Stockholm, gib mir einen Job!

Heute morgen bin ich, wie angekündigt, erstmal ne Runde schwimmen gegangen. Das Wasser hatte 17 C°, wie ein Passant verriet. Am Strand von Langholmen, der Insel auf der ich zelte, sind Duschen und so konnte ich mich waschen. Danach ging ich in das Hotel, das nebenan war, um mich als Mitarbeiter vorzustellen. Die Chefin ist gerade in Urlaub – noch eine Woche. Also lief ich über die Brücke in die Stadt und hebte das letzte Geld ab. Danach Kaffee und Croissants und weiter, ohne bestimmte Richtung, durch die Straßen. Ein weiteres Hotel, das ich besuchte, hatte seine Crew für den Sommer schon.

Ein paar Meter weiter sah ich ein Geschäft für Angelbedarf und ging hinein. Dort ließ ich mich beraten und kaufte zwei Schwimmer mit Haken und Würmer. Der Verkäufer erklärte, dass man in allen Meeresgewässern angeln darf und dass Langholmen von Meer umgeben sei. Barsche halten sich in Ufernähe auf, schmecken lecker und sind leicht zu fangen – das klingt doch viel versprechend. Ich werde jetzt noch ein paar Hotels abklappern und dann mein Mittagessen fangen. Fortsetzung folgt…

Übrigens, hab noch Bilder hinzugefügt.


Habe einige Visitenkarten erhalten; die Reaktion ist überall gleich. Da die Entscheidungsträger meist außer Haus sind, ist persönliches Erscheinen nicht zielführend. Ich muss dazu sagen, dass ich bis jetzt nur am Hafen war, wo die großen Häuser sind. Das ist eigentlich nicht meine Zielgruppe, aber wenn ich schon mal da bin…

Um das Hilton hab ich gleich einen großen Bogen gemacht. Nicht nur weil ich Paris hasse (die Tussi, nicht die Stadt), auch weil es ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen Sternen und Arbeitsbedingungen gibt: je mehr, umso schlechter. Deshalb suche ich eher nach kleinen Häusern mit Seele – die sind aber schwieriger zu finden. Ich lad mir mal die Offline-Karte von Stockholm – das wird sicher weiter helfen. Fortsetzung folgt…


Ich suchte in Google Maps nach Hostels und fand einige in der näheren Umgebung. Wieder nur E-Mail Adressen und Ablehnungen – noch immer am Hafen. Ich wollte es für heute erstmal gut sein lassen und ging zur Insel zurück um mein Essen zu fangen. Auf dem Weg zum Zelt hielt ich Ausschau nach geeignetem Material für meine Angel und fand einen Haufen Grünschnitt. Ein Ast, der meinen Anforderungen entsprach, war auch dabei. So holte ich mein Messer, sägte ihn zurecht und befestigte die Angelschnur daran.

Der Vorsprung, in Sichtweite des Zeltes, schien ein guter Platz zu sein und so spießte ich einen Wurm auf den Haken und warf ihn ins Wasser. Die Wellen, der vorbei fahrenden Boote, trieben den Schwimmer immer wieder ans Ufer, wo sich der Haken im Seetang, das an den Steinen wächst, verfing. So musste ich stets erneut auswerfen, da ich eine geringe Reichweite hatte. Die kurze Schnur und die ebenso kurze Rute sorgten, beim Auswerfen, für einen abrupten Stop, sodass der Köder immer wieder abriss.

Hin und wieder kamen Kanufahrer vorbei, die fragen, ob ich schon was gefangen hätte und wünschten mir Glück. Stunden vergingen und plötzlich sprach mich einer von hinten an, der mich wohl beobachtet hatte. Er schien sich mit dem Angeln auszukennen und empfahl mir unter den Bäumen zu fischen. Dort hätte ich bessere Chancen, da die Fische den Schatten mögen und durch herunter fallende Insekten, eine Nahrungsquelle fänden. Das leuchtete mir ein und so zog ich ein paar Meter weiter.

