu lassen) in der Tür hing, hervorkam, sah ich, dass die Sauna randvoll war. Ich wollte schon wieder raus, doch die Leute rückten zusammen und so wurde noch ein Platz frei. Es kamen noch weitere Saunagäste und wieder wurde zusammen gerückt. Als die Sitzflächen endgültig belegt waren, blieben die neu Ankommenden vor der Tür stehen. Ich war verwundert, wie viele Menschen in so eine kleine Sauna passen. Die beiden Sitznieschen wurden von einem Ofen getrennt, der immer mal wieder mit Holz befeuert wurde. Hin und wieder schüttete einer eine Kelle Wasser auf den Ofen, was die gefühlte Temperatur ansteigen ließ. Dennoch fand ich, dass die Hitze etwas lasch war. Nach einer Weile ging ich nach draußen und hinter die Saunahütte. Dort führte eine Holztreppe runter ans Meer und ich sprang hinein – das nenn ich Abkühlung.
Danach setzte ich mich auf eine der Paletten und kam ins Gespräch. So lernte ich Wilhelm kennen, der mir einiges über finnische Kultur erzählte. Z. B. Dass es in Finnland rund 5 Mio. Einwohner und 2 Mio. Saunas gibt. Wer in einem Mehrfamilienhaus wohnt, hat Zugang zu einer Gemeinschaftssauna im Keller – es gibt also quasi keinen Finnen, der nicht regelmäßig sauniert.
Später fragte er mich, ob ich schon in dieser Sauna gewesen wäre und zeigte dabei auf eine kleine Hütte, die ich für einen Geräteschuppen hielt. Ich verneinte und er forderte mich auf mitzukommen. Drinnen waren nur zwei Sitzplätze und ein Ofen mit einem mächtigen Rohr, dass mit einer zerklüfteten Masse verdickt war. Die Temperatur war deutlich höher als in der großen Sauna und als er Wasser auf das Rohr kippte, musste ich meine Ohren vor der Hitze schützen. Er kippte noch ein paar mal nach und ich atmete immer schwerer – der anschließende Sprung ins Meer war ein herrlicher Moment.
Wir saßen draußen, tranken Bier (was manche auch in der Sauna taten), quatschen, zurück in die Sauna und wieder ins Meer – so kann man seinen Tag auf sehr angenehme Weise ausklingen lassen. Die Sauna hat 24 Stunden geöffnet und es gibt keinen Aufpasser. Wenn es zu kalt wird, wirft einer Holz oder schüttet Wasser nach. Man unterhält sich, trinkt Alkohol, grillt und lässt es sich gut gehen. Ich werde den Besuch an diesem Ort in meine tägliche Routine einbauen, solange ich noch hier bin. Kurz vor Mitternacht ging ich zur Insel zurück und erstellte schnell einen neuen Beitrag, damit es keine Lücke in der Chronologie gibt. Danach ging ich erschöpft zum Zelt und schlief sofort ein.