Gara Vasara Tag 7

Hier ein Video vom Vorjahr auf englisch. 


Am letzten Tag des Festivals besuchte ich keine Kurse mehr – ich hatte alles mitgenommen, was mitzunehmen ist. Als ich die abgebaute Beleuchtung sah, wurde mir bewusst, dass Gara Vasara bald enden wird. Also hielt ich noch ein paar Impressionen fest.

Die Abschlusszeremonie war ohne Uhrzeit angegeben. Im Glauben, dass sie den ganzen Abend andauerd, fuhr ich mit Andris nochmal zum Supermarkt. Als ich zurück kam, was alles vorbei. Ich erfuhr, dass es Kuchen gab. Ein Geburtstagskuchen, denn an diesem Tag feiern alle gemeinsam ihre Wiedergeburt.

Ich war kaum 10 Minuten angekommen, als ich mit dem ersten Lieferwagen wieder nach Rīga musste. Dort lud ich die Fracht ab und baute im Anschluss mein Zelt auf.

Gara Vasara Tag 6

Videos und Bilder findest du hier und hier.


Ich wachte total entspannt auf, als sich die ersten erhoben und die Scheune verließen. Am Infostand entdeckte ich den Tantra-Kurs, den ich zuvor verpasst hatte. Die Teilnehmerzahl war auf 50 begrenzt und die Liste war bereits voll. So kam ich auf die Warteliste mit Aussicht, dass jemand absagt.

Ich ging zu dem Zelt, wo die Beratung für den Mayakalender gehalten wurde. So erfuhr ich, dass ich „Manik“ und Energietyp 9 bin. Die Aussagen zu meiner Persönlichkeit waren überraschend zutreffend und meine Zeit bei 1&1 zeigte ein Energietief. Bis 2028 soll es wieder bergauf gehen – das Gefühl hab ich jetzt schon.

Wie erhofft, konnte ich in der Liste aufrücken und bekam einen Platz für den Tantra-Kurs. Dieser fing mit Musik und ausgelassenem, unkoordiniertem Tanz an. Man lief quer durch den Raum und ließ den Körper von der Musik leiten. Danach bildete man Vierer-Gruppen und tanzte gemeinsam, bis sich zwei Vierer- zu einer Achter-Gruppe vereinten. Abwechselnd ging immer einer in die Mitte des Kreises und tanzte, während die anderen den Tanz imitierten. Dann wurden wir in vier Gruppen, nach den Elementen der Sternzeichen, aufgeteilt: Erde, Wasser, Feuer und Wind. Jede Gruppe sollte sich einen Tanz ausdenken, der ihr Element repräsentiert und diesen den anderen vortanzen, um somit die Energie des Elements auf die anderen zu übertragen. Die Erdelemete stampften, während die Wasserelemente Wellenbewegungen machten, die Feuerelemente, wie eine Flamme, nach oben sprangen und die Windelemente eine Frau drehend nach oben hoben, was beeindruckend aussah.

Nach dieser Aufwärmrunde war restlos jeder warm und man fand sich in Pärchen zusammen. Dazu sollte man durch den Raum laufen und das Element finden, dessen Eigenschaften man sucht. Ich steuerte auf Sintija zu und schaute ihr in die Augen. Sie bemerkte, dass sich mein Blick, in den letzten Tagen verändert habe – er sei kraftvoller und sicherer geworden. Ich sah Herzlichkeit und Liebe in ihren Augen – Eigenschaften, die ich lange von mir fern gehalten hatte. So setzten wir uns gegenüber, hielten uns an den Händen und aktivierten die Energien in uns indem wir durch den Mund atmeten und die vier Spielarten des Liebesspiels simulierten. Von animalisch bis zärtlich, tiefe Blicke austauschend, verloren wir sämtliche Hemmungen – es war, als wären wir die einzigen im Raum. Meine Hände kribbelten und meine Brust brannte, als wir unsere Position wechselten um Energien über die Chakren auszutauschen. Worte können nicht mal ansatzweise beschreiben, was ich dabei empfand. Es war wundervoll. Als ich aus dem Kurs kam, schwebte ich regelrecht über das Gelände – mein Energiespeicher war randvoll.

