Auf nach Serbien

Strahlend blauer Himmel begrüßte mich, als ich mein Zelt öffnete – es war 9 Uhr (in Rumänien ist eine Stunde später). Ich packte zusammen und stellte mich erneut an die Stelle, wo ich am Vortrag nicht weiter gekommen war. Keine fünf Minuten und ein über 80 Jahre alter Mann hielt an. Er sprach nur rumänisch doch hatte eine freundliche Ausstrahlung. Er nahm mich zwei Orte weiter mit, wo ich einen Supermarkt fand und Bananen, Wasser und Brot als Proviant kaufte.

Es hielten einige Autos, die jedoch Geld fürs Mitnehmen forderten. Ich lehnte stets ab und hoffte, das dies hier keine Regel ist. Doch bald hielt ein Geschäftsmann, der mein Geld nicht brauchte, wie er mitteilte und mich an einer Haltebucht, einige Kilometer weiter, mitten im „Gemüse“, absetzte. Der Verkehr sauste, was die Reaktionszeit fürs Halten negativ beeinflusste und so stand ich lange dort und wurde immer ungeduldiger. Die Haltenden wollten wieder Geld und ich spielte langsam mit dem Gedanken einzuwilligen, sollte das erneut passieren – immerhin waren es noch 30 km bis zur Grenze.

Irgendwann klemmte ich mein Schild, gut sichtbar, an den Rucksack, setzte mich halb resignierend auf den Boden und drehte mir eine Zigarette. Plötzlich kam ein PKW aus der Gegenrichtung und wendete auf dem Haltestreifen. Der Fahrer stieg aus und ging auf mich zu. Er fahre nach Serbien und nehme mich gerne mit. Auf dem Rücksitz saßen zwei weitere Tramper – Anna aus Spanien und Simon aus Italien. Beide machten EVS in Rumänien und hatten ein paar Tage Urlaub um zu reisen.

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Kaum hatten wir die Grenze passiert, sah man eine bewaldete Gebirgsformation, deren Niederungen von üppiger Reblandschaft umgeben war – verblüffende Ähnlichkeit mit der Heimat, nur wilder und nicht so akribisch in strenge geometrische Form gebracht.

Der Fahrer sprach deutsch und lud uns, nahe seines Heimatortes, auf deinen sagenhaften Kaffee ein. Anschließend spendierte er jedem einen „Pljeskavica“, die serbische Version des Burgers – der absolute Oberhammer! Bei ihm zuhause angekommen verabschiedeten wir uns und der Beifahrer fuhr weiter.

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Er ließ uns an einer Gabelung raus, von wo es noch ca. 60 km bis zu Hauptstadt war. Eine Stunde später nahm uns ein Pilot in Ausbildung, der Pink Floyd spielen ließ, mit nach Belgrad.

Seit zwei Tagen nahm ich einen unangenehmen Geruch aus meinem Rucksack wahr und hatte eine unheilvolle Vorahnung. Außerdem konnte ich eine Dusche gebrauchen und so entschied ich für eine Nacht mit den Beiden im Hostel zu bleiben. Als ich den Rucksack leer räumte, stellte ich fest, dass eine Dose Fisch ausgelaufen war. Das Öl wurde vollständig von meinen Socken aufgesaugt und der Geruch kontaminierte das gesamte Stockwerk.

Wir freundeten uns mit zwei Dänen an, die auch mit dem Daumen unterwegs waren und gingen gemeinsam die Stadt erkunden. Bevor wir ins Hostel zurück kehrten, holten wir uns Bier und setzten uns in einer Grünanlage auf eine Bank. Dort kam ein Mann, Mitte fünfzig, auf uns zu, stellte sich höflich vor und hieß uns freundlich in seiner Stadt willkommen. Eine unerwartete und herzliche Geste, die den Charme dieses Landes unterstrich.

Der Schlaf kam schnell und die Nacht war ruhig.

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