Nach einiger Zeit verschwand der Schwimmer im Wasser. Ich zog einen kleinen Ruck, der Schwimmer war wieder zu sehen und ging kurz darauf wieder unter. Da muss einer dran sein, dachte ich und holte tatsächlich einen kleinen Fisch an Land. Ich hielt den Fisch in der linken Hand, legte ihn auf einen Stein und schlug mit dem Messergriff auf den Kopf, wodurch das Fischauge platzte und das Gezappel aufhörte. Danach löste ich den Haken, an dem noch der Wurm hing und warf erneut aus.

Der zweite Fisch wollte einfach nicht gefangen werden. Immer wieder sank der Schwimmer, doch kein Fisch. Ich warf immer wieder an die gleiche Stelle und es geschah selbiges. Als der Köder wieder weg war und das Tageslicht auch fast, warf ich auf die andere Seite, wo das Wasser noch das letzte Blau des Himmels reflektierte. Als es immer schwieriger wurde den Schwimmer im Dämmerlicht zu sehen, brach ich die Aktion ab und ging zum Zelt.

Dort angekommen füllte ich Wasser in mein Essgeschirr und stellte es auf den Esbit-Kocher. Den Fisch nahm ich aus, schnitt Kopf und Flossen ab und gab ihn, zusammen mit den Nudeln, die ich von Johan bekommen hatte, in das heiße Wasser. Bis auf die nervigen Gräten und die mickrige Größe des Fisches ein gutes Essen. Ich sollte morgen nochmal in den Angelladen und fragen, wie ich größere Fische fange…

An der Ostküste nach Norden

Als ich aufwachte, wollte ich lieber noch liegen bleiben – mein Körper fühle sich träge an und so drehte ich mich nochmal um. Der Himmel war bewölkt mit kleinen blauen Löchern. Als die Löcher größer und die Hitze im Zelt immer unerträglicher wurde stand ich widerwillig auf und baute das Zelt ab. Bis dahin hatte sich das weiß-blau-Verhältnis des Himmels umgekehrt – einen sonnigen Tag verheißend.

Ich lief zurück nach Rockneby, zur Tankstelle, an der ich am Vorabend schon war. Dort bekam ich heißes Wasser für Kaffe und frühstückte erstmal gemütlich. Danach sprach ich die Tankenden an, die, verglichen zu gestern, wesentlich zahlreicher waren.

Nach einer Weile sah ich drei Kerle in meinem Alter und fragte, ob sie nach Norden führen. Dino, der Fahrer bejahte und lud mich ein mitzufahren. Ich saß hinten und sprach mit Johan, den wir dann zuhause absetzten. Dort konnte ich mein Wasser auffüllen und er gab mir noch eine Packung Fertignudeln und eine Tüte Äpfel. Dino gab mir noch zwei Fladenbrote, die sie vom Camping übrig hatten und wir fuhren weiter nach Oskarshamn. Dort fuhren wir durch den McDrive und Jim spendierte ein Menü, bevor wir uns verabschiedeten. Nebenan ist eine Tankstelle, die stark frequentiert wird – gute Chancen weiter zu kommen.

von links: Jim, Dino und Johan
von links: Jim, Dino und Johan

Fortsetzung folgt…


Nach etwa zwei Stunden, willigten Johan und Olga ein mich nach Stockholm mitzunehmen. Und so werde ich noch heute die Hauptstadt erreichen. Fortsetzung folgt…

Johan, Olga und ich
Johan, Olga und ich

Johan und Olga setzten mich in der Nähe einer Insel Stockholms ab, die bewaldet und wenig besucht ist. Dort fand ich eine schöne Stelle mit Blick aufs Wasser, wo ein Steg zu sehen ist und schlug mein Zelt auf. Morgen früh ist sowas von Badezeit angesagt! Die Vögel dominieren die Geräuschkulisse und übertönen den Verkehr der nahe liegenden Brücke, sodass dieser eher wie ein Hintergrundrauschen wahrgenommen wird. Ich lief etwas umher, um die Insel zu erkunden und fand ein offenes WLAN-Netz in der Nähe eines Wohnhauses – zwei Balken, das reicht. Es ist 23 Uhr und bald ist es dunkel, aber nicht lange, denn die Sonne geht hier gegen 3 Uhr schon wieder auf.

