Von Bremen weiter nach Norden

Aufgewacht gegen 8:00 mit leichtem Kater. Lars schien noch zu schlafen, also bin ich auf den Balkon um eine zu rauchen. Der Himmel sah wieder mal viel versprechend aus. Heute soll es weiter nach Hamburg gehen. Fortsetzung folgt…


…Lars hat mir zum Abschied noch ein Päckchen Zigaretten und Sonnenmilch mitgegeben, was sehr willkommen war. Er arbeitet als Koch und musste auch gerade zur Arbeit, als ich aufbrechen wollte. Wir verließen das Haus und ich bin zurück Richtung Autobahnauffahrt gelaufen. Unterwegs hat mich Lars mit dem Rad wieder eingeholt und fragte, ob ich schon gefrühstückt hätte und dass unweit eine Bäckerei sei. Ich verneinte und gab an, dass ich noch etwas Brot habe und mir vielleicht ein Croissant auf die Hand holen werde. So trennten wir uns wieder. Als ich die Straße wechselte um zur besagten Bäckerei zu gelangen, kam Lars gerade, mit einer Bäckertüte in der Hand, heraus und gab sie mir. Völlig überrascht nahm ich sie entgegen und bedankte mich abermals. Bis zur Auffahrt hatte ich die drei Croissants gegessen, nahm den Rucksack ab und holte das Schild, das ich zuvor angefertigt hatte; HAMBURG stand darauf. Schon nach der zweiten Ampelphase winkte mich ein Lkw-Fahrer heran. Carsten kommt aus Niedersachsen und hatte Airbus-Teile geladen, die er in Hamburg abladen sollte.

Carsten und ich
Carsten und ich

In der Hansestadt angekommen, hat er mich an einer Haltestelle raus gelassen, wo auch gleich ein Bus in die Stadt abfuhr, in den ich einstieg. Nun bin ich in Altona, ein Stadtteil Hamburgs und werde mich mal etwas umsehen. Fortsetzung folgt…


…am Bahnhof bin ich den Schildern gefolgt, auf denen „Elbe“ stand. So kam ich am Rathaus vorbei und stützte mich, ein Stückchen weiter, auf dem Geländer ab, das mich vom Ufer trennte. Neben mir stand ein älterer Herr, den ich prompt mit „Moin“ grüßte. Er gab mir den Tipp auf die Treppen eines naheliegenden Gebäudes zu steigen, von woaus man eine gute Aussicht hätte. Als ich die 140 Stufen erklommen hatte, traf ich ihn wieder und so standen wir eine ganze Weile dort oben und schnackten. So habe ich eine exklusive Geschichtsstunde erhalten, die sehr informativ war.

Uwe und ich
Uwe und ich

Unmittelbar daneben befand sich der Fischmarkt, wo sich an beiden Straßenseiten Fischrestaurants und Imbisse befinden. Da hab ich nicht lange gezögert und mir einen Räucherfisch-Teller genehmigt, der phantastisch schmeckte. Noch ein Heringssalat to go und weiter geht’s, am Ufer entlang. So kam ich an eine schwimmende Plattform, von wo aus Passagierboote abfahren. Leute, die ich ansprach, teilten mit, wo ich einen Campingplatz finde und so kaufte ich eine Karte. Auf der Plattform habe ich Steffanie und xxx getroffen und wir unterhielten uns während der Fahrt. Das Boot brachte uns ans andere Ufer, wo ich umsteigen musste und unsere Wege sich wieder trennten.

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Im zweiten Boot machte ich die nächste Bekanntschaft mit xxx, einem Hamburger, der mir auch Infos über die Stadt gab und erklärte, wie ich zum Campingplatz komme.

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An der Bushaltestelle hab ich mir, von den dort Wartenden, noch weitere Tipps abgeholt. Als ich eingecheckt hatte, suchte ich einen Platz für mein Zelt und bin erstmal rüber zu meinen neuen Nachbarn, um sie zu begrüßen. Ein französisches Pärchen aus Bitche, im Rentenalter, die mit dem Rad unterwegs sind. Wir verabredeten uns für später und sind erstmal duschen. Nachdem wir gegessen hatten, ist unsere französische Gruppe auf fünfeinhalb angewachsen. Ein weiteres Pärchen mittleren Alters und deren Tochter stieß dazu; auch sie sind mit dem Rad on Tour. So saßen wir lange, redeten über unsere Reisen und ließen gemeinsam den Tag ausklingen.