Ich wollte einkaufen gehen und fragte, ob jemand die gleiche Absicht hätte. An der Information erfuhr ich, dass eine weitere Frau Geld abheben wollte und ebenfalls eine Mitfahrgelegenheit suchte. Ich fand schließlich zwei der Helfer, die zum Supermarkt fahren wollten und zwei freie Plätze hatten. So ging ich erneut zum Infostand, doch die Frau war nicht aufzufinden. Also hob ich etwas mehr Geld ab und gab 20 € her. Die Frau ging später auf mich zu, bedankte sich und versprach mir das Geld in den Magic Garden zu bringen.

Sintija fuhr auch mit, da sie nach Hause musste und wir setzten sie an einer Fährstelle ab. Wir unterhielten uns etwas und sie schenkte mir einen Stein, den ich seitdem immer um den Hals trage. Ich war so im Augenblick gefangen, dass ich nicht auf den Gedanken Gedanken kam ein Selfi zu machen.

Zurück auf dem Festival, suchte ich Kaie, eine Frau aus Estland, die in meiner Sharing-Gruppe war. Sie hatte kein Geld für das Zimmer mehr und suchte eine Schlafmöglichkeit. So bot ich ihr mein Zelt an, das sowieso die ganze Woche über leer stand.

Am Abend fanden sich alle in der Scheune ein. Einige begannen zu singen und immer mehr stimmten ein. Zwei Helfer gingen durch die Reihen und rollten ein großes Knäuel Seil auf, dass jeder der Gäste festhielt. Mir gefiel diese Metapher der Verbundenheit und ich sang mit: „Rami Rami Rami Rami…“, was soviel heißt, wie gemütlich. Danach wurden Augenbinden angelegt und man nahm, statt des Seils, die Hand des Nachbarn. So wurde die gesamte Gruppe nach draußen geführt und fand sich, in Zweier-Reihen unter einem Baum wieder. Sufi, ein russischer Philosoph, ließ einige Briefe vorlesen, die von den Erfahrungen und der Transformation an diesem Ort berichteten.

Später verbrachte ich die Zeit am Feuer und ging schließlich schlafen.

Gara Vasara Tag 5

Ich habe erkannt, dass das Reflektieren und Rationalisieren der Erlebnisse mich an meinem Fortschritt hindert. Deshalb werde ich den Blog vorerst auf Eis legen.


Was ich in den letzten Tagen erlebte, lässt sich nur schwer in Worte fassen. Worte können nicht beschreiben, was auf emotionaler Ebene geschieht, da Worte dem Verstand entspringen und nur dort Anwendung finden. Wenn es um Herzensangelegenheiten geht, kennt der Verstand keine Beschreibung, da er nicht daran beteiligt ist.

Fakt ist, dass diese Woche etwas in mir verändert hat, wovon ich ein Leben lang profitieren werde. Mein Geist war noch nie so klar, mein Herz noch nie so erfüllt. Was Psychiatrie in Jahren nicht schafft, schafft Gara Vasara in fünf Tagen – mit Nachhaltigkeitsgarantie und ohne Psychopharmaka, Freiheitsentzug oder dämliche Pseudotherapien, die eh nichts bringen.


Entspannende Musik holte mich sanft aus der Traumwelt, als ich am Morgen aufwachte -der Meditationskurs war in vollem Gange. Ich stand auf und ging zum Infostand. Dort machte ich Kaffee und schaute mir den Kursplan an.

Nach einigen kleinen Helfertätigkeiten, besuchte ich den Tantra-Kurs mit Schwerpunkt Sexualität, der von Juris und Bahvani geleitet wurde. In diesem wurde über die unterschiedlichen Sextypen und deren Verbindung zu der dominierenden Ausrichtung der Chakren. Die Aufwärmrunde beinhaltetete Übungen um Energie in das Erdchakra, das sich im Intimbereich befindet, zu leiten.