Man vs. Wild

Sofie, die zweijährige Tochter, spricht englisch und holländisch, da ihr Vater aus Holland und ihre Mutter aus Kanada ist. Nach einem gesunden Frühstück ging es weiter nach Kalmar, die erste Station an der Ostküste. Fortsetzung folgt…


Kalmar ist eine schnuckelige Kleinstadt mit vielen schönen Gebäuden, deren Dächer von Kupfer geziert sind. Meine schwedischen Kronen sind aufgebraucht, so werde ich, wohl oder übel, etwas abheben müssen. Meine anfängliche Annahme, ohne Geld auszukommen, gestaltet sich in Schweden besonders schwierig – vor allem in großen Städten… Klug wäre, eine Weile hier zu arbeiten, bevor ich das Land mit dem hohen Mindestlohn von 100 Kronen verlasse. Der Bankautomat akzeptierte meine Karte nicht. Zumindest kann man in den meisten Läden mit Karte zahlen, was jedoch, wegen den Transaktionsgebühren, die schlechtere Wahl ist.

Im Subway konnte ich mit Karte zahlen und aß ein großes Sandwich. Danach besichtigte ich das am besten erhaltene Renaissance-Schloss Skandinaviens, wo ich, beim Verlassen, meine Gastgeber wieder traf. Anschließend ging ich in Richtung Autobahn, die recht weit weg war. Nach zwei Stunden bekam ich Langeweile und entschied mich für die Adventure-Tour.

Die Karte verriet, dass nach 5 km ein Ort kommt, durch die die Autobahn durch führt, wodurch die Autos langsamer und meine Chancen besser wären – auf dem Weg von Karlskronen nach Kalmar geschieh das hin und wieder. So lief ich rechts neben der Autobahn her, was zu beginn gut klappte, da ein dicker Haltestreifen genug Abstand zur Fahrbahn bot. Als dieser verschwand, musste ich am Hang laufen, was mit der Zeit unangenehm wurde, da die Schräglage eine unnatürliche Position des Fußes erzwang. Später kam ein Abschnitt, wo, am Fuß des Hanges, kein Wassergraben war. Dort sah man einen Weg, der wohl von Tieren genutzt wird, da das Gras dort eine Schneise bildete. Die Waldbewohner werden sicher wissen wo man am besten läuft, dachte ich und folgte dem Weg. Die dicken Äste am Boden sorgten für ein gutes Geschicklichkeitstraining und forderten volle Konzentration.

Als der Weg endete, kam wieder links Hang, unten Wasser, rechts Hang und daneben Wald. Der Graben lies sich leicht überspringen und so wechselte ich hin und her, je nachdem auf welcher Seite man besseren Halt hatte.

Plötzlich sah ich ein totes Reh am Straßenrand und schaute es mir genauer an. Die Augen waren noch in den Höhlen – lange kann es noch nicht dort gelegen haben. Ich überlegte, ob ich mir nicht ein Filetstück aus dem Rücken schneiden sollte, doch ich hatte keinen Hunger und auch keine Lust auf die Sauerei.

Allmählich nervte mich das schräg laufen, da sah ich eine Lichtung hinter den Baumreihen und steuerte drauf zu. Dort wurde ich mit einem Schotterweg, der parallel zur Fahrbahn verlief, belohnt. Dieser ging in einen Waldweg über, der jedoch allmählich nach rechts abdriftete. Deshalb nahm ich bei der nächsten Gabelung den linken Weg, der jedoch immer unwegsamer wurde. Um die Stimmung etwas zu heben schlug ich hier ein paar tote Äste ab, trat dort einige morsche Bäume um und machte affenartige Geräusche dabei, was prima klappte.