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Als sich die Reihen gelichtet hatten, sprach ich eine Dreier-Gruppe junger französischer Studenten an. Sie haben mir „Tarot“, ein französisches Kartenspiel, beigebracht, das Ähnlichkeiten mit Schafkopf hat. So spielten wir noch ein paar Hände, bevor wir uns zu den Zelten aufmachten.

Weiter Richtung Osten

Nach einer Dusche und einem reichhaltigen Frühstück mit Eiern und Speck, fährt Rico mich in die nächste Stadt, von wo aus ich Richtung Hengelo komme. Dort führt eine Autobahn nach Osnabrück, die dann weiter nach Bremen führt. Fortsetzung folgt…


Ein Gast war gestern abgereist und so konnte ich in dessen Zimmer duschen. Die Kleider, die ich trug, wusch ich gleich mit und hängte sie draußen auf. Als ich mein Zelt eingepackt hatte und wieder in den Vorhof kam, war Rico gerade dabei zwei Pappschilder für mich zu schreiben: „Hengelo“ (Rückseite: „Hamburg“) und „Bremen“. Dann hat er mir noch ein Brötchen mit Spiegelei, einen Apfel und eine Birne gegeben und mich an eine Tankstelle auf der Landstraße Richtung Enschede gefahren. So käme ich, über Hengelo, auf die Autobahn nach Deutschland.
An der Tankstelle stand ich nur wenige Minuten, als zum ersten Mal eine Frau anhielt. Maria sprach sehr gut deutsch und nimmt immer Tramper mit, wie sie mir mitteilte. Wir fuhren etwa 20 km, bis ihre Ausfahrt kam. Doch nicht weit entfernt sah man schon eine Ampelkreuzung mit Bus-Haltestreifen, wo sie mich dann rausließ.

Maria und ich
Maria und ich

Auch hier stand ich nur wenige Minuten. Ein Cabrio fuhr auf die rechte Spur und auf mich zu. Martin, ein selbstständiger Eventmanager, mit Schwerpunkt Design, Konzeption, Licht usw., sprach ebenfalls deutsch und brachte mich an die letzte Raststätte vor der Grenze.

Martin und ich
Martin und ich

Zunächst sah es dort viel versprechend aus, doch war, für eine Raststätte am Nachmittag, sehr wenig los. Wahrscheinlich lag es daran, dass Sprit in Deutschland günstiger ist, wie Martin zuvor mitteilte. Ich setzte mich in den Schatten des einzigen Baumes, der an der Ausfahrt zu sehen war. Ich hatte nur noch mein Bremen-Schild, das andere war noch in Marias Auto. Aber ich war ja bereits in Hengelo und für nach Hamburg muss man eh an Bremen vorbei. Die LKW-Fahrer hatten entweder Pause oder fuhren nach Osten. Der Anteil an deutschen PKWs war erschreckend niedrig. Der Schatten wanderte immer weiter nach links, sodass ich schon bald einen Viertel-Kreis aus platt gedrücktem Gras hinterließ. Nachdem ich noch eine Runde über den Lkw-Parkplatz gedreht hatte, setzte ich mich vor den Eingang. Dort fragte mich ein Lkw-Fahrer, den ich zuvor schonmal angesprochen hatte, wo ich hin wolle. Er bot mir dann an, mich nach Bremen mitzunehmen, wo er seine Fracht abladen würde. Da er nur gebrochen englisch sprach, war die Verständigung schwierig. Doch die Musik, die er auflegte, brachte uns einander näher. So wurde die Fahrt von rumänischer Gypsy-Polka begleitet, was ich super fand. Hier eine Hörprobe:

Wir kamen erst nach 21 Uhr in Achim an, was direkt neben Bremen liegt. Der Fahrer hat mit die CD als Souvenir geschenkt und ich bin dann Richtung Bremen weiter gelaufen.

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Nach ein paar Kilometern kam ich in einen Vorort und bin in den dortigen Dönerladen eingekehrt, der mir wie gerufen kam.

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Gestärkt lief ich weiter die Straße entlang, bis ich auf einem Schild las, dass Bremen noch 12 km entfernt liegt. Das war mir zu viel und ich drehte um – sicher könnte ich zwischen Armin und Mahndorf campen. Als ich erneut an der einzigen Kneipe vorbei lief, kehrte ich ein, setzte mich an die Bar und bestellte ein Bier. Die Leute hier schienen Interesse an meiner Geschichte zu haben und so erzählte und erzählte ich. So kam es, dass ich drei Bier von Lars und drei Flying Hirsch von Roger ausgegeben bekam. Hansi, der Wirt hat mir auch eine CD einer lokalen Band geschenkt – mit Widmung.