In der Partnerrunde wurden Paare aus Shivas (Männer) und Satis (Frauen) gebildet. Hände haltend, schaute man sich tief in die Augen, bevor die Shivas ihre schlossen, während die Shantis durch den Raum liefen und sanfte Berührungen schenkten. Als ich dann meine Augen öffnete, Stand eine andere Shanti vor mir und wir blickten uns in die Seele. Daraufhin liefen die Shivas umher und gaben die Zärtlichkeiten zurück, die sie zuvor empfangen hatten. Die Hände auf der Brust, wurden erneut Blicke ausgetauscht. Mein Gesicht war voller Tränen, als ich in die Augen einer Göttin blickte und mein Herz von bedingungsloser Liebe erfüllt war.

Nach diesem Kurs war ich emotional so mitgenommen, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Ich musste wieder runter kommen und mich erden. So lief ich den Waldwanderweg entlang und dachte nach. An einer kleinen Holzbrücke sah ich ein Schild mit der Aufschrift: „Come back to a space where your heart has the ability to communicate with you“. Neugierig kletterte ich den Hang hinauf und fand eine Höhle im Felsen.

Der Boden war mit Sand aufgefüllt ich konnte bequem kriechend eintreten. Im Inneren der Höhle, war ein Gewölbe, in dem man aufrecht sitzen konnte. Ich hörte die Stille in meinen Ohren, wie das Abklingen, nach einem lauen Geräusch, wenn sich das Ohr, von der Überreizung, erholt. Ich setzte mich in den Schneidersitz und meditierte. Nach einer Weile wurde mir alles klar, was mein Verstand erfolglos zu erkennen versuchte.

Voller Elan und Freude, ging ich zum Festivalgelände zurück.


Bevor ich den Tag abschließen kann, muss ich mir den Kursplan nochmal ansehen.


Die Menschendichte nahm zu – viele neue Gesichter waren zu sehen. Neben den Wochentickets, wurden auch Wochenend- und Tagestickets verkauft – für die, die sich die 300 € nicht leisten konnten.

Der Kursplan kündigte einen Vortrag über den Mayakalender an und ich ging hin. Nach einer Weile verließ ich ihn wieder, da ich hörte, dass es später auch individuelle Beratung geben würde.

Für das Abendprogramm war eine Gongnacht angekündigt. Alle Gäste und Helfer nahmen ihre Matten und Decken mit in die Scheune, deren Boden bald vollständig bedeckt war. Zwölf Gongs standen auf der Bühne, geschlagen und gerieben von zwei Musikern. Gespielt wurde in zwei Schichten bis vier Uhr, wie ich erfuhr. Doch die unwirklichen Töne der Gongs, wiegten mich schon sehr bald in den Schlaf.

Gara Vasara Tag 4

Mein Wecker klingelte um 6 Uhr und ich war alles andere als erfreut darüber. Dennoch raffte ich mich auf und machte mir Kaffee um im Anschluss in das Buddha-Haus zu gehen, wo der Yogakurs stattfand. Der hatte zwar schon begonnen, aber nur wenige Minuten zuvor. Leider war der ganze Kurs auf russisch und kein Dolmetscher anwesend. Doch der gute Beobachter erkennt, auch ohne Sprache, was zu tun ist. Das Niveau war selbst für Anfänger durchführbar, aber nach drei Stunden durchaus anstrengend.

Heute gibt es vier verschiedene Tantra-Workshops, von denen ich zwei belegen werde.

Den ersten Workshop verpasste ich, doch der sei auch am nächsten Tag, sagte man mir. Ich nutzte die Zeit um, unter der Dusche, meine Wäsche zu waschen. Als ich fertig war, regnete es – na toll. Dann werde ich wohl die nächste Zeit ohne T-Shirt rum laufen – das stört hier eh keinen.

Um 14:30 Uhr begann der Tantra-Workshop, zu dem so viele kamen, dass der Raum komplett ausgefüllt war. Pepe, der auch die Zen-Meditation und das Trance Dance machte, erklärte, was Tantra ist und das der sexuelle Aspekt nur einen kleinen Teil dieser, wesentlich umfassenderen Philosophie ausmacht – seine Partnerin übersetzte auf russisch. In der Aufwärmrunde, wurden Bewegungsübungen ausgeführt, mit dem Ziel, seinen Körper bewusst zu spüren. Im praktischen Teil wurden verschiedene Mantras einstudiert, angefangen mit dem bekanntesten – dem „ommm“.


