Scheiß auf Ungarn

An diesem Morgen war der Schnee fast geschmolzen und die Sonne schien angenehm. Doch die Tankstelle hier war äußerst schlecht besucht – vor allem von serbischen Fahrern. Somit dauerte es weitere sechs Stunden, bis ich schließlich nach Subotica, unmittelbar vor der Grenze kam.

Da ich am zweiten Tag noch immer nicht aus dem Land gekommen war und etwas Fortschritt für meine Motivation brauchte, entschied ich, einen Bus nach Wien zu nehmen und somit Ungarn zu überspringen. Ich wusste, dass ich in Budapest hängen bleiben würde und wollte dieses Risiko nicht eingehen.

Der Busfahrer verlangte für Tetris den vollen Fahrpreis. Ich war skeptisch – wahrscheinlich hatte er mich verarscht. Doch das war mir in dem Momet egal und so hatte ich meine restlichen Dinars los bekommen.

Die Grenze nach Ungarn war ein Alptraum. Es dauerte zwei Stunden. Hier herrschen strenge Vorgaben – nicht nur wegen der Flüchtlingssituation, sondern auch, weil Ungarn die erbarmungslosesten Drogengesetze Europas hat.

So, jetzt rate mal, wessen Tasche durchsucht wurde! Na klar, der bärtige mit der dunklen Haut. Typisch! Ich hatte eine Stunde gebraucht um alles, schön zusammengelegt, unterzubringen. Nun musste ich hastig stopfen, weil der Fahrer ständig Druck machte. Natürlich hatten sie nichts gefunden. Außer mein Waschpulver, welches sie außgiebig auf seinen Drogengehalt prüften und beim Umfüllen auf meinen ganzen Sachen verteilten. Idioten! Der Fahrer war am Ende so genervt, dass er Teile meiner Sachen einfach mitnahm und in die Ladefläche des Busses warf um den Vorgang zu beschleunigen.

In Wien wollte ich mich mit Tom, der im Sommer auch bei Belgraid gearbeitet hatte, treffen, doch der Bus hatte kein WLAN und so konnte ich mich nicht ankündigen. Als der Bus an einer Raststätte hielt, wählte ich mich in das dortige Netzwerk ein und schrieb ihm, dass ich noch an diesem Abend komen werde. Der Fahrer warf den Motor an, bevor eine Antwort kam und so stieg ich erneut in den Bus.

In Wien angekommen durfte ich erstmal meine Sachen so packen, dass ich sie auch tragen konnte. Dann sprach ich ein Mädchen an, wie ich zur U-Bahn komme und fuhr zum Westbahnhof – ein Knotenpunkt mit Anbindung in die meisten Richtungen. Dort fand ich einen Mc Donalds und rief meine Nachrichten ab. Tom hatte nach meiner Ankunftszeit gefragt. Doch er antwortete an diesem Abend nicht mehr.

Es war bereits ein Uhr und ich suchte nach geeigneten Grünanlagen. Meine Wahl fiel auf Schönbrunn, wo ein großer Park war. Doch die Sicherheitsbeamten der U-Bahn forderten mich auf die Station zu verlassen. Grund: Tetris hat keinen Maulkorb (oder hier: Beißkorb). Absolut lächerlich, dachte ich. Schau ihn dir doch mal an. Der weiß doch gar nicht, wie beißen funktioniert.

Draußen kam ich ins Gespräch mit Michael. Er war von meiner Geschichte so begeistert, dass er mir ein Bier ausgeben wollte. Und so liefen wir durch die nächtlichen Straßen, auf der Suche nach einer Bar. Als wir endlich eine fanden, war dort bereits last order und so trennten wir uns wieder.

Bis ich im Park ankam, mein Zelt aufschlug und schlafbereit war, war es bereits nach fünf Uhr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert