Homo Ecos part 22

Boris und ich verließen am Morgen das Haus und teilten uns auf. Während ich zum Flughafen fuhr um zur Hauptpost zu gehen, ging Boris zum Baumarkt, der sich nicht weit von Lucavsalav befindet und kaufte Folie.

Bei der Post ging ich auf die Frau am Schalter zu, doch sie zeigte nur auf den Getränkeautomat und sagte: „Coca Cola, Coca Cola.“ Ich hatte keinen Durst und fand diesen proaktiven Verkaufsversuch auch unangebracht, bis ich merkte, dass ich wohl eine Nummer ziehen sollte – außer mir war kein einziger Kunde im Raum. Ich schaute mir die vier Optionen auf dem Display an, die ich nicht verstand und wollte gerade die erste Taste drücken, als eine andere Frau auf das Telefon zeigte, das daneben stand. Ungläubig schaute ich auf das Telefon und dann wieder zu der Frau, die mir mit einer Geste zu verstehen gab, dass ich abnehmen solle, was ich dann auch tat und zögerlich „Hello?“ sagte. Da ich nur ein Freizeichen hörte, schaute ich erneut zur Frau am Schalter, die mit dem Finger in die Luft tippte und bei jedem Mal langsam eine Zahl nannte „6-1-2-2“. Ich wählte die Nummer und erklärte, dass ich ein Paket abholen wolle. Die Frau am Telefon entgegnete, ich solle warten und kurz darauf ging eine Tür auf. Sie kam auf mich zu, nahm meinen Abholschein und verschwand wieder hinter der Tür um kurze Zeit später mit meinem Paket zurück zu kehren. Ich packte es gleich aus und zog meine neue Winterjacke an, die mir mein Vater geschickt hatte (Danke). Das war der verrückteste Postbesuch, den ich je erlebt hatte.

Den kalten Wind auslachend, stand ich an der Bushaltestelle bis der Bus kam, der mich zurück in die Stadt brachte. Ich stieg aus, wartete auf den nächsten Bus und fuhr nach Lucavsalav.

Im Magic Garden schraubte ich so lange Segmente zusammen, bis die kurzen Latten aufgebraucht waren. Danach richtete ich Werkzeug und ging zur Baustelle, wo ich wieder die Lücken zwischen den Sparren schloss.

Gegen 15 Uhr kam Boris vom Baumarkt zurück und brachte die Folie. Als er weißen Sand um die Feuerstelle verteilt hatte, musste er auch schon wieder gehen – nichts neues. Ich schloss alle Lücken, bis auf zwei und brachte das Werkzeug zurück, wo mich Mareks schon erwartete.

Ich grub die Löcher auf der anderen Seite des Containers und machte ein Feuer, das zwar gegen die Kälte, nicht aber gegen die Dunkelheit half. So grillte ich Würstchen und trank Bier. Nach dem Essen gingen wir beide schließlich heim.

Homo Ecos part 21

Ich verließ gemeinsam mit Boris die Wohnung um zum Büro von Homo Ecos zu gehen, wo wir ein Meeting hatten. Es wurde besprochen, wie der 9-jährige Geburtstag ablaufen soll und wer welche Aufgabe übernimmt. Ich würde die Toilette fertig stellen, einen Kuchen backen und das Haus soweit fortführen, dass der Raum geschlossen ist und kein Wind mehr durch kommt. Boris solle mir dabei helfen und Linda kümmere sich um die Dekoration.

Im Anschluss fuhren wir zu dritt nach Lucavsalav, wo Boris mit der Feuerstelle anfing, Linda Wandteile mit Stroh füllte und ich diese mit Brettern verschloss. Nebenbei fing ich mit der Toilette an und schloss noch eine Lücke zwischen den Sparren, nachdem die beiden sich, pünktlich zum Ende der Bürozeit, aus dem Staub machten.

Als ich das Werkzeug zurück in den Magic Garden brachte, sah ich, dass Mareks begonnen hatte Segmente zusammen zu schrauben. Ich hatte noch Energie übrig und machte auch noch welche, während das Mondlicht meine Arbeitsfläche erleuchtete.

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Nachdem elf Segmente aufgestapelt waren, lief ich zum Bus und fuhr nach hause, wo ich kurz darauf schlief.

Hintergrundwissen – Lettland

Hier ein kleiner Exkurs in die Geschichte Lettlands.

Lettland, als einer der drei baltischen Staaten, stand dreihundert Jahre lang unter deutscher Herrschaft. Schon immer wehrten sich die Letten gegen das Christentum, das ihnen auferlegt wurde um ihre eigene Mythologie zu bewahren. Diese besteht noch heute und wurde mündlich durch Liedgut, den Dainas, überliefert.