Mantras sind Worte, die, beim Aussprechen, eine Vibration, einer bestimmten Frequenz, im Körper erzeugen. Es gibt für jedes, der sieben Chakren im Körper, ein bestimmtes Mantra – wobei das siebte, das das dritte Auge anspricht, von innen kommt und nicht ausgesprochen wird.


Es folgte eine Partnerübung, bei der man Rücken an Rücken saß und die Arme ineinander verschränkte. Dabei atmete man gemeinsam und synchronisierte sein Mantra mit dem Partner um die Energien zu vereinen.

Dann nahm Pepe seine Bongo-Trommel und spielte einen Rhythmus, zu dem man sich frei bewegen sollte, um anschließend in eine liegende Position zu wechseln – das alles geschah mit geschlossen Augen. Und während alle am Boden lagen, summte Pepe leise und ließ leise Glocken klingen, während er durch den Raum lief. Seine Partnerin zündete, zur gleichen Zeit, Räucherwerk an, dessen Geruch den ganzen Raum erfüllte und sang sanft indische Lieder, ebenfalls Klockengeräusche erzeugend.

Tiefenentspannt kam ich aus dem „Buddha House“ und wurde von der Sonne begrüßt. Also holte ich meine nasse Wäsche, suchte ein Schnur und hängte sie auf. Ich verpasste die nächste Meditation  – „Open Heart Meditation “ und half stattdessen den Männern bei Reparaturarbeiten.

Es wurde langsam kälter und ich wollte mir irgendwann doch was anziehen. So ging ich zu meinem Zelt und zündete mir, nachdem ich das Festivalgelände verlassen hatte, eine Zigarette an. Plötzlich rannte jemand an mir vorbei, nahm meine Hand und zog mich mit, „blueberries, blueberries“ ausrufend.

Wir sind uns zuvor schon, im Infozelt begegnet und hatten uns kurz bekannt gemacht – auch eine Helferin. Ich rannte den schmalen, abschüssigen Waldweg herunter und folgte ihr. Sie gab ein zügiges Tempo vor und der Boden war, vom Regen, aufgeweicht. Ich ließ die Zigarette fallen, beschleunigte und folgte den gelockten, dunkelblonden Haaren, die vom Regen durchnässt waren.

An einer Steigung, holte ich sie ein. Sie zeigte auf die, etwa 20 cm hohen Pflanzen, die am Wegrand wuchsen und forderte mich auf ihr beim pflücken zu helfen. Während wir die Heidelbeeren sammelten und uns unterhielten, stellte sich heraus, dass Sarah aus Freiburg kommt. Liebliche Melodien summend, pflückte sie die Beeren und trug sie, wie das Mädchen die Sterne im Sterntaler-Märchen, in ihrem Kleid.

Als wir genug gesammelt hatten, gingen wir den Weg zurück und sie zeigte mir die verschiedenen Pflanzen und deren Verwendungsmöglichkeiten. Wir sprachen über die Veränderung der Gesellschaft und ich blickte in ihre hellblau leuchtenden Augen, die meinen Blick fesselten.

Zurück auf dem Festival, trennten wir uns wieder, da sie eine Besprechung ihrer Helfergruppe hatte. Als ich wieder bei meiner Gruppe war, stellte ich fest, dass ich immer noch kein T-Shirt an hatte und ging erneut zum Zelt. Dort zog ich mich um und bloggte.

Am Abend saßen wir am Feuer und Igor holte seine Digeridoos, eine Harmonika, die wie ein Buch aussieht und einen konstanten Ton erzeugt, sowie eine Klangschale. So saßen wir lange in der Runde, bevor ich schließlich schlafen ging.

Gara Vasara Tag 3

Die Lichter in der Scheune waren schon eingeschaltet, als ich gegen 6:30 Uhr aufwachte. Die Tontechniker bereiteten den Sound für die Morgenmeditation vor. Ich bestellte mir Kaffee und war noch leicht benommen vom gestrigen Abend – meine Beine fühlten sich wie Gummi an. Ich wollte meine Zähne putzen und ging zur Scheune zurück um meine Zahnbürste zu holen.