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von links: Lars, Hansi und Roger
von links: Lars, Hansi und Roger
Prost!
Prost!

Lars, der direkt über der Kneipe wohnt, hat mich sogar eingeladen bei ihm zu schlafen. So lieg ich nun hier im warmen Wohnzimmer und werde sicher sehr gut schlafen…

Holländische Gastfreundschaft

Die Morgensonne heizte das Innere des Zeltes derart auf, dass ich den Reißverschluss öffnen musste, um für Zirkulation zu sorgen. Es war schon 9:00 Uhr und der Berufsverkehr vorbei. Keine einzige Wokle zierte den Himmel und ich war froh über den vollen Wasserbeutel. Erst nach 13:00 Uhr hielt Martin an.

Martin und ich
Martin und ich

Wir sprachen über Unternehmenspolitik, da er selbst als freiberuflicher Unternehmensberater tätig ist. Der Parkplatz, an dem er mich raus ließ, lag ungünstig. Also stellte ich mich neben die Ampel, die zurück auf die Autobahn führt. Dort hielt auch recht bald einer, der mich aber äußerst ungünstig absetzte.

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So stand ich mitten auf der Autobahngabelung, weit weg von Gehwegen. Ich versuchte es kurz, merkte aber, dass es nichts bringt, wenn alle 70 fahren. Außerdem hab ich an einer Ampel einen Polizisten in Zivil angesprochen, der mich anwies, nicht an dieser Stelle zu laufen. Alternativen bot er keine an – soviel zum Freund und Helfer… Also mühte ich mich durchs hohe Gras neben der rechten Spur. Als die Straße wieder in die Autobahn mündete, war kurz danach eine lange Brücke, die das weiter laufen unmöglich machte. Also versuchte ich unten durch zu kommen, was sich jedoch als schwierig erwies. Die Zäune waren kein Problem, aber der Fluss… Glücklicherweise war auf der linken Seite ein Fahrradweg, der über die Brücke führte. Dummerweise stellte ich mich an die falsche Seite machte kurz Mittagsschlaf, als meine Motivation sank. Später hielt einer und sagte, dass ich auf die andere Seite müsse, was ich dann auch tat. Da die Ausfahrt neben einem Ikea lag, waren die meisten Autos voll beladen. Die Sonne knallte noch immer heftig, als ein Kleineagen anhielt. Rico, der Fahrer, ist Koch und hat sein eigenes Gästehaus. Er bot mir an mein Zelt in seinem Garten aufzuschlagen und ich nahm die Gelegenheit wahr.

Rico und ich
Rico und ich

Rico war sehr gastfreundlich und die anderen Gäste waren auch sehr nett. Wir saßen im Garten und redeten über dies und das, bevor ich mein Zelt aufbaute und er in die Küche verschwand. Ich nutzte die Gelegenheit um mit Romy, seiner 5-jährigen Tochter, Frisbee und Teeparty zu spielen. Sie hat dann eine kleine Schnecke gefunden und begann, für sie ein Haus zu bauen. Ein kleines Gefäß wurde mit Wasser befüllt und diente als Bad, in ein anderes füllte sie Blätter, die sie in kleine Stücke riss, was die Küche darstellte. Sie redete und redete und ich verstand nur wenig, doch das schien sie nicht weiter zu stören. Als Rico wieder kam, lud er mich zum Abendessen ein – es gab Spaghetti, die köstlich waren. So aß ich mit ihm, seiner Frau und den zwei Kindern draußen vor dem Haus. Kai, der 1,5-jährige Sohn, isst schon mit Besteck, was dazu führte, dass auch die Vögel was davon hatten.

Der Abend klang bei einem Bier in geselliger Runde aus und da ich viel gelaufen war, ging ich gegen 23:00 Uhr ins Zelt und schlief sofort ein.

Abreise von Amsterdam

Heute zieh ich weiter. Hab ausgecheckt und Wäsche gewaschen, die ich irgendwo im Park gegenüber aufhängen werde. Wo es mich dann hin verschlägt, wird schon bald aufgelöst…


Hab die Wäsche auf ner Parkbank ausgebreitet und bin in den Supermarkt um ein Brot und Bananen zu kaufen. Ich konnte auch nicht widerstehen mir nochmal Kibbling zu kaufen – lecker. Zurück im Park war die Wäsche, die der prallen Mittagssonne ausgesetzt war, fast trocken. Die Bank nebenan hatten zwei ältere Herren in Beschlag genommen um Bier zu trinken. So haben wir uns unterhalten, bis die Wäsche komplett getrocknet war. Danach bin ich auf die Autobahn gelaufen und wurde recht schnell von Sjalt mitgenommen.