Plötzlich sah ich jede Menge Schilf – und das kann nur eins bedeuten: Wasser. Um nasse Füße zu vermeiden, bin ich zurück zum Hang und dort sah ich eine Ausfahrt – nein, doch eine Haltebucht. Aber dahinter ein Schild, das den ersehnten Ort angab.

Dennoch war es noch ein Stück bis zur Ausfahrt. Ich stellte mich in die Kurve und wartete. Ich wunderte mich, warum so wenige Autos, die raus fuhren, wieder zurück kamen und lief über die Brücke Richtung Tankstelle. Dort angekommen sah ich, dass es nur ne Zapfsäule mit Kartenzahlung war.

Dahinter verlief ein asphaltierter Weg, der an einem Roggenfeld endete. Irgendwo muss das schon aufhören, dachte ich und lief am Rand, um die Pflanzen nicht zu beschädigen. Das war zwar nicht immer einfach, doch mit Geduld machbar. Das Feld war größer als erwartet und alles andere als rechteckig. Aber bald kam ich an ein Waldstück mit Nadelbäumen, das größtenteils begehbar war. Ich kam an eine Stelle, wo frisch gesägtes Holz lag und nahm mir einen stabilen Wanderstock aus Birkenholz.
Damit wurde das Weiterkommen wesentlich erleichtert. Als ich aus dem Wald wieder auf die Autobahn kam, sah ich eine große Karte und erkannte, dass ich an dem Ort schon vorbei war und die Autobahn daneben vorbei führt. Aber der nächste Ort schien die Fahrbahn zu unterbrechen und in 100 m war ein Fußgängerschild. So konnte ich, mit vielen Kurven, der Fahrtrichtung folgen und kam nach weiteren 4 km in dem Ort an.

Leider teilte eine Brücke die zwei Ortsteile, sodass der Verkehr nicht verlangsamt wurde. Daneben sah ich eine Tankstelle, die jedoch geschlossen war. So legte ich mich ins Gras, zog meine Schuhe aus und rastete kurz. Die Sonne war bereits untergegangen und so musste ich mich nach einem Schlafplatz umsehen, was nicht einfach war. Hier waren alle Grundstücke bewirtschaftet und so lief ich nördlich weiter. Nachdem auch der dritte Waldweg in einer Hofeinfahrt endete, baute ich mein Zelt neben einem Feld auf, wo kniehohes Unkraut wuchs und schlief sofort ein, nachdem ich erstaunt feststellte, dass keine einzige Zecke an meinem Körper krabbelte.

Bleiben in Malmö? Nö…

Der Himmel ist heute in ein einheitliches Weis getränkt. Nachdem ich mein Zelt abgebaut hatte, lief ich nach Norden. Im Nord-Osten soll sich die Straße befinden, die mich nach Stockholm bringt. Eine vorbei laufende Frau erklärte, ich müsse Richtung Hauptbahnhof. Ein Stück weiter kam ich an einem kleinen Fischmarkt vorbei und kaufte das teuerste Sandwich, für das ich jemals Geld ausgeben hatte. 100 Kronen! Doch leider geil: Lachs, Krabben, Pastete, Kaviar. Ich aß in einem nahe liegenden Park und beobachtete die gänseartigen, schwarz-weißen Vögel, wie sie im Boden herum pickten. Es schien fast so als würden sie das Gras fressen.

Den Bahnhof erreichte ich kurz darauf und kehrte erstmal in den Starbucks ein – wegen WLAN natürlich. Im Tourismusbüro gegenüber bekam ich zwei Landkarten, ein Stück Pappe und Tipps für meine Stationen. So werde ich mich der Ostküste entlang bewegen, da diese Strecke zwar länger, doch wesentlich schöner sei. Im Starbucks lieh ich mir einen Filzstift und schrieb mein Schild: „Kristianstad“, Rückseite: „Kalmar“. Jetzt muss ich nur noch die E22-Auffahrt finden. Fortsetzung folgt…


An der Auffahrt zur Autobahn war ein breiter Haltestreifen und es herrschte reger Verkehr. Dennoch dauerte es relativ lange, bis ich weiter kam. My, die in der IT-Branche beschäftigt ist, sehnte sich nach Gesellschaft und die Win-Win-Situation war perfekt. Sie nahm mich bis nach Kristianstad mit, da sie dort ihre Eltern besuchen wollte.

