Projekt Temaskal

Als ich aufstand, war niemand wach. Andris kam erst morgens zurück und schlief noch, Juris und Bawani hatten den Wohnwagen noch nicht verlassen und alle anderen waren auf dem Festivalgelände, das 90 km weit weg ist, um dort aufzubauen. Das große Festival ist zwar erst am Ende des Monats, doch es gibt eine Menge zu tun. So machte ich erstmal Feuer und setzte Wasser für Kaffee auf.

Der Zaun sollte bis zum kleinen Festival, das hier am Samstag steigt, fertig werden und so entgratete ich Bambus, da man für das zusammen binden zu zweit sein muss. Ich wollte nicht zuviel vorbereiten, da ich wusste, dass die Schnur ausgehen würde. Also machte ich mit den Wegen weiter.

Der helle Sand, den ich dafür benötigte, liegt unter einem Meter Tiefe – darüber liegt dunkler Sand. Der Aushub der neuen Toilette war bald aufgebraucht und so nahm ich Sand aus der Tempelanlage, die schon ausgehoben war. Ich wollte nicht tiefer graben und begradigte lediglich die Seiten.

Als Andris kam, machten wir mit dem Zaun weiter, bis die Schnur ausging. Anschließend machte ich wieder mit den Wegen weiter.

Ich frage Juris wie tief ich beim Tempel graben kann und er erklärte, dass es nicht tiefer sein sollte, als es schon war. Es gäbe jedoch eine andere Stelle, von der ich Sand holen könne und er führte mich dorthin.

Das Grundstück ist so groß, dass ich die Stelle, wohin wir gingen, gar noch nicht gesehen hatte. Der beste Flecken überhaupt – wie ein Zauberwald aus dem Märchenbuch mit den Hopfenpflanzen, die, neben Bäumen, wie Säulen vom Blätterdach herunter hängen. Da Bäume und Sträucher ringsum alles verschließen, wirkt es wie eine Kuppel in deren Mitte eine Sauna entstehen soll. Ich wollte dieses Projekt unbedingt haben und Juris hatte nichts dagegen.

So hob ich ein weiteres Loch aus, bis die Dunkelheit es unmöglich machte hellen und dunklen Sand zu unterscheiden. Danach war ich richtig müde, bloggte aber trotzdem, da ich keine Gesellschaft hatte.

Owl the World – Magic Garden

Owly im Magic Garden 1 - beim Bühnenbau
Owly im Magic Garden 1 – beim Bühnenbau
Owly im Magic Garden 2 - im Kräuterbeet
Owly im Magic Garden 2 – im Kräuterbeet
Owly im Magic Garden 3 - die Regeln
Owly im Magic Garden 3 – die Regeln
Owly bei Ieva Zuhause 1 - ein neuer Freund
Owly bei Ieva Zuhause 1 – ein neuer Freund
Owly bei Ieva Zuhause 2
Owly bei Ieva Zuhause 2
Owly im Magic Garden 4 - noch ein Freund
Owly im Magic Garden 4 – noch ein Freund
Owly im
Owly im Magic Garden 5 – die Höhle 1
Owly im Magic Garden 6 - die Höhle 2
Owly im Magic Garden 6 – die Höhle 2
Owly im Magic Garden 5
Owly im Magic Garden 7 – die Sitzniesche 
Owly im Magic Garden  7 - das Infoboard
Owly im Magic Garden 8 – das Infoboard
Owly im Magic Garden  9
Owly im Magic Garden 9
Owly im Magic Garden 10 - der Briefkasten
Owly im Magic Garden 10 – der Briefkasten
Owly im Magic Garden  11
Owly im Magic Garden 11
Owly im Magic Garden  12
Owly im Magic Garden 12
Owly im Magic Garden 13 - Strom und Wasser
Owly im Magic Garden 13 – Strom und Wasser (und Buddha)
Owly im Magic Garden 14 - im Kräuterbeet
Owly im Magic Garden 14 – im Kräuterbeet
Owly im Magic Garden 15 - im Büro
Owly im Magic Garden 15 – im Büro
Owly im Magic Garden 16 - Dusche und Spüle
Owly im Magic Garden 16 – Dusche und Spüle
Owly im Magic Garden 16 - der Herd
Owly im Magic Garden 17 – der Herd
Owly im Magic Garden 18
Owly im Magic Garden 18
Owly im Magic Garden 19 - auf dem Aussichtsturm
Owly im Magic Garden 19 – auf dem Aussichtsturm
Owly im Magic Garden 20 - das Gewächshaus von innen
Owly im Magic Garden 20 – das Gewächshaus von innen
Owly im Magic Garden 21 - das Gewächshaus von außen
Owly im Magic Garden 21 – das Gewächshaus von außen
Owly im Magic Garden 22 - das große Gewächshaus
Owly im Magic Garden 22 – das große Gewächshaus

