Das Winterlager part 1


Mareks hatte am Vortag angerufen und gefragt, ob ich beim Bau helfen könne. Der Plan für die Konstruktion steht und die Zeit ist knapp. Wie im Beitrag „Wintervorbereitungen“ beschrieben, soll im Magic Garden ein überdachter Lagerplatz entstehen.


Als ich dort ankam, gab mir Juris die Aufgabe Bretter nach Länge zu sortieren, während er Mareks abhole. So begann ich mit den Vorbereitungen und bildete Stapel.

Mareks kam kurze Zeit später und wir luden die Bretter ins Auto um sie zu bewegen, was wesentlich schneller ging. Er unterhielt sich lange mit Juris und schien daraufhin sehr nachdenklich.

Der ursprüngliche Plan schien sich geändert zu haben und Mareks versuchte einen neuen zu erschaffen, was uns für den weiteren Fortschritt handlungsfähig machte.

So nahm ich mir etwas Werkzeug und machte noch ein paar Wände am Homo Ecos Haus fertig. Als die Dunkelheit mal wieder viel zu früh eintrat, ging ich zur Wohnung zurück.

Homo Ecos part 19

Mein Kopf signalisierte mir, dass ich definitiv zu viel getrunken hatte, als Boris morgens anrief. Er wollte wissen, wann wir nach Lucavsalav aufbrechen würden und ich hätte am liebsten „gar nicht“ gesagt. Widerwillig raffte ich mich auf und machte mir einen extra starken Kaffee.

Wir trafen uns vor dem Porno-Supermarkt und holten uns Frühstück to go (furchtbarer „Anglizismus“, der eigentlich gar keiner ist – das heißt take away, verdammt nochmal).


Die Supermarktkette „Maxima“ kennzeichnet ihre Filialen mit einem X, je nachdem, wie groß die Verkaufsfläche ist. So gibt es X, XX und XXX – das ist Marketing, das Spaß macht. Wer hat sich das nur ausgedacht…


Den Nachmittag über füllten wir noch leere Wandteile mit Stroh, was langsam voran ging. Nicht nur wegen der Unlust, sondern auch, weil wir nicht schrauben konnten und alles nageln mussten – natürlich mit den alten, krummen und verrosteten Nägeln.

Es wurde schon früh dunkel und Homo Ecos hatte mal wieder kein Budget für Essen. So holten wir uns was aus eigener Tasche und liefen am Fluss entlang, statt den Bus zu nehmen. So sparten wir uns das Umsteigen und konnten etwas verdauen.

An der National Bibliothek nahmen wir den Bus nach hause, Boris stieg fünf Stationen vor mir aus und ich kam gegen 22 Uhr an – chatten, bloggen, schlafen.

Upcycling Workshop

Gegen Mittag nahm ich den Bus zum Büro von Homo Ecos. Dort erwartete mich entspannte Büroarbeit. Die Aufgabe bestand darin, die Spiele zu sortieren und zu komplettieren. So versuchte ich mir das Konzept eines Spiels zu erschließen, was aber, so wie die ganze Aufgabenstellung, bescheuert war.


Irgendwie hab ich das Gefühl, dass die Freiwilligen im Büro nur bescheuerte Aufgaben bekommen, damit sie irgendwie beschäftigt werden. Dort, wo gebaut wird und wirklich was passiert, kommt keine Sau (außer Boris) und wenn, dann für eine Stunde oder so, was auch wenig bringt. Aber es soll natürlich alles schnell fertig werden, nichts kosten und ohne Material – Frauen… Boris ist als einziger Kerl dort echt nicht zu beneiden.


Boris ist früher gegangen (wer kann es ihm verübeln) und ich blieb noch mit Linda um den Workshop zu dokumentieren. Es kam eine zweite Freiwillige und wir fertigten aus Stoffresten eine Halskette an – eine entspannende und fast meditative Händearbeit.

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Boris kam vom Frisör zurück und wir gingen anschließend in die Stadt auf Kneipentour -lange, ausgiebig und spaßig.

Back online


Nachdem ich nun mein drittes Handy ersetzt habe, bin ich wieder online. Die letzten Tage werde ich am Abend nachtragen.


Am Donnerstag arbeiteten wir wieder am Homo Ecos Haus weiter. Wir setzten die Tür ein, schlossen noch ein paar Wände und begannen mit dem Gewächshaus.

Abends ging ich mit Boris in eine Bar, wo wir jede Menge Spaß hatten. Ich lernte ein paar Deutsche kennen und ging anschließend mit ihnen mit, verlor sie aber schnell wieder.

Ich nahm den nächsten Bus und stieg viiiiel zu früh aus. Da meine Hosentasche ein Loch hatte, glitt mein Handy durch mein Hosenbein, ohne dass ich es merkte.

Da ich dann kein Google Maps mehr hatte und keine Ahnung, wo ich mich befand, sprach ich einen minderjährigen Typen an, der mich nach hause führe.