Jedes Jahr treffen sich zigtausende Menschen in Rīga um die traditionellen Lieder gemeinsam zu singen – Video.

Es gibt keine Regeln, die, wenn sie nicht befolgt werden, das ewige Höllenfeuer bedeuten – ein Konzept der Angstmache zur besseren Kontrolle und Versklavung der unteren Schicht. Kein Wunder, dass die Kirche an Glaubwürdigkeit verliert, wenn es dabei um Gehorsam und Unterwürfigkeit geht. Und komm mir jetzt nicht mit Luther.

Das Ganze ist viel harmonischer mit der Natur verknüpft. So gibt es Naturgötter, die auf tatsächliche Phänomene, wie die Sonne, die Erde, den Wind usw. zurück zu führen sind.


Dieser Beitrag ist unvollständig und wird bei Gelegenheit fortgesetzt. 


 

Die neue WG

Kriš war früh auf den Beinen, da er Behördengänge machen musste. Ich hatte mich bei Boris zur Mittagszeit angekündigt und blieb noch in der Wohnung, während Kriš aufbrach. Bloggen, duschen, packen, frühstücken – und ich war bereit für den Umzug.

Ich brachte meine Sachen in die neue Wohnung und begleitete Boris in ein Geschäft für Künstlerbedarf, wo er Kohlestifte und Leinwandpapier kaufte.

Anschließend tranken wir ein Bier in einer Bar und kehrten zur Wohnung zurück, wo ich Kathy, meine neue Mitbewohnerin begrüßte – sie hatte leckere Teigtaschen gezaubert.

Später traf Sintija ein und hatte eine Flasche Wein dabei. So saßen wir in der Küche und unterhielten uns. Kriš kam auch noch dazu um seinen Wohnungsschlüssel abzuholen und so war die Küche voll, bis sich die Runde auflöste.

Rückkehr des Mieters

Der Hausherr hatte seine Ankunft für 18 Uhr angekündigt und ich blieb in der Wohnung um aufzuräumen. Es war nicht viel zu tun, da ich mich, außer zum schlafen, kaum dort aufgehalten hatte.

Am Nachmittag rief Boris an und eröffnete, dass ich eine Weile bei ihm bleiben könne. Er wohne mit Kathi, einer weiteren Freiwilligen von Homo Ecos, in einer Wohnung, in der ein ungenutztes Zimmer sei.


So kann ich meine Entscheidung also noch etwas hinaus schieben. Wie schön, wenn sich alles irgendwie findet. Das ist der Grund, warum ich meine Hirnkapazität nicht für Konjunktive vergeude.

Hätte, könnte, würde, sollte, was wäre, wenn ich jenes wollte. Wer fähig ist gleich zu agieren, kann planen gerne ignorieren.

Die Erfahrung zeigt, dass es immer weiter geht – man muss es nur zulassen.

Und seien wir ehrlich, die Vergangenheit kann man nicht mehr beeinflussen und die Zukunft ist noch nicht da. Die Gegenwart ist die einzige Zeit, in der wir handeln können. Wenn wir unsere Zeit mit Reflexionen und Hypothesen verschwenden, verpassen wir den Augenblick – das genaue Gegenteil von das Leben genießen. Denk mal drüber nach…


Als Kriš kam, sprachen wir über seine Reise durch Frankreich, Kroatien und Slowenien und trafen später einen seiner Freunde am Porno-Maxima, wo wir Essen kauften. Ich kaufte mal wieder zu viel, da mich die Frau an der Theke nicht verstand und fleißig die Behälter füllte. Ich ließ die gute Hälfte für den nächsten Tag übrig.

Homo Ecos part 20

Boris wurde aus den Fängen der Büromädels entlassen um am Haus weiter zu arbeiten. Am Morgen rief ich ihn an, damit wir den gleichen Bus nehmen würden.

Wir wollten die Decke mit Folie isolieren, hatten aber kein Wasser um den Kleister anzurühren. So gingen wir zur Tankstelle, wo wir den Eimer füllten.

Die Anleitung war in den drei baltischen Sprachen und auf russisch, was uns nicht viel half. Laut den Mädels von der Tanke kommt auf eine Tüte ein halber Eimer Wasser. Nun wollte es einfach nicht haften und Boris hatte mehr Spaß mich zu filmen, als mir dabei zu helfen.


Hier käme ein Video, wenn die Datei nicht zu groß wäre.


Ich verlor die Lust und schloss lieber die Lücken zwischen den Sparren.