Der lang ersehnte Folgetermin


Nachtrag


Heute ist es endlich soweit. Der Zahnarzttermin, der mich so lange hier fest gehalten hat, findet um 12 Uhr statt. Also Ortszeit – das heißt 11 Uhr in Deutschland.

Am Morgen hob ich das Loch aus, wo die neue Toilette hin kommt und nahm den Sand um Löcher auf den Wegen zu schließen. Außerdem sägte ich die kleinen, aus dem Boden heraus stehenden Stielreste ab, damit man barfuß laufen kann, ohne sich zu pieksen.

Es handelt sich um eine ökologische Toilette. Statt einer Spülung, nimmt man eine Hand voll Sägespäne und bedeckt sein Geschäft damit. Dadurch kommt ein chemischer Prozess in Gang und nach einer Weile entsteht daraus bester Humus, der für den Garten verwendet wird.

Die ökologische Toilette
Die ökologische Toilette

Ich musste daran denken, wie blöd es ist, Chemie-Toiletten zu verwenden und die Felder ebenso mit Chemie zu behandeln, wo es doch viel einfacher ginge.

Die Behandlung dauerte eine Stunde und ich habe einen weiteren Folgetermin in zwei Wochen. Die Wurzelkanäle waren wohl noch nicht so weit um geschlossen zu werden.

Als ich vom Zahnarzt zurück kam, half ich Andrey den Zaun zu errichten und ging anschließend einkaufen – Bier und Knabberzeug.

Der Zaun, der das Areal abgenzt, könnte den Anschein erwecken, dass er niemanden davon abhalten könnte, das Grundstück zu betreten, doch alle sind hier willkommen und so hat der Zaun eher eine dekorative Funktion.

Am Abend war das Feuer unsere einzige Lichtquelle und sorgte für wohlige Wärme.


Nachtrag


 

Vorbereitungen für das Festival

Da der vorangegangene Abend etwas ausgelassener verlief, war der Morgen geprägt von Kopfschmerzen. Ich schlief recht lange – wesentlich länger als gewohnt. Nachdem ich aufgestanden war, fragte Ieva, ob ich Lust hätte mit zu ihr zu kommen und ich sagte zu.

Andrey, mein Zeltnachbar, fuhr und so kauften wir unterwegs Zutaten für das Mittagessen ein. Ieva wohnt in einem Nachbarort, der direkt an Rīga angrenzt. Bei ihr angekommen,  kochten wir gemeinsam und aßen die gefüllten Pfannkuchen auf ihrer Terrasse. Doch um der bevorstehenden Arbeit nicht zu lange fern zu bleiben, brachen wir bald schon wieder auf.

Als wir wieder Zuhause waren, herrschte Aufbruchsstimmung. Das große Festival, das am Ende dieses Monats stattfindet, sollte aufgebaut werden. Ich half die Bambushütte abzubauen und belud die Autos und Kleintransporter mit Material. Da ich am Folgetag meinen Arzttermin hatte, blieb ich mit Andrey hier, während alle anderen weg fuhren.

Als wir nur noch zu zweit waren, saßen wir, wie jeden Abend, am Feuer, bis die Müdigkeit uns trennte.