My und ich
My und ich

Es war erst 15:30 Uhr und so ließ ich mich an der Ausfahrt absetzen, in der Erwartung einen Anschluss nach Kalmar zu bekommen. Nach einer Weile des Wartens, in der Mitte zweier ineinander übergehenen Auffahrten, aß ich das restliche Roggenbrot, das ich noch aus Kopenhagen hatte. Als mir langweilig wurde, begann ich etwas Musik zu machen. Die Straßenlaterne eignete sich hervorragend, da zwei Abdeckungen unterschiedliche Klänge beim Anschlagen machten. Da auch nach mehreren Stunden niemand anhielt, entschied ich, zur nächsten Tankstelle zu laufen, die etwa drei Kilometer weg war. Dort stellte ich mich an den Kreisel und wartete erneut. Der Regen wurde stärker, sodass ich mein Schild bald nur noch mit beiden Händen halten konnte und immer mehr Feuchtigkeit durch meine Kleidung drang.

In etwa 200 Metern sah ich eine überdachte Bushaltestelle, die mich vor dem Regen schützte. Zum Glück hat der Rucksack der Nässe soweit standgehalten, dass meine Kleidung noch trocken war und so zog ich einen Pullover an. Es war bereits 20:30 Uhr und es kam nur alle 15 Minuten ein Auto.

Als der Regen etwas schwächer wurde, sah ich mir die nähere Umgebung an, um einen geeigneten Zeltplatz zu finden. Ich hatte mich schon darauf eingestellt, hier zu übernachten und plötzlich hielt doch jemand an. Pieter hat einen Studiengang über Nachhaltigkeit abgeschlossen, was mich sehr interessiert hat. So sprachen wir über alternative Agrarwirtschaft, die Endlichkeit von Ressourcen und die Notwendigkeit zum ökologischen Wandel. Später bot er an, dass ich bei ihm übernachten könnte. In Karlskrone, wo er wohnt, traf ich seine Freundin Nakyta, die mich freundlich empfing. Wir tranken Tee und sprachen über alles mögliche. Morgen früh wird Pieter mich nach Kalmar mitnehmen, wo er einen Wohnwagen kaufen möchte.

Pieter, Na
Pieter, Nakyta und ich

Ein Tag in Malmö

Dicke Regentropfen prasselten auf die Außenhülle des Zeltes, als ich von einem Motorengeräusch geweckt wurde. Ein Mähfahrzeug fuhr seine Bahnen immer wieder an meinem Zelt vorbei. Da ich jedoch dicht an Hecken, in einer Einbuchtung stand, wusste ich, dass hier nicht gemäht werden würde. Also wartete ich, bis das Geräusch des Regens leiser wurde, verließ das Zelt und lief ein Stück. An einem Spielplatz erkundigte ich mich nach einem naheliegenden Supermarkt und fand diesen nach 10 Geh-Minuten. Drei Croissants ein Kaffee – alles sau teuer. Ich sollte mich mal nach einem Job umsehen, wenn ich es hier bis zum Midsummer, der in einer Woche ist, aushalten will.

Hier am Strand sind überall Duschen installiert. Die sind zwar kalt und jeder kann zusehen, stört mich aber nicht. Viel mehr stört mich, dass ich mein Handtuch nicht mehr finde. Naja, die Kleider saugen das schon auf.