Freitag


Am nächsten Morgen hatte ich einen saftigen Kater und keine Ahnung, wie spät es war. Ich verließ zügig die Wohnung und machte mich auf nach Lucasalav.

Boris hatte seinen freien Tag und Krišjānis war schon am arbeiten. Wir stellten das Dach des Gewächshauses fertig, als es zu regnen anfing.

Es gab keinen Strom und so lud ich den Akku für den Akkuschrauber in der Tankstelle.

Krišjānis musste früher gehen, da er einen Vortrag besuchen wollte. Als ich den Akku wieder abholte, gab ich der freundlichen Frau ein paar Äpfel zum Dank.

Ich kehrte dann wieder in die Bar ein, die an diesem Tag Jubiläum feierte, was für jede Menge Freibier sorgte.

Boris kam später mit Linda vorbei und auch Krišjānis stieß dazu. Als ich meinen Rucksack nicht mehr fand, sank meine Stimmung, denn der Schlüssel zur Wohnung befand sich darin.

Krišjānis lud mich ein über Nacht in seiner Wohnung zu bleiben und so fuhren wir nach klein Moskau, wo er seinen Erstwohnsitz hat.


Samstag


Da auch der Akku mit Ladestation in meinem Rucksack war, begleitete mich Krišjānis zur Bar und wir hatten Glück – der Rucksack mit vollständigem Inhalt erwartete uns dort. Wir tranken zwei Bier und suchten nach einem neuen Handy.


Hehlerei ist in Lettland ein erfolgreiches und legales Geschäftsmodell. Die so genannten „Lombards“ haben rund um die Uhr geöffnet und kaufen Handys, Schmuck, Werkzeuge und Technik an um sie dann mit hohen Gewinnspannen wieder zu verkaufen.


Wir gingen in eine weitere Bar und lernten eine nette Frau kennen, mit der wir uns lange unterhielten.

Später trennten wir uns und ich fuhr in die Wohnung, wo ich mir erstmal ein Bad einließ.


Sonntag


Die Wintervorbereitungen im Magic Garden gingen weiter. Justs von Homo Ecos kam auch und wir verstauten die ersten Möbel im Container.

Anschließend ging ich zum Give & Get Haus, wo ich Oskars bei der Arbeit half – die Decke im Erdgeschoss fertig machen.

Oskars
Oskars und ich
Agnese und ich
Agnese und ich
Das Give & Get Haus
Das Give & Get Haus

Homo Ecos part 18

Gegen 7 Uhr wachte ich auf. Ich hatte von Feuer und Schnee geträumt und der Raum war abgekühlt, obwohl ich gegen 4 Uhr nochmal Holz nach gelegt hatte. Es war noch Glut vorhanden und so legte ich erneut nach und erweckte das Feuer zu neuem Leben.

Es dauerte eine gute Stunde, bis das Wasser kochte und ich Kaffee trinken konnte.

Draußen herrschte immer noch starker Wind, was die Wolken zügig wandern ließ.

Die Post öffnete erst um 10 Uhr ihre Pforten und so wartete ich in der Halle des Einkaufszentrums. Nachdem ich mein Paket abgeholt hatte, wollte ich es gleich öffnen, da mein Akku leer war und ich wusste, das ein neuer Akku zu 50 % geladen ist. Es war eine Herausforderung mich durch die ganzen Schichten von Luftpolsterfolie zu kämpfen – doch ein Opinel schafft das. Instinktiv griff ich nach den Socken und fand den Akku darin – Nemiz.

Kaum hatte ich das Handy eingeschaltet, rief Boris an. Er sei auf dem Weg nach Lucavsalav und auch ich lief zurück dorthin.

Fortsetzung folgt…

Rückkehr nach Rīga

Der Fensterjob war noch nicht vorbei. Zwei Scheiben im oberen Stockwerk mussten auch ausgetauscht werden, was die schwierigste Aufgabe war.

Die Scheibe auf der Ostseite hatte derart große Risse, dass die erste Glasschicht, aus Sicherheitsgründen, Stück für Stück abgetragen werden musste. Danach ließ sie sich relativ problemlos lösen.

Die Scheibe auf der Nordseite hingegen stellte die größte Herausforderung dar. Zwischen Scheibe und Rahmen, war eine breite, doch dünne Silikonschicht, die keiner Klinge Platz bot und das Ablösen unmöglich machte.

So stellten wir die Arbeit vorerst ein, da ich meinen Bus bekommen musste und nur noch eine Sonnenstunde übrig blieb.

Am Bahnhof von Jelgava wurde ich von zwei Russen angeschnorrt – sie wollten 2 € für Bier. Ich gab ihnen eine Zigarette, damit sie abziehen. Später, als ich am Bussteig stand, kam der eine erneut und verlangte eine weitere Zigarette. Ich verneinte in allen mir zur Verfügung stehenden Sprachen, da er seinen Satz ständig wiederholte. Als ich mich umdrehte und wegging, rief er Schimpftriaden nach mir, was mich in meiner Entscheidung bestärkte.