Sjalt und ich
Sjalt und ich

Sjalt hat mich an einer Raststätte vor Utrecht raus gelassen. Dort hat ein Lieferwagen gehalten und ich bin auf der Ladefläche, neben Schaufeln, nach Utrecht gekommen.

Dort angekommen hab ich Leute gefragt, wie ich weiter Richtung Osten komme. So bin ich über eine Brücke in den Westteil der Stadt. Zu der Zeit wusste ich aber noch nicht, dass ich dort falsch war. Habe zwei Stunden gestanden und lief dann wieder zurück zu Brücke. Dort hat man mir gesagt, dass ich am Fluss entlang zur dritten Brücke muss, was die A 12 sei. Also weiter marschieren. Nachdem ich die erste Brücke passiert hatte, machte ich an einer Bank Rast, aß zwei Bananen und etwas Brot. Plötzlich merkte ich, dass mein Wasser leer war und ging zum nächsten Haus, in dessen Hof ein Ehepaar saß. Martin und Dorothée waren sehr nett und wir sprachen über meine Reise, sowie die Beweggründe. Nachdem Martin mein Wasser aufgefüllt hatte, bot mit Dorothée noch Pasta mit selbst gemachtem Pesto an, was ich dankend annahm.

Martin und Dorothée
Martin und Dorothée

Die Ausfahrt zur A 12 war zwar weit, aber leicht zu finden. Ein junger Fahrer hielt an, fuhr aber in eine andere Richtung. Er hat mir zwei Zigaretten gegeben und sogar Gras angeboten, das ich jedoch ablehnte. Sonst hielt dort keiner an und die Sonne stand schon tief. Also schlug ich, unweit der Ausfahrt mein Zelt auf, um am nächsten Morgen weiter zu  machen.

Amsterdam Tag 2

Melodische Vogelklänge lösten den durchaus guten Schlaf ab und sorgten für einen angenehmen Übergang von Traum- zu Wachstadium. Es war 5:30 Uhr, fühlte sich aber auch nicht anders als 9:00 Uhr an. Also stand ich auf und ging zur Rezeption, die durchgehend besetzt ist. Dort bekam ich kochendes Wasser für Kaffee und ein Croissant von gestern umsonst – zum Tunken besser als ein frisches. Außer mir und dem Nachtwächter, war noch keine Menschenseele auf den Beinen – nur die vielfältigen Vogelstimmen begleiteten die angenehme Stille. So setzte ich mich an einen Tisch und verfasste den gestrigen Beitrag. Allmählich kamen die ersten Camper und auch ein paar neue – vier Franzosen, die ihr Zelt gegenüber von meinem aufbauten. Haben kurz geredet, sie kommen aus der Bretagne.

Ich wollte duschen, hatte aber immer noch keine Seife. Also bin ich zu Roys Zelt, von dem ich wusste, dass er früh wach ist. Ich war überrascht, als ich ihn, mit Federschmuck, Kerzen und Räucherstäbchen, den Koran zu seiner Linken, in seinem Zelt sitzen sah.

Ron in seinem Zelt
Roy und ich in seinem Zelt

Mehr heute Abend…


…oder auch nicht…

Zu viel erlebt und zu wenig Zeit. Es ist jetzt 4:00 Uhr und ich muss morgen früh raus. Hab mich entschieden noch eine nach Nacht zu verlängern und zu der Vortagsreihe über psychedelische Substanzen in der Psychotherapie zu gehen. Hoffentlich finde ich morgen die Zeit, die Lücke des heutigen (mittlerweile gestrigen) Tages nach zu tragen, bevor alles verblasst… Dafür hab ich reichlich neue Impressionen. Tot ziens…


Nachtrag:

