Insomnia

Der Schlaf hatte sich entschieden nicht einzutreten. Ich versuchte meine Atmung zu regulieren, um den Vorgang zu beschleunigen, war jedoch zu aufgeregt und fand einfach keine Ruhe. So blickte ich aus dem Zelt auf den Aussichtsturm und beschloss ihn zu erklimmen. Es war fast 4 Uhr und die Dunkelheit tauchte alles in diffuse Schatten, als ich die Stufen der schwankenden Bambuskonstruktion hinauf stieg. Ein mulmiges Gefühl begleitete meinen Aufstieg und die Flexibilität des Turms leistete ihren Beitrag. So saß ich auf der Plattform und dachte nach – der perfekte Nachdenkstuhl.

Ich ging zum Zelt und versuchte erneut zu schlafen, doch das Adrenalin schoss noch immer durch meine Venen. Die Dämmerung brach an und ich hatte noch Energiereserven. So ging ich zum Loch um weiter zu graben.

Als ich die dunkle Erdschicht abgetragen hatte, machte ich Feuer und setzte Wasser für Kaffee auf. Doch die Erschöpfung war stärker als das Koffein und so hielt ich anschließend Mittagsschlaf.

Ich hörte das Klappern des Schubkarrens und folgte dem Geräusch. Ein neuer Helfer war hinzu gekommen und schaufelte den Schutt aus der Feuerstelle, wo Andris und ich am Vortag Baumstümpfe verbrannt hatten. Ich nahm eine Schaufel aus dem Werkzeugcontainer und half ihm dabei. Damit der Schutthaufen, den wir auftürmten, natürlicher wirkt, bedeckte ich ihn mit trockenen Zweigen. Als der Schubkarren dann wieder frei war, fuhr ich mit den Wegen fort – denn dann konnte ich aus dem Loch den hellen Sand nehmen.


Die Sauna, die dort entsteht, wird ein traditioneller Temaskal, wie ihn die südamerikanischen Urvölker benutzten. So wird, außerhalb des Temaskals, ein großes Feuer gemacht, in das Steine gelegt werden. Wenn diese glühen, werden sie singend mit Schaufeln in das Loch in der Mitte getragen – einem schamanistischen Ritual folgend.


Und wieder saßen wir abends am Feuer. Später kamen die anderen vorbei und wir besprachen den Ablauf für das Konzert am Folgetag.

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