Als ich eintrat, war die Meditation schon im Gange. Die Einführung hatte ich verpasst, doch ich nahm schnell meine Matte und machte mit. Der Kurs heißt Osho Active Meditation und ist der intensivste von allen. Dabei wird wild mit den Armen gewedelt, Säcke werden auf den Boden geschlagen und viel geschien. Das war mir etwas zu aktiv; außerdem wartete mein Kaffee auf mich und so verließ ich die Scheune wieder.

Draußen auf dem Rasen war ein Kreis einer anderen Gruppe, die hüpfend und schreiend, gefolgt von Yogaübungen in den Tag starteten. Ich füllte die Wasserbehälter und Becher auf und bloggte erstmal.

Der Kurs, den ich gestern verpasst hatte, ist heute nochmal – „Open Clarity“ mit Neeru. Das lass ich mir nicht wieder entgehen.

Ich hatte Küchendienst und schnitt Gemüse, bevor der Kurs anfing.

Der Kurs mit Neeru war überwältigend. Sie sprach über das Leben im Augenblick, sich selbst zu akzeptieren und das unser Verstand uns daran hindert frei zu sein. Dabei strahlte sie einen übergreifenden Enthusiasmus aus, der durch Bewegungen und Sprache an Kraft gewann. Sie forderte alle auf es ihr gleich zu tun, tief durch den Mund zu atmen um sich selbst zu spüren. Dann bat sie eine der Chinesinnen, auf dem Stuhl neben ihr Platz zu nehmen und konfrontierte sie mit der Maske des Lächelns, das sie trägt. Sie solle echt sein und darauf scheißen, was andere vermeintlich erwarten. Es war eine hoch emotionale Situation, als sie, in ihrer Sprache, die Worte „ich scheiß drauf“ aussprach und nicht dabei lachen sollte. Ich weine noch immer, wenn ich daran zurück denke.

Juris hatte am Vortag angekündigt, dass heute ein Tag des Schweigens sein wird. Außerdem soll auf Sex und Masturbation verzichtet werden. Grund ist, dass keine Energie verschwendet werden soll, da diese für das heutige Sharing benötigt werde.

Um 14:30 Uhr besuchte ich einen Kurs über Zen-Meditation. Nach der Einführung, in der der Begriff, seine Herkunft und seine, daraus resultierenden, Ausprägungen erläutert wurden, begann der praktische Teil. Darin wurde die Haltung, die Atmung und die Technik vermittelt. Zen-Meditation hat ihren Ursprung in Japan und ist die essenziellste Form der Meditation. Ziel ist es zu sein, in vollem Bewusstsein, den Moment fest zu halten. Anders als bei anderen Arten von Meditation, bleiben die Augen geöffnet, um die angestrebte Leere nicht durch mentale Bilder zu stören. Nach der Meditation in sitzender Position, die von der traditionellen japanischen Bambusflöte begleitet wurde, folgte eine Praxiseinheit, die im gehen ausgeführt wird. Dabei setzt man jeden Schritt, flüssig, in Zeitlupe und synchron mit der Atmung vor den anderen. Durch das fokussieren auf den Vorgang, wird der innere Dialog ausgeschaltet, was eine tief befriedigende Wirkung hat.

Anschließend ging ich zur Scheune, wo ich die Sitzkreise für das Sharing vorbereitete. Im Sitzkreis sollte jeder sein intimstes Erlebnis, der letzten Tagen offenbaren und was es in einem verändert hat. Unsere Gesprächsrunde dauerte noch bis lange nach dem offiziellen Ende.

Zum Abendprogramm wurde aktiv mitgesungen, während ein Musiker ein Saiteninstrument spielte. Später kam der Zen-Master mit seiner Flöte und danach der Musiker, der das Konzert im Magic Garden hielt, dazu. Anschließend spielte dieser draußen in der Chillout-Zone noch sein Abschiedskonzert.

Ich bereitete die Scheune für die Morgenmeditation vor und legte mich hin, da ich fit für den Yogakurs um 6:30 Uhr sein wollte. Vom Inneren der Scheune konnte man die beruhigende Musik gut hören, die mich sanftin den Schlaf trug.

