Zeit tot schlagen part 1

Ein sonniger Morgen brach an und animierte zum Wäsche waschen. Am Strand war niemand und das Meerwasser hat seinen Dienst zufriedenstellend verrichtet – Seife ist unnötig. Ich hatte im Vorfeld ein Experiment durgeführt um herauszufinden, ob Kleidung auch ohne Seife von Gerüchen befreit werden kann. Das überraschende Ergebnis brachte mich zu der Entscheidung kein Waschmittel mitzunehmen. Außerdem möchte ich die Gewässer meiner Gastgeberländer nicht durch Laugen verunreinigen.

Danach aß ich etwas Roggenbrot und Krebsfleischsticks, die ich für knapp 50 Cent erstanden hatte und döste in der Sonne, bis die Wolkendichte zunahm und der kräftige Wind das weitere Dösen ungemütlicher machte.

Also wieder in die Stadt und erstmal bloggen. Danach wieder ziellos durch die Straßen schlendern. Gegen halb sechs bekam ich Hunger – Zeit für einen Aperitif. In einer Seitenstraße sah ich eine Kneipe, die French Bar heißt. Na wenn es in Rīga Franzosen gibt, dann trinken die jetzt sicher auch Aperitif, dachte ich. Als ich die Treppe nach unten stieg, sah ich, wie eine junge Frau gelangweilt auf einem Barhocker saß und mit dem Oberkörper auf der Bar lag. Als sie mich sah, stand sie hastig auf und fragte, was ich trinken möchte – außer ihr war niemand sonst da. Ich bestellte ein Bier und ging zur Toilette – wenigstens das hat der Besuch hier gebracht. Die Barfrau nannte gleich den Preis des Bieres, das in einen Plastikbecher gefüllt war, als Aufforderung zu zahlen – nicht sehr einladend. Unterhaltung schien sie auch vermeiden zu wollen – wie demonstrativ, tippte sie in ihrem Handy rum. Na dann, Handygetippe und Schweigen – Beruf verfehlt… Also bloggte ich, trank aus und suchte mir mein Abendessen.

Ich habe sowas von gesündigt. Da mein Zahn heute Ruhe gab und ich kein Schmerzmittel mehr brauchte, wollte ich gebührend Festnahrung aufnehmen und habe im KFC gebucket. Das soll für drei Personen sein? Vielleicht Kinder oder kleinwüchsige Japaner. Elliot versteht mich da sicher…

Gesättigt lief ich stundenlang durch die immer gleichen Straßen. Dabei schaute ich hin und wieder in das Fenster einer Bar und merkte, dass die Barhocker grundsätzlich leer waren. An den Tischen saßen Paare, Rentner oder Japaner. Ich sprach auf der Straße einige an, ob sie Bock auf Gesellschaft hätten, erhielt aber nur befremdliche Zurückweisung. Liegt vielleicht daran, dass ich momentan was von Quasimodo hab – vielleicht sollte ich anfangen gebückt zu laufen um das Bild abzurunden.

Auf dem Weg zur Haltestelle noch schnell in den Supermarkt – Obst fürs Gewissen, Bier für die Gleichgültigkeit und Eis für die Laune. Perfektes Trio für das Ende des Tages.

Als ich die Insel erreichte, zeigte der Himmel gerade sein letztes Rot und die Silhouetten der Kirchtürme zeichneten die charakteristischen Formen der Stadt vor ihm ab. Ein weiterer Tag in Rīga, dem noch einige folgen werden, neigt sich seinem Ende zu.

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