Da der Himmel wieder etwas blau zeigte, wusch ich gleich die Wäsche mit. Ein Spritzer Duschgel und selbst die stinkigsten Socken werden, auch mit kaltem Wasser, wieder frisch. Die Nachmittagssonne und der Küstenwind sorgten für eine zügige Trocknung. Da es bereits später Nachmittag war, wollte ich mein Zelt noch eine weitere Nacht stehen lassen, um am nächsten Morgen nach Stockholm aufzubrechen. Auf der Suche nach freiem WLAN, bin ich wieder in die Stadt zurück. Den Rucksack ließ ich im Zelt. Diebstahlparanoia heißt schleppen – nein danke!

Im Burger King erstmal bloggen und danach Falafel – köstlich… und das günstigste warme Essen, das man findet.

Zwei Falafel 50 Kronen (6,75 €) – das ist, für schwedische Verhältnisse, günstig. Die Stadt bietet keine lohnenswerten Bildmotive – zumindest dort, wo ich war. Owly war müde und blieb im Zelt – also kein Owl the World in Malmö. Hatte keinen Bock mehr zu laufen, also kaufte ich ein Busticket, das soviel kostet, wie ein Falafel und eine Stunde lang gültig ist. Das Fitness Studio, wo mich Kristoffer am Vortag absetzte, ist ganz in der Nähe meines Zeltes. Dort konnte ich meinen Akku zum aufladen abgeben und bin in der Zwischenzeit an den Strand, der auch dort liegt, gelaufen. Ich setzte mich in den Sand und blickte lange Zeit auf das Meer, über dem sich die rot leuchtende Sonne, dem Horizont immer weiter annäherte. Hin und wieder prüfte ich den Abstand zwischen Sonne und Horizont. Bei drei Fingern muss ich den Akku holen, sonst schließt das Studio. Gut geschätzt – 30 Minuten vor Schließung, 84 %.

Die letzten Momente des Tageslichts verbrachte ich lesend im Zelt. Als die Dunkelheit weiter lesen unmöglich machte, legte ich die enorm weg und schlief. Schön, dem Rhythmus der Natur folgen zu können…

Und weiter nach Schweden…

Nachdem ich mich von Henrik und Joëlle verabschiedet hatte, bin ich in Christiania in ein Café, Blog updaten.

Joëlle, Henrik und ich
Joëlle, Henrik und ich

Das Badehaus öffnet erst um 12:00 Uhr – das muss leider ausfallen. Aber das Wetter sieht heute gut aus; sicher wird sich unterwegs eine Wasserstelle finden. Schweden ist nicht mehr weit – ich könnte theoretisch rüber laufen. Werde aber wohl eher zum Flughafen fahren, um dort Trucker anzusprechen. Fortsetzung folgt…


Die Autobahnauffahrt war weit zu laufen, doch fünf Bananen für 10 Kronen haben den Weg erleichtert. Dort angekommen, dauerte es nicht allzu lange, bis ich aufgesammelt wurde. Ein Geschäftsführer eines IT-Unternehmens in Malmö war diesmal mein Fahrer. An der Grenze zu Schweden wurde zum ersten Mal mein Pass kontrolliert. Der Weg mit dem Zug dauere ungleich länger, da alle Passagiere kontrolliert würden.

Name vergessen...
Name vergessen…

In Malmö setzte man mich in der Nähe des Zentrums ab und so zog ich durch die Fußgängerzone. An einem Stadtplan blieb ich stehen und studiere die kartographische Lage der Stadt. Ich sehnte mich nach einer Dusche und sah, dass ein Campingplatz angegeben war.
Kurz darauf sprach mich einer an, ob er mir helfen könne. Ich erklärte, dass ich den Campingplatz ansteuere und fragte, wie ich am besten hin käme. Kristoffer war auf dem Weg ins Fitness Studio und nahm mich bis dorthin mit.