Gara Vasara Tag 2

Das Klopfen eines Spechtes weckte mich, während die Sonne auf mein Zelt schien. Ich schaute auf die Uhr und erkannte, dass ich die Morgenmeditation, die um 7:30 Uhr beginnt, wieder verpasst hatte. So frühstückte ich erstmal und ging anschließend duschen. Es war bereits nach 11 Uhr und so verpasste ich auch den Kurs über Lebensfreude – schade.

Ich wollte einkaufen, doch der nächste Supermarkt ist etwa 10 km entfernt. Ich erfuhr, dass einige chinesische Gäste die gleiche Absicht hatten und so begleitete ich sie. Danach gab es Mittagessen und am Nachmittag besuchte ich einen Workshop über Atemtechnik.

Ich begegnete Juris, der ein bevor stehendes Meeting ankündigte, in dem der Ablauf für das Abendprogramm besprochen werde, zu dem ich eingeteilt sei.

In der großen Scheune sollte ein Konzert stattfinden. Während des Soundchecks, richteten eir die Sitzkissen, die aus mit Stroh gefüllten Reissäcken bestanden und fegten, mit selbst gemachten Hexenbesen, das herum liegende Stroh zur Seite.

Die Band bestand aus sieben Musikern: Bongo, Hangdrum, Pauke, zweiseitige Streichinstrumente, Flöten, Digeridoo und das, was sich wie ein Gummiband anhört, begleitet von traditionellem Gesang.

Der Soundcheck  verlief problematisch und so ließen wir die Gäste nochmal raus, diese bekamen ihre 5 € Eintritt, der vollständig an die Musiker geht, zurück und mussten noch warten. Ich nutzte die Zeit um zu bloggen.

Das erste Konzert begann mit einer Stunde Verspätung. Es waren vier Musiker mit sieben Instrumenten, darunter der Schamane. Zu Beginn saßen alle noch auf ihren Kissen, doch im Laufe der Show standen immer mehr auf und bewegten sich – bald waren alle auf ihren Beinen und tanzen sich in Extase. Die Musiker waren extrem gut – top of the world, wie Juris meinte.

Das zweite Konzert folgte im Anschluss. Während des Soundchecks fegte ich wieder und war von der Profesionalität der nächsten Musiker begeistert. Sie wurden als „Trance Dance“ angekündigt. Ein Duo mit Flöten, großen Trommeln, Digeridoo und Zupfinstrumenten. Die Vorführung begann ruhig und steigerte sich immer mehr – alle im Raum tanzten und schrien schließlich. Zu den schnellen Bongo-Rhythmen stieß der Frontmann immer wieder euphorische Laute aus und sang afrikanisch und australisch klingende Hymnen. Das Programm endete mit einer Cool-Down-Phase, bei der sich alle erschöpft auf den Boden legten. Der Körper fuhr angenehm runter und die harmonischen, gut einstudierten Klänge, sorgten für ein weiches Dahingleiten.

Die Nacht verbrachte ich mit Guido in der Scheune, da wir Wachdienst hatten.

Gara Vasara Tag 1

Hier gibt es kein WLAN, weshalb ich vorerst keine Bilder uploaden werde. Diese werden aber nach dem Festival noch ergänzt. Vielleicht hast Du schon bemerkt, dass die letzten Berichte verhältnismäßig knapp ausgefallen sind. Der Grund ist einfach: ich hab keine Zeit und oft auch wenig Motivation dafür. Außerdem gibt es hier eine Raucher- und eine Handyzone, die beide eng begrenzt sind – von den zahlreichen Gesprächspartner ganz zu schweigen. 


Wie bereits erwähnt, dauert das Festival eine Woche. Dabei bestehen die ersten fünf Tage aus verschiedenen Workshops und an den letzten beiden Tagen ist Festlichkeit angesagt. Das Angebot ist breit gefächert und wird von Meistern in unterschiedlichsten Gebieten geleitet. So gibt es Meditation, Atemtechnik, Yoga, Tantra, Tanz, Gesang und vieles mehr. Kurz gesagt: alles was der Seele gut tut.