Die Gemeinde des Magic Garden

Ein riesiges Grundstück, das, am Anfang des Jahres, noch total verwildert war, beheimatet eine Gruppe von Menschen, die einen außergewöhnlichen Ort erschaffen: den „Magic Garden“. Bambus, der aus Equador importiert wird, ist der hauptsächliche Baustoff für die zahlreichen Bauten, die hier errichtet werden. So gibt es überdachte Sitzecken, einen Aussichtsturm, eine Toilette, eine Dusche, eine Waschmaschine, ein Büro, wo es WLAN gibt und Vieles mehr. Ein Tempel, ein großes Gewächshaus, eine weitere Toilette und ein Wohnhaus sind noch in der Bauphase. Wasser kommt aus dem Brunnen und Strom liefern Solarpanels, die, bei Lastspitzen, von einem Aggregat unterstützt werden. Im Kräutergarten wachsen allerlei Pflanzen und Gemüse wird im Gewächshaus angebaut. Es gibt einen Wohnwagen, wo das Ehepaar wohnt, dass die Organisation übernimmt – die Anderen schlafen in Zelten. Gegessen wird zwei Mal am Tag – natürlich vegetarisch, was hervorragend schmeckt. Die Leute hier stahlen eine positive Energie aus und sind außerordentlich freundlich – kein Gesicht, das nicht ein Lächeln zeigt. Aufgaben werden gemeinsam zugeteilt und gewissenhaft ausgeführt – jeder hilft dem anderen, wo er kann. Kreativität ist omnipresent – die Männer erledigen die Konstruktion und die Frauen die Dekoration und das phantastische Essen, das zum Großteil hier wächst. Neben den Bewohnern, die ihr Zelt hier haben, gehen jede Menge Helfer, von außerhalb, ein und aus – alle möchten, wie auch ich, ihren Teil beitragen, damit die Idee dieses einzigartigen Ortes vollendet wird.


Am heutigen Tag half ich mit die Bühne aufzubauen. Wir waren ein gutes Zweierteam und waren abends mit dem Aufbau fertig. Anschließend weihten wir die Bühne ein und machten darauf einen Sitzkreis mit Kerzen, Räucherstäbchen, Kuchen und alkoholfreiem Sekt.

Die Bühne kurz vor der Einweihung
Die Bühne kurz vor der Einweihung

Bei den Zelten saßen wir am Feuer und weihten, zum Abschluss, noch die Sitzniesche ein, die sich, wie eine Höhle, unter einem Strauch befindet.

Lucavsalav – Die Nachbarinsel

Da ich nun mehrfach hörte, dass die Nachbarinsel wesentlich attraktiver sei, als die, die ich als Lagerplatz ausgewählt hatte, stattete ich ihr mal einen Besuch ab. Der Teil rechts von der Brücke war ein großer Spielplatz mit Wiesen und Strand. Ich schaute nach, ob dort Duschen sind, wurde jedoch enttäuscht – nur Umkleidekabinen, die wesentlich weniger Nutzen haben. Nachdem mich die Polizei darauf aufmerksam machte, dass am Strand nicht geraucht werden darf, verließ ich diesen Teil und wechselte auf die andere Seite der Brücke.

Ich folgte einem Weg, der parallel zur Brücke verlief und sah, von Weitem, die Leuchtreklame des „Maxima“, einer Supermarktkette. Im Gegensatz zu den winzigen Filialen der Stadt, war dieser Markt riesig – vergleichbar mit einem „Real“. Die Auswahl war entsprechend breiter und tiefer und so fand ich auch Grillanzünder, die ich als Esbit-Ersatz nehmen konnte. Außerdem eine micro SD-Karte, class 4 mit 32 GB für’n Zehner und Frühstück für’n Appl un ’n Ei.

Schnell noch bloggen, Guthaben aufladen (eine SMS nach Deutschland 12 Cent – hol dir die App!) und weiter die Insel checken.

Ich kam an einer Infotafel vorbei, auf der ein hölzernes Schild angebracht war. Es war mit bunten Buchstaben bemalt und trug die Worte „Magic Garden“. Neugierig folgte ich dem Wegweiser durch ein Areal, das aus Schrebergärten bestand.

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Als ich dann den angezeigten Garten fand, war ich überwältigt. Es wurde eifrig gearbeitet, denn dieser Ort befindet sich gerade in der Entstehung.

Ich sprach jemanden an, ob ich helfen könne und mir wurde auch gleich Arbeit zugeteilt. So entgratete ich, mit einer Machete, gespaltene Bambusstämme, bis es Essen gab und danach weiter bis zum Abend.