Roy liest den Koran, den er von einem Geistlichen geschenkt bekommen hatte, aus Interesse und weil er seinen muslimischen Mitmenschen zum Dank verpflichtet sei. Sie hätten ihn stets respektvoll behandelt und ihm hin und wieder Essen oder Geld gegeben. Er sieht den Koran nicht als religiöses Buch, sondern vielmehr als ein Ratgeber für das zwischenmenschliche Miteinander. Sein Federschmuck besteht aus einem Stirnband, das eine Frau in Peru für ihn genäht hat und neun Federn. Neun sei eine heilige Zahl, da sie Vollkommenheit symbolisiert, erklärte er. Die Federn hättt er von einer Gänsefamilie, die ihre gerade verloren hatte. Er sei auf die Knie gegangenen und hätte um Erlaubnis gefragt die Federn aufzusammeln, was er dann auch tat, ohne dass die Gänse erschreckt gewesen wären. Und so redeten wir noch eine Weile, bevor er mir Duschgel schenkte, das ein anderer Camper da gelassen hatte, von dem er auch sein Zelt „geerbt“ hatte.

Also erstmal duschen und ab in die Stadt. Zuerst bin ich zur Apotheke um die Ecke, Pflaster kaufen und klebte die Zehen ab, die rot waren. Die ersten schmerzfreien Schritte waren ein Segen. Ein Stück weiter kaufte ich einen Apfel und leichten Schrittes, da ohne Rucksack, ging es weiter in Richtung Fähre, um über den Fluss zu kommen. Auf dem Weg dorthin vernahm ich den Geruch von Fisch und holte mir Kibbling spezial – gegrillter Kabeljau mit Remoulade, Zwiebeln und Gurken, was köstlich war.

Ohne bestimmtes Ziel und ohne Karte, ging durch die menschenreichen Straßen Amsterdams mit seinen vielen Brücken. So hatte ich gute 8 Stunden gehend verbracht, bevor ich gegen 18:00 Uhr wieder auf dem Campingplatz ankam und erstmal ne Stunde schlief. Hab dann die drei Deutschen Studenten wieder getroffen und mich, nachdem ich mir ne Frikanel und Kroketten geholt hatte, dazu gesetzt um zu essen. Wir redeten noch ne Weile, bevor sie sich dem Schlafen widmeten. Leider weiß ich nur noch einen Namen…

schreibt mir, wenn ihr das lesen solltet, dann vervollständige ich den Bildtext!

Nellie rechts
Nelli rechts

Danach hab ich noch eine Deutsche aus Thüringen, einen Amerikaner aus New York, sowie ein russisches Pärchen aus Moskau kennen gelernt. Beide Männer waren Programmierer, soviel ich weiß. Wir saßen gemeinsam am Feuer und redeten bis in die frühen Morgenstunden über die kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Unterschiede unserer Herkunftsländer. Gegen drei Uhr ging ich schlafen, obwohl ich noch gerne länger in dieser Konstellation geredet hätte.

Wegen der schlechten Lichtverhältnisse, wären Bilder nichts geworden – das letzte war schon grenzwertig belichtet.

Traum von Amsterdam

Gegen 13:30 Uhr bin ich auf die Stadtautobahn zu einer Tankstelle und hab mir ein Stück Karton und einen Edding geben lassen. Dann hieß es erstmal stehen und grinsen. Obwohl sehr viel Verkehr war, dauerte es bis 15:00 Uhr, ehe jemand anhielt.

Endlich hat einer gehalten, ein Holländer, etwa in meinem Alter. Er meinte, dass ich hier schlecht stehe und dass er mich an die Nordseite fährt, wo meine Chancen besser seien. Wir redeten über holländische Geschichte und Flüchtlingspolitik… Dabei waren wir so ins Gespräch vertieft, dass er die Ausfahrt verpasste und mich bis hinter Den Haag, etwa 20 min vor Amsterdam absetzte. Er wollte kein Bild machen und sein Name soll auch ungenannt bleiben.

Die Autobahn, auf der wir fuhren, wurde erst kürzlich gebaut und ist von hohen Mauern umgeben. So sollen die wenigen Grünflächen, die Holland noch hat, vom Verkehrslärm geschützt werden. Wegen der geringen Fläche, wurde das Land schon mehrfach platt gemacht und wieder aufgeforstet. Was nicht Beton ist, ist Ackerland. So findet man im Norden kilometerlange Anbaugebiete – Feld an Feld an Feld. Einer, der mal dort wohnte, sagte, dass man dort erst in 25 km den nächsten Nachbar hat.

An der Tanke war ich nur knapp 10 min, als ein Geländewagen hielt. Jelles, der Fahrer, ist leitender Angestellter einer privaten Rentenkasse, war sehr aufgeschlossen und wir sprachen über Unternehmenspolitik und den Wandel der Gesellschaft.