Nachdem ich mein Zelt verließ, schaute ich mich auf dem Gelände um – ein großes Areal, das hübsch dekoriert war. Owly blieb im Magic Garden, weil er noch in der Sonne liegen wollte.

Ich half überall mit, wo man mich brauchte und besuchte  gegen Abend die Eventscheune. Dort fand ein Sharing statt, wo, in Fünfergruppen, jeder erzählte, weshalb er hier ist.

Im Anschluss gab es Essen und um 20 Uhr begann die Einführung, wo alle Meister ihre Kurse vorstellten. Danach kam ein russischer Schamane auf die Bühne. Leider war kein Dolmetscher dabei, doch man konnte erahnen, was zu tun ist. Es wurden getrocknete Pflanzen angezündet und der Geruch des Rauchs erfüllte den Raum. Dann begann eine kontrollierte Atmung, die immer schneller wurde, bis sie in lautem Schreien endete – bei jedem Ausatmen wurde HA geschriehen und dabei mit beiden Händen eine ruckartige Bewegung ausgeführt. Zwischendurch kam eine Entspannungsphase mit langen Atemzügen eingelegt. Der Schamane, der die Übungen vormachte, schwenkte dabei vier Fahnen und hatte eine kraftvolle und packende Ausstrahlung, während er seine Laute brüllte. Als nächstes standen alle auf und der Schamane begann zu trommeln und weitete Schreie auszustoßen, ein anderer begleitete ihn mit einem Gummiband, das zwischen seinen Zähnen klemmte. Dabei ließ man sich gehen, tanzte und schrie nach Belieben. Zum Abschluss lag man und hörte den nachgeahmten Tierstimmen und beruhigenden Naturgeräusche, während der Organismus wieder herunter fuhr.

Nach dieser Show war der Tag auch schon vorbei und das Zelt empfing mich einladend.

Gara Vasara – Tag 0

Am Morgen waren noch einige Konzertgäste da, die hier übernachtet hatten. Als ich ins Büro kam, sah ich, wie einer eine Schröpfanwendung bekam. Dabei werden Glasbehälter auf die Haut gesetzt und ein Unterdruck erzeugt, der die Haut in das Glas saugt. Dadurch werde die Durchblutung angeregt, auch wenn es abenteuerlich aussieht.

Das Wegeprojekt war noch lange nicht fertig. Doch der Temaskal hatte seine gewünschte Größe erreicht und ich brauchte eine neue Sandquelle. Also grub ich ein weiteres Loch, wo eine Gästetoilette entstehen soll.

Das Festival, das eine Woche lang dauert, sollte am Folgetag beginnen. Leider war ich so mit graben beschäftigt, dass ich die Abfahrt verpasste. Ich sprach mit Juris und erfuhr, dass Agnes später ein paar Sachen abholen werde und mich mitnehmen könne.

Ich verpasste Owly ein Bad und ließ ihn in der Sonne trocknen. Danach grub ich weiter, bis Agnes und Martin, unser Fahrer, eintrafen. Ich aß noch etwas Bruchweizen mit Humus,  einer Paste auf Bohnenbasis und Salat und beobachtete, wie einer Agnes die Hand auf die Stirn legte und mit der anderen Hand, in etwa 20 cm über ihrem Bauch, sanft hin und her strich. Damit streichelte er ihren Berührungspunkt und ihre Kopfschmerzen verschwanden.

Wir sammelten an verschiedenen Stellen noch Material ein und stoppten bei Agnes Mutter, die biologisch abbaubares Waschmittel vertreibt. Nun kann ich endlich bedenkenlos meine Wäsche in der Natur waschen.

Anschließend fuhren wir auf das Festivalgelände, wo ich, bis zum Einbruch der Dunkelheit, beim Aufbau der Bambushütte mithalf. Müde zog ich mich in mein Zelt zurück und schlief sofort ein.