Andrey bei der Arbeit
Andrey bei der Arbeit

Danach zog ich mein Zelt um und wurde in die Gemeinschaft aufgenommen.

Ich werde noch den Rest des Monats hier bleiben und bei den Vorbereitungen für das bevorstehende Festival mithelfen.

Kanepes – Kultūras Centrs

Und nochmals, für alle, die nicht reagiert hatten:

Ich habe gar keine Kontakte mehr! Null! Das heißt, auch Deine Nummer nicht. Also schreib ne Mail und schick sie mir.

Übrigens, man kann mit der App auch weltweit kostenlos telefonieren (6 Minuten pro Anruf ). Aber natürlich  nur, wenn der Empfänger auch die App hat…

Also, worauf wartest Du noch? Dass es eine App gibt, die dein Guthaben auffüllt, wenn Du telefonierst?

Hol dir die App!


Ein wolkenloser Himmel begrüßte mich, als ich den Reißverschluss meines Zeltes öffnete. Weiter schlafen war nicht drin, ohne in einer Schweißlaache aufzuwachen und so ging ich mal wieder in die Stadt.

Zu meinem Entzücken, stellte ich fest, dass der Akku meines neuen Handys deutlich länger hielt, als bei meinem alten, mit unnötigen Apps zugemüllten Schrotthaufen. Dennoch wurde es langsam mal Zeit ein paar Elektronen in den Stromspeicher zu jagen, wozu sich ein McDonalds prima eignet. Ich hatte zwar, auf dem Weg dorthin, vor einem geschlossenen Laden, Feuchtraumsteckdosen entdeckt, doch hatte ich auch noch eine wichtige Sitzung zu verrichten.

Ein Samstag, der Tag, an dem die meisten Leute frei haben. Da sollte doch eigentlich was gehen – soziale Kontakte und so.

Das Laden des Akkus ist die langweiligste Zeit des Tages. Man muss mindestens eine, besser zwei Stunden lang warten und dabei meistens noch etwas trinken. Wenn der Kaffee kalt geworden ist, sind das vielleicht 20 % – allerhöchstens. Wenigstens kann ich mein Handy benutzen um Zeit schneller verstreichen zu lassen und dem Blog einige ausführlichere Schilderungen hinzu zu fügen. Aber am Morgen ist das Pulver schnell verschossen.

Ich trank aus und ging gezielt die Straßen entlang, die ich noch nicht kannte. Hast Du dich nicht auch schon mal gefragt, wozu man heutzutage noch Telefonzellen braucht? Tja, Lettland liefert die Antwort:

WLAN-Zelle
WLAN-Zelle

Ein paar Tage zuvor, kam ich an einem Ort vorbei, den ich mir gleich in der Karte speicherte. Ein kleiner Hof mit Sitzgelegenheiten und Ausschank, dessen Atmosphäre mich sofort ansprach, obwohl ich nur kurz daran vorbei ging. Ich wusste, dass das ganz in der Nähe war und Google gab mir recht. So folgte ich dem Stern – wie die drei Könige.

Als ich dort ankam, war der Hof leer und die Stühle zusammen geplappt. Nur ein Mann saß einsam dort und schien zu lesen. Ich wollte mich erkundigen, ob hier noch was los sein würde und nahm den Hofeingang, der um das Haus führt. Ich ging auf den Mann zu und fragte, ob heute geschlossen sei. Janis erklärte, dass sich das bald ändern werde und nach und nach Gäste kommen würden. Als ich näher kam, sah ich, dass er Karten in der Hand hatte, worauf ich thailändische Schriftzeichen erkannte. Er lerne gerade thai, erklärte er und so kamen wir ins Gespräch. Da er gegenüber wohnte, lud er mich zu sich auf einen Kaffee ein, wo ich seine Frau kennen lernte. Beide arbeiten frei schaffend; sie als Fotografin und er als Grafikdesigner. So unterhielten wir uns über interessante Themen aller Art und ich probierte zum ersten Mal „Moonshine“, ein hausgemachtes Destillat.