Kristoffer und ich
Kristoffer und ich

Von da aus müsste ich nur immer am Strand entlang laufen, was ich dann auch tat. Als ich in den Bootshafen kam, war ich unsicher, ob ich noch richtig bin und fragte die Leute dort. Man gab mir freundlich Auskunft, jedoch mit dem Zusatz, dass es noch ein gutes Stück weg sei. Als ich den Campingplatz fand und erfuhr, dass die Nacht im Zelt 240 Kronen kostet (400 = 50 €), schwand die Attraktivität der Dusche dahin. Ich fragte die Dame an der Rezeption, ob noch Mitarbeiter gesucht würden, was jedoch erfolglos blieb. WLAN ist auch kostenpflichtig. Auf dem Schild sind zwar vier Sterne, aber ersthaft: es ist ein scheiß Campingplatz mit Gras, wie überall. Wo kommen nur die ganzen Sterne her? Von dem popligen Minigolfplatz? Ich weiß auch nicht…
Naja, es soll hier phantastische Falafel geben. Das wird mein nächstes Ziel sein.

Da ich die knapp 6 km in die Stadt nicht nochmal laufen wollte, stieg ich in den nachsten Bus. Überraschenderweise kann man nicht mit Bargeld zahlen, nur mit der App der Verkehrsbetriebe. Der Busfahrer ließ mich dennoch mitfahren. In der Stadt ging ich in einen der vielen Imbisse und setzte mich zu einem anderen Gast an den Tisch. Ein Yogalehrer aus Uruguay, mit dem ich mich beim essen unterhielt. Später kamen zwei Bekannte von ihm, die mitteilen, dass ganz in der Nähe, eine Jazzband spielt – Eintritt frei. Ich bekundete mein Interesse und schloss mich an.

So saß ich bei guter Musik und netter Gesellschaft in einem Jazzclub Malmös, bis sich die Reihen lichteten. Zum Strand war es nicht mehr allzu weit und ich fand immer vereinzelt Menschen, die die Richtung angaben. Es hatte zuvor schon begonnen zu regnen, was sich auch bis zum nächsten Morgen nicht änderte.

Kopenhagen hält mich fest…

Gestern habe ich die Ladestation für mein Handy verloren, das ich nun nicht mehr aufladen kann. Werde mir heute ein neues kaufen. Noch 5 % viel kann ich nicht mehr schreiben. Ich hoffe auf ein update gegen Abend. Fortsetzung folgt…

…Hab ein „günstiges“ Handy gefunden. Schlechte Nachricht für alle, die über threema schreiben: das geht jetzt nicht mehr…


War die letzten Tage mit Henrik unterwegs. Wir teilen uns essen und verstehen uns super. Er hat angeboten, dass ich seine Familie in Norwegen besuchen kann. Sie leben am Strand in einem Fjord, etwa in der Mitte Norwegens. Bin am überlegen, ob ich nicht doch über Oslo ein Stück nördlicher, als erwartet fahren sollte…

Henrik und ich
Henrik und ich

Habe mich gegen Norwegen entschieden, zu weit und zu teuer… bleibe heute noch hier – echt schwer von hier weg zu kommen! Alle sind so freundlich und man lernt ständig neue Leute aus den unterschiedlichsten Ländern kennen. Gestern saß ich an einem Tisch mit Leuten aus Libyen, Gambia, Nigeria, Irak, Norwegen und Dänemark. Ein Austausch von wertvollen und  interessanten Gedanken. Vorgestern war ich mit Hendrik im botanischen Garten und auf dem Rückweg, wurden wir von Frauen, die Junggesellinenabschied feierten, angesprochen. Habe eine umarmt, einer anderen meine Handynummer und zwei weiteren ein Kondom gegeben. Sie hatten alle eine Liste um den Hals, was sie alles erledigen mussten – witzig.


Nachtrag:

Heute haben Henrik und ich Joëlle kennen gelernt. Sie kommt aus Hamburg, ist süße 18 Jahre alt und auch hierher getrampt. So hatten wir eine schöne gemeinsame Zeit zu dritt. Henrik hatte abends ein Vorstellungsgespräch – er wird wohl hier bleiben und zum Kopenhagener werden. Christiania hat noch immer nichts von seiner Anziehungskraft verloren, doch ich muss aus dem Gravitationsfeld entkommen, bevor ich auch komplett hinein gesogen werde…