Das Konzert

Nach der morgendlichen Kaffeeroutine, hob ich vor der Bühne zwei Löcher aus – dort sollen Feuerstellen entstehen. Paletten, die im Kreis darum platziert werden, dienen als Sitzmöglichkeiten. Ich nahm die erste Grasschicht der Pfade ab und kippte die Erde vor den Zaun, wo irgendwann Pflanzen gesät werden. Dann füllte ich mit Sand aus dem Temaskal-Loch auf. Der helle Sand ergab einen deutlichen Kontrast zu der dunklen Erde und lässt die Wege leuchten.

Andris kam später und wollte einkaufen fahren. Ich begleitete ihn und wir kauften verbotene Früchte – Fleisch! Als wir zurück kamen, trafen bereits die ersten Gäste ein und ich beeilte mich um zumindest die Hauptpfade zu verbinden.

Danach half ich den anderen mit den Schildern. Als ich das Schild für Raucherzone, die sich am Aussichtsturm befindet, platzierte, traf ich zwei Gäste und wir unterhielten uns lange. Ich zeigte den beiden das Loch, wo der Tamaskal sein wird und brachte Oskar, der das Wohnhaus für Agnes baut, seinen Hammer zurück. Dort blieb ich eine Weile am Feuer sitzen und ging danach duschen.

Das Konzert war in vollem Gange. Ein Musiker, der traditionelle und meditative Musik zum mitmachen zum Besten gab, die etwas an Indien erinnert. Leider verpasste ich die Show und hörte nur im vorbei gehen zu.

Nach der erfrischenden Abkühlung, traf ich die beiden Gäste wieder und Christian, mit dem ich die Bühne aufgebaut hatte, kam hinzu. Als auch Andris eintraf, baute ich aus Metallstäben, Backsteinen und Drahtzaun, einen improvisierten Grill und bereitete die Spieße vor. So saßen wir am Feuer und grillten – eine super Idee, denn wegen des Konzerts, fiel das Abendessen aus.

Insomnia

Der Schlaf hatte sich entschieden nicht einzutreten. Ich versuchte meine Atmung zu regulieren, um den Vorgang zu beschleunigen, war jedoch zu aufgeregt und fand einfach keine Ruhe. So blickte ich aus dem Zelt auf den Aussichtsturm und beschloss ihn zu erklimmen. Es war fast 4 Uhr und die Dunkelheit tauchte alles in diffuse Schatten, als ich die Stufen der schwankenden Bambuskonstruktion hinauf stieg. Ein mulmiges Gefühl begleitete meinen Aufstieg und die Flexibilität des Turms leistete ihren Beitrag. So saß ich auf der Plattform und dachte nach – der perfekte Nachdenkstuhl.

Ich ging zum Zelt und versuchte erneut zu schlafen, doch das Adrenalin schoss noch immer durch meine Venen. Die Dämmerung brach an und ich hatte noch Energiereserven. So ging ich zum Loch um weiter zu graben.

Als ich die dunkle Erdschicht abgetragen hatte, machte ich Feuer und setzte Wasser für Kaffee auf. Doch die Erschöpfung war stärker als das Koffein und so hielt ich anschließend Mittagsschlaf.

Ich hörte das Klappern des Schubkarrens und folgte dem Geräusch. Ein neuer Helfer war hinzu gekommen und schaufelte den Schutt aus der Feuerstelle, wo Andris und ich am Vortag Baumstümpfe verbrannt hatten. Ich nahm eine Schaufel aus dem Werkzeugcontainer und half ihm dabei. Damit der Schutthaufen, den wir auftürmten, natürlicher wirkt, bedeckte ich ihn mit trockenen Zweigen. Als der Schubkarren dann wieder frei war, fuhr ich mit den Wegen fort – denn dann konnte ich aus dem Loch den hellen Sand nehmen.


Die Sauna, die dort entsteht, wird ein traditioneller Temaskal, wie ihn die südamerikanischen Urvölker benutzten. So wird, außerhalb des Temaskals, ein großes Feuer gemacht, in das Steine gelegt werden. Wenn diese glühen, werden sie singend mit Schaufeln in das Loch in der Mitte getragen – einem schamanistischen Ritual folgend.


Und wieder saßen wir abends am Feuer. Später kamen die anderen vorbei und wir besprachen den Ablauf für das Konzert am Folgetag.