Nach einer Weile verließ ich die Beiden wieder, da ich noch traditionell essen wollte – man empfahl mit „LIDO“, was ganz in der Nähe war.

Das Konzept war intuitiv; man nimmt sich ein Tablett und wählt eine Komposition aus mehreren Komponenten. So wählte ich Huhn, dass von einer dicken Brotkruste ummantelt war und an einen Meteoriten erinnerte, dazu Kartoffeln mit Pfifferling-Rahmsoße und ich stellte mir einen Salat zusammen. Das Inerieur hatte einen rustikalen Touch und war sehr ansprechend.

LIDO von innen
LIDO von innen

Danach lief ich noch etwas umher und behielt dabei die Richtung, aus der ich gekommen war. Unterwegs sah ich ein Bild, das mit einer Schablone auf eine Wand gesprüht wurde:

Christraptor
Christraptor

Ein Stück weiter sah ich ein Haus, dessen Fassade aus einem Netz bestand, wie man es vor Gerüsten vorfindet. Doch es war kein Gerüst dahinter. So erweckte die Fake-Fassade den Eindruck, als wäre sie frisch renoviert worden.

Die preiswerteste Renovierung der Welt
Die preiswerteste Renovierung der Welt

Schließlich kam ich zum Stern zurück, wo ich Janis zuvor getroffen hatte. Draußen saßen eine handvoll Leute und die Türen waren geöffnet. Ich bestellte etwas zu trinken und bloggte erstmal.

Wie Janis mir im Vorfeld erklärte, war das hier mal eine Musikschule, die, nach dem Zerfall der Sowjetunion, lange Zeit leer stand, bevor sich einige Studenten günstig einmieteten und die Bude auf Vordermann brachten. Seitdem ist „Kanepes – Kultūras Centrs“ ein Treffpunkt für junge, aufgeschlossene Menschen, die irgendwie eine gewisse Sympathie ausstrahlen. „Kanepes“ ist der Nachname des Eigentümers, den ich kurz an der Bar traf und bedeutet, wie es der Zufall will, „Cannabis“. Man spürt die Kreativität an diesem Ort, die auch Owly gefiel:

Owly im Hof vom
Owly im Hof vom Kanepes
Ein Aufkleber
Ein Aufkleber: „Ändern wir das System, nicht das Klima“
Im
Ein Comicposter im Kanepes

Der Laden wollte sich nicht so richtig füllen, vermutlich wegen eines großen Festivals, das zeitgleich stattfand, wie man mir mitteilte. Ich unterhielt mich noch etwas mit den Leuten dort, bevor ich wieder weiter zog.

Ich wollte in die Altstadt, wo ich vor ein paar Tagen ein Internet Café sah, das 24 Stunden geöffnet hat. Es war gut versteckt, in einer dunklen Hintergasse und ich hatte Schwierigkeiten es wieder zu finden. So lief ich die Gassen ab und kam immer wieder auf die belebten Straßen zurück um dann wieder umzukehren. Ich machte einen Zwischenstopp im Subway, erleichterte mich und bestellte ein Sub. Ich alberte etwas mit den beiden jungen Mitarbeitern herum und bekam daraufhin einen Comedy-Rabatt eingeräumt. Anschließend ließ ich meinen Akku dort und suchte das Internet Café, das mir einer der beiden auf der Karte zeigte.

So folgte ich dem neuen Stern und fand mein Ziel auf Anhieb. Drinnen schaute ich mir die Heute Show an um mich, auf witzige Weise, über das aktuelle Zeitgeschehen zu informieren.

Danach holte ich meinen Akku wieder ab, ging zum Bahnhof und nahm den Bus zurück. Die Nacht war bereits angebrochen und mein Zelt erwartete mich sehnsüchtig.

Finish Zahn – Fatality

Die Nacht war regnerisch, doch am Morgen zeigte sich schon wieder die Sonne. Ich aß das letzte Stück Wurst und schlief noch etwas weiter.

Eindeutig zu viel Sonne um zu schlafen. Also nahm ich wieder den Bus. Ich stieg eine Station früher aus, weil ich den aufdringlichen Bettlern aus dem Weg gehen wollte und suchte nach einem Café, wo ich meinen Akku laden konnte.