Jelles und ich
Jelles und ich

In Amsterdam angekommen, hab ich mir zwei Bananen gekauft und bin in den Stadtkern gelaufen – eine beeindruckende Stadt. Jedes zweite Haus wäre ein Bild wert. Die Geschwindigkeit der Menschen hier scheint übertaktet; die Leute, die Autos, die Fahrräder – alles eilt wild um einen herum. Nur die Touristen mit ihren Stadtplänen erscheinen einem wie ein Stilbruch dieses Bildes. Die Bananen haben nicht lange gehalten und so bin ich an eine Frittenbude, an der eine lange Schlange und ein Absperrband war. Die Fritten müssen aber außergewöhnlich gut sein, dachte ich und so war es auch – vielleicht auch deshalb, weil ich lange kein Fett zu mir genommen hatte. Auf der Markise über dem Imbiss saßen zwei Tauben, die angestrengt den Boden beobachteten – die wohl glücklichsten Tauben der Welt. Nachdem ich gegessen hatte, bin ich in den nächsten Starbucks eingekehrt. Da dort keine freien Tische mehr waren, hab ich einen Mann angesprochen, ob ich mich dazu setzen könne. Wir kamen ins Gespräch und so stellte sich raus, dass er aus Landau kommt! Wie klein die Welt doch ist… Er war mit seiner Frau hier in Urlaub und wir haben lange geredet, natürlich auf pfälzisch (how funny). Bin danach weiter in eine Richtung durch die Stadt und hab einen jungen, rauchenden Verkäufer vor einem Laden gefragt, wo ich einen Campingplatz finde. Er war so nett, hat gegoogelt und mir die entsprechenden Bus-Linien genannt.

Also auf zur Central Station zu den Bussen. Als ich eine zutreffende Nummer auf einem Bus erspähte, musste ich rennen um ihn zu erwischen. Der Fahrer, ein Klon von Bob Marley, bemerkte, dass hier nur ein Ausstieg sei, er mich aber dennoch mitnehme und bescheid gibt, wenn ich aussteigen müsse. Ich setzte mich direkt hinter ihn und so konnte ich die einsteigenden Passagiere beobachten. Die Einheimischen haben eine Karte, die sie vor ein Lesegerät halten, das dann piepst. Bereits beim Eintreten, wenn sie erkennen, wer der Fahrer ist, gehen ausnahmslos alle Mundwinkel nach oben, als freuten sie sich, dass er sie heute befördert. Alle grüßen freundlich, einer gab ihm sogar eine Faust. Ein Mann, der die Laune der Leute nach einem anstrengenden Tag anzuheben weiß, kam mir in den Sinn.

An der Haltestelle angekommen schaute ich mich kurz um und bin in Richtung grün marschiert, in Erwartung dort den Campingplatz zu finden. Dort angekommen sah ich viele Leute, die grillen und reich aufgetischt hatten. Also bin ich auf sie zu und fragte, ob ich hier richtig sei. „You’re almost there,“ entgegnete einer. Wie sich heraus stellte, war das eine Feier des Jugendfußballs. Mir wurden Würstchen und Wein angeboten und so plauderten wir, bevor ich mich dankend verabschiedete, umkehrte und gesättigt in Richtung des richtigen Campingplatzes weiterzog.

Hab für zwei Nächte eingecheckt, mein Zelt aufgebaut und sofort Anschluss gefunden. Viele Studenten sind wegen eines Vortrags, über psychedelische Vorgänge im Gehirn, da. Als alle schlafen gingen, hab ich einen älteren Mann angesprochen, der obdachlos ist. Wir haben uns lange über den Staat unterhalten. Ron sollte sich als die interessanteste Begegnung, die ich bis dahin hatte, herausstellen – morgen mehr dazu…

Als auch er schlafen ging, bin ich auf die letzten, die noch wach waren, zugegangen. Drei Studenten, Deutsche, die auch wegen des Vortrags hier waren. Nach einem weiteren langen Gespräch über ihr Studienfeld sind wir dann schließlich alle schlafen gegangen.