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Als es dunkel wurde, brachten wir das Werkzeug zurück in den Magic Garden, wo Mareks am werkeln war. Die ganzen Bambusstämme mussten umgeräumt werden, damit die Konstruktion fortgesetzt werden konnte, was wir dann taten, bevor wir nach hause fuhren.

Das Winterlager part 4

Obwohl ich früh zu Bett gegangen war, wachte ich relativ spät auf. Im Bus schloss ich mich mit Mareks kurz, der angab nach 40 min im Magic Garden anzukommen. Ich würde wohl genau so lange brauchen, da sonntags weniger Busse fahren und ich umsteigen musste.

Krišjānis hatte am Vortag geschrieben, dass ich ihn nach Sigulda begleiten solle, wo er sich den goldenen Oktober ansehen wollte. Ich sagte ab, da ich Mareks nicht alleine lassen wollte.

Mareks war noch nicht da, als ich ankam und sonst war auch keiner dort. So schnappte ich mir die Säge und machte Feuerholz.

Nach ein paar Ästen kam er schließlich und wir richteten die Positionen der Pfeiler aus. Ich grub die Löcher und Mareks selektierte die Stämme, die er dann aufrichtete.

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Nachdem ich den Wasserbehälter entleert hatte, ließen wir diesen, auf Bambusschienen, vom Container rutschen. Anschließend grübelten wir über die weitere Vorgehensweise.

Die „Nacht“ brach an und der Solarstrom war aufgebraucht. So warfen wir den neuen Generator an und machten im Dunkeln weiter.

Krišjānis rief an und teilte mit, dass er in der Stadt sei. Während Mareks Vorbereitungen für den nächsten Arbeitsschritt traf, nahm ich den nächsten Bus.

Wir trafen uns in einer Bar und tranken ein paar Bier mit einem Franzosen und einem Österreicher. Danach nahm ich den letzten Bus, dessen Route einen kleinen Fußmarsch beinhaltete.

Das Winterlager part 3

Ich wachte erst auf, als die Sonne mein Gesicht berührte – fast Mittag. So schrieb ich Mareks, dass ich später kommen würde und trank Kaffee, bevor ich mich auf den Weg in den Magic Garden machte.

Dort entfachte ich erstmal ein Feuer und machte mit den Bambusstämmen weiter, während Mareks die Bretter auf Maß sägte.

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Als ich 16 Stämme verkohlt und bepinselt hatte, grub ich die Löcher, in die sie versenkt werden würden.

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Oskars reparierte die Axt, die ich dann gleich testete, indem ich einen Baum fällte.

Das Tageslicht verschwand mal wieder viel zu früh und Mareks sägte im Scheinwerferlicht weiter, nachdem ich mich verabschiedete und Oskars mich zuhause absetzte.

Das Winterlager part 2

Am Morgen rief Mareks an und kündigte an, dass er im Hotel arbeiten müsse und erst später käme. Ich könne in der Zwischenzeit ein Feuer machen und zwölf Bambusstämme veröden – klingt super, Feuer!

So frühstückte ich erstmal gemütlich und machte mich dann auf den Weg.

Kurz nachdem ich ankam und das Feuer entzündete, verließen Juris und Bahvani den Garten – ihre Heizung ist vor einigen Tagen ausgefallen.

Ich fällte einen toten Baum um ausreichend Feuerholz zu haben und begann mit der Verödung der Stämme. Gar nicht so einfach, ohne dass sie zu brennen anfangen – da muss man dabei bleiben und ständig drehen. Danach kommt ein Ölanstrich drauf und weder Tier noch Wasser will dann noch da rein.

Nach dem achten Stamm (der Hälfte), machte ich Pause und ging zum Give & Get Haus. Ich hatte vegetarische Gummikatzen aus Deutschland bekommen (danke Anne), die ich dort lassen wollte. Es war keiner dort und so schrieb ich eine Notiz. Kaum war ich damit fertig, kamen Igors und Austris vorbei.

Als sie wieder gingen, war das Feuer aus und die Motivation weg. Noch eine knappe Stunde Tageslicht erlaubte einen weiteren Baum zu fällen, bevor ich Feierabend machte und in die Stadt fuhr.

Nach einem Döner schrieb Boris, der gerade seinen Aktmalkurs beendet hatte und einen trinken gehen wollte. Also trafen wir uns in einer Bar und gingen anschließend in eine andere, wo ein Konzert mit elektronischer Musik stattfand – Eintritt 1 €.

Als ich Boris verlor, traf ich Sintija, meine Tantra-Partnerin vom Gara Vasara Festival und wir unterhielten uns kurz.

Es war schon spät und ich musste am nächsten Tag früh raus und so lief ich zur Brücke und bestellte ein Taxi nach Hause.