Ich hatte am Vortag mein Guthaben aufgeladen und wollte in Deutschland anrufen 1 € pro Minute – das lass ich in Zukunft. Immerhin hab ich ja einen Kontakt, mit dem ich kostenlos telefonieren kann.

Das Café, das ich besuchte, war hübsch eingerichtet. Ein Glasdach, darunter eine Lärche, die mitten im Raum wuchs und deren Stamm mit Efeu umringt war. Ich nippte an meinem viel zu kleinen Kaffee, während mein Akku lud. Trotz der kleinen Schlücke, war der Kaffee schnell leer und ich wollte nicht länger dort verweilen.

So ging ich die Straße weiter und spürte, wie der Wind gegen meine unbedeckten Unterschenkel blies. Der Himmel war bewölkt, aber weiß gefärbt – die dunklen Stellen blieben noch aus. Doch lange würde der Regen nicht auf sich warten lassen.

Auf dem Weg sah ich einen Hesburger, eine finnische Kette, die ich bis jetzt noch nicht besucht hatte. Dort gab es reichlich Steckdosen und eine zweite Etage, wo man nicht blöd angeschaut wird, wenn man sich länger aufhält. Ich bekam eine Salatsoße, obwohl ich keinen Salat bestellt hatte und einen Pappbecher in der Größe eines Schnapsglases – das ist dann wohl der Dip für die Pommes. Ich wunderte mich auch, dass die Burger so hoch waren. Dann merkte ich, dass sie mit einem Pappring umschlossen sind, der alles in Form hält. Es ist aber unmöglich abzubeißen, ohne ihn vorher weg zu nehmen und dann fällt alles auseinander – was für eine Verschwendung. Die Frau, die dort arbeitete war äußerst unfreundlich. Ihr „have a nice day“ kauft ihr keiner ab. Jede ihrer Bewegungen waren von Unzufriedenheit und Zorn erfüllt. Hastig wischte sie die Tische ab und rückte die Stühle derart zurecht, dass sie laut an die Tische knallten.

Ich ging noch ein Stück und kam schließlich am Markt an, wo auch schon mein Bus einfuhr, in den ich gleich einstieg. Auf der Insel überprüfte ich, ob mein Holz noch da war, teilte es in gleich große Stücke und legte Steine für die Feuerstelle zurecht.

Danach ging ich zum Zelt und machte mich strandbereit. Meine Füße waren, durch die offenen Schuhe, ganz schwarz geworden und so schwamm ich etwas um den Schmutz von der Haut zu bekommen. Das Wetter hatte gehalten – der vorhergesagte Regen war ausgeblieben.

Im Anschluß holte ich das Holz, das ich vorbereitet hatte und machte ein Feuer um Wasser zu kochen. Es dauerte lange, bis es kochte, doch der Rest ging ganz schnell. So setzte ich mich neben mein Zelt und aß die Suppe und Brot dazu. Dabei hörte ich ein Knacken in meinem Mund und wunderte mich, da die Bestandteile der Suppe nicht das Potential hatten ein solches Geräusch zu verursachen. Ich tastete meine Zähne mit der Zuge ab und das habtische Feedback teilte mir mit, dass der Zahn, der unter dem behandelten liegt, zu einem nicht unerheblichen Teil abgebrochen war. Der komplette hintere Teil war weg, sodass ich mit der Zungenspitze, auf Höhe des Zahnfleisches, komplett in den Zahn eindringen konnte.

Nach der Behandlung hatte ich geäußert, dass die Füllung beim zu beißen störe und die Zahnärztin trug noch etwas mehr ab. Dennoch war ich danach nicht ganz zufrieden, doch die Ärztin meinte, dass das nur eine vorläufige Füllung wäre und das nichts ausmacht. Das sehe ich jetzt aber anders. Mir macht es sehr wohl was aus. Zum Glück hab ich ja „bald“ den Termin – und wehe das kostet extra. Wenigstens stört die Füllung jetzt nicht mehr.

Mit meinen jetzt drei Kontakten verbrachte ich die Zeit im Zelt in netter Chat-Gesellschaft, bevor ich mich zur Ruhe isomattete.