Über Belgien nach Holland

Aufgewacht gegen 7:00, leichter Nieselregen. Kaum das Zelt zusammen gepackt, Platzregen. Durch den Wald zur Raststätte – umzäunt! Rucksack rüber geworfen und hinterher gesprungen. Zähne putzen und auf zu den parkenden LKWs. Die, die mich verstanden haben meinten, sie dürfen aus versicherungsrechtlichen Gründen keinen mitnehmen – die anderen schüttelten nur den Kopf. Nach zwei Stunden vor den Toiletten stehen und fragen, ob jemand eine Reisebegleitung braucht, hatte ich endlich Glück. Ein Außendienstmitarbeiter eines Unternehmens für Anlagentechnik (hab vergessen nach dem Namen zu fragen…) hatte sich erbarmt, mich nach Antwerpen mitnehmen, obwohl mein Rucksack nur mit Mühe Platz fand. Er meinte übrigens, dass es nicht überall so ist (siehe)…

Ankunft in Antwerpen
Ankunft in Antwerpen

Bin dann in die Altstadt gelaufen, Impressionen sammeln. An einer Dönerbude hab ich mir einen Durum geholt, meinen Akku aufgeladen und bin rumgelaufen. Kurz Mittagsschlaf im Park und den Akku wieder abgeholt.

Am Bahnhof ist ein Starbucks mit offenem WLAN und Steckdosen – Blog pflegen und Zweitakku laden. Es ist jetzt schon 18:00 Uhr. Ich solle langsam los, wenn ich noch vor der Dunkelheit in Amsterdam sein will. Später schreib ich weiter…


…bin dann zur Stadtautobahn, die ringförmig um dieStadt verläuft, gelaufen. Dort hab ich einen Mann in Latzhose angesprochen – ein Fernfahrer aus Tunesien, der gut französisch sprach. Er hat mich ein Stück begleitet und er fragte, was der Beweggrund meiner Reise sei. Als ich ihm erzählte, dass ich (unter anderem… siehe) Abstand von Konsum und Geld nehme, erzählte er mir seine Geschichte. Wie er seine Frau von Tunesien nach Belgien geholt hat, die dann, nachdem sie von den Gesetzen dort erfuhr, prompt die Scheidung eingereicht hat. Nun darf er seine drei Kinder nur sonntags sehen und verliert sein Haus, wofür er sein Leben lang gearbeitet hat. Was bringt es einem immer zu schuften, wenn am Ende doch nichts bleibt, so er. Er zeigte mir dann den Weg zur richtigen Ausfahrt nach Holland und wir trennen uns. Aufs Selfi hab ich verzichtet, weil er wirklich nicht guter Laune mehr war.

An der Ausfahrt zur Autobahn hab ich keine 10 min gestanden und bereits drei PKWs haben gehalten. Hier in Belgien haben alle Ausfahrten einen Haltestreifen, was perfekt für Tramper ist.

Belgische Ausfahrten
Belgische Ausfahrten

So kam ich dann mit Martin bis nach Bredabaan, ein Vorort von Antwerpen. Dort war leider wenig Verkehr, so musste ich einige Zeit stehen, bis David schließlich anhielt.

Martin und ich
Martin und ich

David ist Holländer und hat eine deutsche Mutter. Wir haben uns übers Campen unterhalten, da er das auch hin und wieder mit seinen Freunden tut. Er hat mich dann ein paar Ausfahrten weiter in Merksem abgesetzt.

David und ich
David und ich

Auch dort war verkehrsmäßig nicht viel los. Doch irgendwann hat Luciano gehalten und mich zur nächsten Raststätte gefahren. Selfi wollte er keins machen – muss man respektieren.

So hab ich wieder Tankende angesprochen und hatte nach kurzer Zeit wieder Glück. Ein Kleinwagen voller Pakistanis wollte mich bis Rotterdam mitnehmen. Also quetschte ich meinen Rucksack in den winzigen Kofferraum, in dem schon zwei Koffer waren und mich in das nun randvolle Auto. Der Fahrer sprach gut deutsch und übersetzte für die anderen. Als ich ihm, auf die Frage, wo ich hin wolle, mitteilte, dass ich einen Campingplatz suche um zu duschen, setzte er mich in Rotterdam an einer Turnhalle ab, wo Freunde von ihm trainieren. So hatte ich meine erste warme Dusche, zwar ohne Seife, aber ausreichend.

Bis dahin war es bereits fast 23:00 Uhr und ich schlenderte durch die fast menschenleeren Straßen des nächtlichen Rotterdams, als ich an einer urigen kleinen Kneipe vorbei kam und einkehrte. Kein WLAN, aber ein sympathischer Wirt und nette Leute im mittleren Alter. Hab mich an die Bar neben Ben gesetzt, der mir hilfreiche Informationen gab. Wir haben uns über Gott und die Welt unterhalten, bis zum Zapfenstreich (1:00 Uhr).

