Kanepes – Kultūras Centrs

Und nochmals, für alle, die nicht reagiert hatten:

Ich habe gar keine Kontakte mehr! Null! Das heißt, auch Deine Nummer nicht. Also schreib ne Mail und schick sie mir.

Übrigens, man kann mit der App auch weltweit kostenlos telefonieren (6 Minuten pro Anruf ). Aber natürlich  nur, wenn der Empfänger auch die App hat…

Also, worauf wartest Du noch? Dass es eine App gibt, die dein Guthaben auffüllt, wenn Du telefonierst?

Hol dir die App!


Ein wolkenloser Himmel begrüßte mich, als ich den Reißverschluss meines Zeltes öffnete. Weiter schlafen war nicht drin, ohne in einer Schweißlaache aufzuwachen und so ging ich mal wieder in die Stadt.

Zu meinem Entzücken, stellte ich fest, dass der Akku meines neuen Handys deutlich länger hielt, als bei meinem alten, mit unnötigen Apps zugemüllten Schrotthaufen. Dennoch wurde es langsam mal Zeit ein paar Elektronen in den Stromspeicher zu jagen, wozu sich ein McDonalds prima eignet. Ich hatte zwar, auf dem Weg dorthin, vor einem geschlossenen Laden, Feuchtraumsteckdosen entdeckt, doch hatte ich auch noch eine wichtige Sitzung zu verrichten.

Ein Samstag, der Tag, an dem die meisten Leute frei haben. Da sollte doch eigentlich was gehen – soziale Kontakte und so.

Das Laden des Akkus ist die langweiligste Zeit des Tages. Man muss mindestens eine, besser zwei Stunden lang warten und dabei meistens noch etwas trinken. Wenn der Kaffee kalt geworden ist, sind das vielleicht 20 % – allerhöchstens. Wenigstens kann ich mein Handy benutzen um Zeit schneller verstreichen zu lassen und dem Blog einige ausführlichere Schilderungen hinzu zu fügen. Aber am Morgen ist das Pulver schnell verschossen.

Ich trank aus und ging gezielt die Straßen entlang, die ich noch nicht kannte. Hast Du dich nicht auch schon mal gefragt, wozu man heutzutage noch Telefonzellen braucht? Tja, Lettland liefert die Antwort:

WLAN-Zelle
WLAN-Zelle

Ein paar Tage zuvor, kam ich an einem Ort vorbei, den ich mir gleich in der Karte speicherte. Ein kleiner Hof mit Sitzgelegenheiten und Ausschank, dessen Atmosphäre mich sofort ansprach, obwohl ich nur kurz daran vorbei ging. Ich wusste, dass das ganz in der Nähe war und Google gab mir recht. So folgte ich dem Stern – wie die drei Könige.

Als ich dort ankam, war der Hof leer und die Stühle zusammen geplappt. Nur ein Mann saß einsam dort und schien zu lesen. Ich wollte mich erkundigen, ob hier noch was los sein würde und nahm den Hofeingang, der um das Haus führt. Ich ging auf den Mann zu und fragte, ob heute geschlossen sei. Janis erklärte, dass sich das bald ändern werde und nach und nach Gäste kommen würden. Als ich näher kam, sah ich, dass er Karten in der Hand hatte, worauf ich thailändische Schriftzeichen erkannte. Er lerne gerade thai, erklärte er und so kamen wir ins Gespräch. Da er gegenüber wohnte, lud er mich zu sich auf einen Kaffee ein, wo ich seine Frau kennen lernte. Beide arbeiten frei schaffend; sie als Fotografin und er als Grafikdesigner. So unterhielten wir uns über interessante Themen aller Art und ich probierte zum ersten Mal „Moonshine“, ein hausgemachtes Destillat.

Nach einer Weile verließ ich die Beiden wieder, da ich noch traditionell essen wollte – man empfahl mit „LIDO“, was ganz in der Nähe war.

Das Konzept war intuitiv; man nimmt sich ein Tablett und wählt eine Komposition aus mehreren Komponenten. So wählte ich Huhn, dass von einer dicken Brotkruste ummantelt war und an einen Meteoriten erinnerte, dazu Kartoffeln mit Pfifferling-Rahmsoße und ich stellte mir einen Salat zusammen. Das Inerieur hatte einen rustikalen Touch und war sehr ansprechend.

LIDO von innen
LIDO von innen

Danach lief ich noch etwas umher und behielt dabei die Richtung, aus der ich gekommen war. Unterwegs sah ich ein Bild, das mit einer Schablone auf eine Wand gesprüht wurde:

Christraptor
Christraptor

Ein Stück weiter sah ich ein Haus, dessen Fassade aus einem Netz bestand, wie man es vor Gerüsten vorfindet. Doch es war kein Gerüst dahinter. So erweckte die Fake-Fassade den Eindruck, als wäre sie frisch renoviert worden.

Die preiswerteste Renovierung der Welt
Die preiswerteste Renovierung der Welt

Schließlich kam ich zum Stern zurück, wo ich Janis zuvor getroffen hatte. Draußen saßen eine handvoll Leute und die Türen waren geöffnet. Ich bestellte etwas zu trinken und bloggte erstmal.

Wie Janis mir im Vorfeld erklärte, war das hier mal eine Musikschule, die, nach dem Zerfall der Sowjetunion, lange Zeit leer stand, bevor sich einige Studenten günstig einmieteten und die Bude auf Vordermann brachten. Seitdem ist „Kanepes – Kultūras Centrs“ ein Treffpunkt für junge, aufgeschlossene Menschen, die irgendwie eine gewisse Sympathie ausstrahlen. „Kanepes“ ist der Nachname des Eigentümers, den ich kurz an der Bar traf und bedeutet, wie es der Zufall will, „Cannabis“. Man spürt die Kreativität an diesem Ort, die auch Owly gefiel:

Owly im Hof vom
Owly im Hof vom Kanepes
Ein Aufkleber
Ein Aufkleber: „Ändern wir das System, nicht das Klima“
Im
Ein Comicposter im Kanepes

Der Laden wollte sich nicht so richtig füllen, vermutlich wegen eines großen Festivals, das zeitgleich stattfand, wie man mir mitteilte. Ich unterhielt mich noch etwas mit den Leuten dort, bevor ich wieder weiter zog.

Ich wollte in die Altstadt, wo ich vor ein paar Tagen ein Internet Café sah, das 24 Stunden geöffnet hat. Es war gut versteckt, in einer dunklen Hintergasse und ich hatte Schwierigkeiten es wieder zu finden. So lief ich die Gassen ab und kam immer wieder auf die belebten Straßen zurück um dann wieder umzukehren. Ich machte einen Zwischenstopp im Subway, erleichterte mich und bestellte ein Sub. Ich alberte etwas mit den beiden jungen Mitarbeitern herum und bekam daraufhin einen Comedy-Rabatt eingeräumt. Anschließend ließ ich meinen Akku dort und suchte das Internet Café, das mir einer der beiden auf der Karte zeigte.

So folgte ich dem neuen Stern und fand mein Ziel auf Anhieb. Drinnen schaute ich mir die Heute Show an um mich, auf witzige Weise, über das aktuelle Zeitgeschehen zu informieren.

Danach holte ich meinen Akku wieder ab, ging zum Bahnhof und nahm den Bus zurück. Die Nacht war bereits angebrochen und mein Zelt erwartete mich sehnsüchtig.

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