Zeit tot schlagen part 3

Nachdem ich gestern nur eine E-mail bekommen habe, möchte ich nochmal auf folgendes hinweisen: Ich habe gar keine Kontakte mehr! Null! Das heißt, auch Deine Nummer nicht. Also schreib ne Mail und schick sie mir.

Übrigens, man kann mit der App auch weltweit kostenlos telefonieren (6 Minuten pro Anruf ). Aber natürlich  nur, wenn der Empfänger auch die App hat…

Also, worauf wartest Du noch? Dass es eine App gibt, die dein Guthaben auffüllt, wenn Du telefonierst?

Hol dir die App!


Und wieder einmal die gleiche Routine: mit dem Bus in die Stadt, frühstücken, bloggen und nicht wissen, was ich mit meiner Zeit anfangen soll.

Nachdem ich mich überzeugt hatte, dass ich auch tatsächlich ohne SIM-Karte kostenlos telefonieren kann (denn einen Kontakt hab ich ja), wartete ich, bis mein Akku voll war.

Ich hatte keine Lust mehr auf die Stadt und lief gemütlich zur Insel zurück. Dabei merkte ich, dass alle Kameras abgerissen wurden – randalieren scheint hier Volkssport zu sein.

Ein Mittagsschlaf und schon ist der Abend da. Ich hatte noch Brot und Wurst. Die Verpackung verrät nicht viel – alles in kyrillisch. Aber was gibt es bei Wurst schon zu erklären. Außerdem steht ein englischer Satz drauf: product of the year. Ja, nicht Wurst des Jahres, auch nicht Fleischerzeugnis des Jahres oder gar Lebensmittel des Jahres – nein: Produkt des Jahres! Das schlägt alle anderen Güter. Na wenn das mal nichts heißt…

…die Wurst war ok.

Die Temperatur hatte leicht abgenommen und die ersten Tropfen fielen. Laut Wettervorhersage werde es am Tag darauf den ganzen Tag regnen. Ich wollte noch Wasser kaufen, damit ich die Insel nicht mehr verlassen musste.

Fünf Liter sollten erstmal reichen. Außerdem kaufte ich noch Mittagessen ein:

Borščs
Borščs

Muss im Verhältnis 1:1 mit kochendem Wasser vermischt werden und zwei Minuten ziehen. In weiser Voraussicht, sammelte ich schon mal Feuerholz und legte es unter die Brücke, wo es trocken bleiben würde.

Dann kommunizierte ich mit meinem Kontakt  (der einzige) und zog mich in mein Zelt zurück.

Owl the World – Rīga part 2

Owly in Rīga p2 1
Owly in Rīga pt2 – 1
Owly in Rīga pt2 - 2
Owly in Rīga pt2 – 2
Owly in Rīga pt2 - 4
Owly in Rīga pt2 – 3
Owly in Rīga pt2 - 3
Owly in Rīga pt2 – 4
Owly in Rīga pt2 - 5
Owly in Rīga pt2 – 5
Owly in Rīga pt2 - 6
Owly in Rīga pt2 – 6
Owly in Rīga pt2 - 7
Owly in Rīga pt2 – 7
Owly in Rīga pt2 - 8
Owly in Rīga pt2 – 8
Owly in Rīga pt2 - 9
Owly in Rīga pt2 – 9
Owly in Rīga pt2 - 10
Owly in Rīga pt2 – 10
Owly in Rīga pt2 - 11
Owly in Rīga pt2 – 11
Owly in Rīga pt2 - 12
Owly in Rīga pt2 – 12
Owly in Rīga pt2 - 13
Owly in Rīga pt2 – 13
Owly in Rīga pt2 - 14
Owly in Rīga pt2 – 14
Owly in Rīga pt2 - 15
Owly in Rīga pt2 – 15
Owly in Rīga pt2 - 16
Owly in Rīga pt2 – 16
Owly in Rīga pt2 - 17
Owly in Rīga pt2 – 17
Owly in Rīga pt2 - 19
Owly in Rīga pt2 – 18
Owly in Rīga pt2 - 19
Owly in Rīga pt2 – 19
Owly in Rīga pt2 - 20
Owly in Rīga pt2 – 20
Owly in Rīga pt2 - 21
Owly in Rīga pt2 – 21