Nachdem ich meinen Platz im Bus eingenommen hatte, nahmen sich die beiden die Zeit um an mein Fenster zu klopfen und mir den Mittelfinger zu zeigen. Ich musste unwillkürlich schmunzeln und aß weiter meine Kekse, von wütenden fuck-you-Klängen begleitet.

Der Bus hielt diesmal in Lucavsalav – ich sprach den Fahrer direkt an. Im Magic Garden holte ich den Abholschein für mein Paket, den Mareks im Container hinterlegt hatte und schaute kurz bei Juris und Bahvani vorbei.

Es war schon spät und ich wollte am nächsten Morgen gleich zur Post, die unweit der Insel war. Außerdem war wieder Homo Ecos angesagt. So entschied ich dort zu bleiben und ging zum Give & Get Haus.

Es war wohl schon länger keiner hier gewesen, denn der Ofen war kalt. Also machte ich Feuer, holte Isomatte und Schlafsack aus dem Zelt und legte mich vor die lodernde Wärmequelle.

Draußen wehte kräftiger Wind, während das Knacken des Feuers mich beim Einschlafen begleitete.

Plötzlich hörte ich Stimmen von draußen und zog mich wieder an. Ich sah, wie Oskars, gefolgt von Agnese, mit vollen Händen auf die Tür zuging und öffnete sie mit den Worten: „nu ciao“.

Damit hatte ich ihm einen riesen Schrecken eingejagt, denn ich hatte kein Licht brennen und die beiden hatten zuvor ein Gespräch über dunkle Magie geführt. Beim betrachten der Tür, dachte er bei sich, dass alles gut sei, da sie ja weis ist, als ich plötzlich dahinter stand.

Peinlich berührt, half ich die Sachen aus dem Auto ins Haus zu bringen und kurz darauf fuhren sie wieder ab.

Fenstereinbau


Da einige Fensterscheiben im letzten Winter gesprungen waren, blieb ich länger um beim Einbau der neuen zu helfen.

Die meisten Fenster bestehen aus dreifach verglasten Scheiben, die sich nicht öffnen lassen. Doch durch die regulierende Wirkung des Lehms an den Wänden, ist ein Lüften gar nicht nötig. Drei Türen, davon zwei unten und ein Fenster oben reichen aus um die Luft auszutauschen.


Der Tag begann nebelig und bewölkt. Nach dem Frühstück begannen wir mit dem Austausch der Scheiben, die nicht gerade leicht waren.

Die sorgfältige Arbeit ging langsam voran und nahm den gesamten Nachmittag in Anspruch.

Am Abend kam ein Nachbar zu Besuch und wir verbrachten den restlichen Tag in geselligem Beisammensein.

Leerlauf

Am Morgen war Sintija noch immer merklich verärgert. Dass sie sich bewusst zurück gezogen hatte, weil sie unfähig war ihre Erwartungen anzupassen, sah sie natürlich anders. Und so kündigte sie an, dass sie in drei Minuten abfahren werde – ohne Frühstück.

Als das Sorgenkind abgereist war, bereitete ich Pfannkuchen zu und wir frühstückten gegen 16 Uhr. Ich war noch immer müde und legte mich für ein paar Stunden schlafen.

Um 20 Uhr wachte ich auf und Krišjānis auch. So aßen wir die Reste vom Vortag und schauten einen schwedischen Film im Fernsehen. Danach ging es zurück ins Bett.

Mit Homo Ecos bei Krišjānis


Krišjānis hatte eingefädelt, dass Homo Ecos mit einigen Helfern zu ihm kommt um beim Hausbau mitzuhelfen.


Treffpunkt war um 11 Uhr im Büro von Homo Ecos. Ich nahm den Bus, denn ich hatte Fahrkarten bekommen.

Ich kam 15 Minuten früher, wie es sich für einen guten Deutschen gehört, doch es war niemand da. Perfekte Gelegenheit zum bloggen.

Um 11 kamen Sintija und Just, Krišjānis kurze Zeit später und so fuhren wir aufs Land.

Während die Männer auf dem Dach arbeiteten, verrichtete Sintija Gartenarbeit und putzte anschließend die Sauna.

Gegen Abend wurde die Stimmung angespannt. Sintijas Erwartungen, die aus ihrem planerischen Wesen entstanden, wurden nicht erfüllt (und Krišjānis wäre der letzte, der sich ihrem Willen beugen würde), was einen Rückzug zur Folge hatte. So saunierten wir zu dritt, während sie schmollte.

Das Saunaritual dauerte die ganze Nacht und nach der Waschung war die Umgebung bereits von Tageslicht erhellt.