Ben und ich
Ben und ich

Da die Campingplätze lange schon die Türen geschlossen hatten, bin ich, Bens Tipp gemäß, in den naheliegenden Stadtpark. Dort konnt ich unbemerkt mein Zelt aufbauen und schlief bis 9:00 Uhr.

Am nächsten Morgen bin ich dann in dein Shopping Center, das freies WLAN hat, um zu frühstücken und das hier zu schreiben. Jetzt ist 12:30 Uhr und ich werde mir noch ein wenig die Stadt ansehen, bevor es weiter nach Amsterdam geht.
„Über Belgien nach Holland“ weiterlesen

Leaving Frankfurt

In Frankfurt hab mich, am frühen Nachmittag, vor eine Ampel gestellt und wurde von Jan bis nach Kalbach, einem Vorort, mitgenommen. Wir haben uns nett unterhalten und schließlich hat er mich an einer autobahnnahen Tankstelle abgesetzt.

Jan und ich
Jan und ich

An der Tankstelle hatte ich kein Glück. Nach einer guten Stunde Leute anlabern, hab ich aufgegeben und bin an die Autobahn-Ausfahrt gelaufen. Witzigerweise ist ist mir dabei Jan wieder entgegen gekommen, hat kurz gehalten und gefragt, ob mich immer noch keiner mitgenommen hätte. „Nein, ich versuche es doch an der Ausfahrt“, entgegnete ich und wir verabschiedeten uns. Diese Ausfahrt hatte er mir zuvor bereits gezeigt, doch ich hatte mich, in der Annahme dort mehr Chancen zu haben, für die Tankstelle entschieden.

Die Ausfahrt bot nur wenig Spielraum zum Halten und allmählich fragte ich mich, ob ich nicht doch besser an der Tanke geblieben wäre, als ein Kleintransporter anhielt und mich aufsammelte. Charlie, der Fahrer, war von meiner Idee begeistert und so sprach ich von 1&1 und der Philosophie des Molochs.

Charlie
Charlie

Kurz darauf waren wir auch schon in Höchst, wo ich an einer Raststätte Ausstieg. Wieder ne Tankstelle…, aber diesmal mit eindeutiger Richtung.

Von dort wurde ich von Thomas mitgenommen, der, als ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer, für hoch interessanten Gesprächsstoff sorgte. Wegen eines Unfalls auf der A3 nahmen wir eine alternative Route, wo jedoch so zäher Verkehr war, dass die Autobahn wohl schneller gewesen wäre.

Thomas und ich
Thomas und ich

Glück für mich, denn so hab ich Oliver, einen selbstständigen IT-Berater, kennen gelernt, dessen Navi ihn auch so geführt hatte. An der Autobahn-Ausfahrt Richtung Köln musste ich so kaum auf den nächsten Anschluss warten. Wir sprachen über Politik, Wirtschaft, Bildung usw. Kurz vor Köln haben wir Rast gemacht und ich entschied mich weiter Richtung Venlo mitzufahren.

Olivier und ich
Olivier und ich

So bin ich an einer Raststätte gelandet, wo viele LKWs sind. Da die Sonne schon recht tief stand, bin ich von der Autobahn runter in den nächsten Ort gelaufen.

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Habe mir dort auf einem Schild die Bergbau-Geschichte des Dorfes durchgelesen und bin dann in den naheliegenden Wald, um mein Nachtlager aufzuschlagen. Wie so oft, wenn man einen schönen Platz gefunden hat, ist nebenan ein Hochsitz. Also weiter durch hohes Gras bis zu einer günstigeren Stelle. Im Zelt erstmal Inspektion und nach der zwanzigsten Zecke, die zwischen meinen Daumennägeln knackt, wurd es mir zu blöd. Die sollen die Nacht über ruhig noch etwas trinken. Morgen bei Tageslicht krieg ich euch!

Ready, set, go!

Der Startschuss ist gefallen, die Reise beginnt!

Mein Vater fährt mich zu meiner ersten Etappe. Haben unterwegs noch eine kleine Rolle Nylonseil und Batterien gekauft.

Erster Zwischenstop ist Heidelberg, Familie besuchen. Danach geht’s weiter nach Frankfurt, wo ich die Nacht bei einer Freundin verbringen werde.

Ab morgen beginnt dann endlich der ungeplante Part, wo zustande kommen und Ausgang der Ereignisse ungewiss sind.