Man vs. Wild

Sofie, die zweijährige Tochter, spricht englisch und holländisch, da ihr Vater aus Holland und ihre Mutter aus Kanada ist. Nach einem gesunden Frühstück ging es weiter nach Kalmar, die erste Station an der Ostküste. Fortsetzung folgt…


Kalmar ist eine schnuckelige Kleinstadt mit vielen schönen Gebäuden, deren Dächer von Kupfer geziert sind. Meine schwedischen Kronen sind aufgebraucht, so werde ich, wohl oder übel, etwas abheben müssen. Meine anfängliche Annahme, ohne Geld auszukommen, gestaltet sich in Schweden besonders schwierig – vor allem in großen Städten… Klug wäre, eine Weile hier zu arbeiten, bevor ich das Land mit dem hohen Mindestlohn von 100 Kronen verlasse. Der Bankautomat akzeptierte meine Karte nicht. Zumindest kann man in den meisten Läden mit Karte zahlen, was jedoch, wegen den Transaktionsgebühren, die schlechtere Wahl ist.

Im Subway konnte ich mit Karte zahlen und aß ein großes Sandwich. Danach besichtigte ich das am besten erhaltene Renaissance-Schloss Skandinaviens, wo ich, beim Verlassen, meine Gastgeber wieder traf. Anschließend ging ich in Richtung Autobahn, die recht weit weg war. Nach zwei Stunden bekam ich Langeweile und entschied mich für die Adventure-Tour.

Die Karte verriet, dass nach 5 km ein Ort kommt, durch die die Autobahn durch führt, wodurch die Autos langsamer und meine Chancen besser wären – auf dem Weg von Karlskronen nach Kalmar geschieh das hin und wieder. So lief ich rechts neben der Autobahn her, was zu beginn gut klappte, da ein dicker Haltestreifen genug Abstand zur Fahrbahn bot. Als dieser verschwand, musste ich am Hang laufen, was mit der Zeit unangenehm wurde, da die Schräglage eine unnatürliche Position des Fußes erzwang. Später kam ein Abschnitt, wo, am Fuß des Hanges, kein Wassergraben war. Dort sah man einen Weg, der wohl von Tieren genutzt wird, da das Gras dort eine Schneise bildete. Die Waldbewohner werden sicher wissen wo man am besten läuft, dachte ich und folgte dem Weg. Die dicken Äste am Boden sorgten für ein gutes Geschicklichkeitstraining und forderten volle Konzentration.

Als der Weg endete, kam wieder links Hang, unten Wasser, rechts Hang und daneben Wald. Der Graben lies sich leicht überspringen und so wechselte ich hin und her, je nachdem auf welcher Seite man besseren Halt hatte.

Plötzlich sah ich ein totes Reh am Straßenrand und schaute es mir genauer an. Die Augen waren noch in den Höhlen – lange kann es noch nicht dort gelegen haben. Ich überlegte, ob ich mir nicht ein Filetstück aus dem Rücken schneiden sollte, doch ich hatte keinen Hunger und auch keine Lust auf die Sauerei.

Allmählich nervte mich das schräg laufen, da sah ich eine Lichtung hinter den Baumreihen und steuerte drauf zu. Dort wurde ich mit einem Schotterweg, der parallel zur Fahrbahn verlief, belohnt. Dieser ging in einen Waldweg über, der jedoch allmählich nach rechts abdriftete. Deshalb nahm ich bei der nächsten Gabelung den linken Weg, der jedoch immer unwegsamer wurde. Um die Stimmung etwas zu heben schlug ich hier ein paar tote Äste ab, trat dort einige morsche Bäume um und machte affenartige Geräusche dabei, was prima klappte.

Plötzlich sah ich jede Menge Schilf – und das kann nur eins bedeuten: Wasser. Um nasse Füße zu vermeiden, bin ich zurück zum Hang und dort sah ich eine Ausfahrt – nein, doch eine Haltebucht. Aber dahinter ein Schild, das den ersehnten Ort angab.

Dennoch war es noch ein Stück bis zur Ausfahrt. Ich stellte mich in die Kurve und wartete. Ich wunderte mich, warum so wenige Autos, die raus fuhren, wieder zurück kamen und lief über die Brücke Richtung Tankstelle. Dort angekommen sah ich, dass es nur ne Zapfsäule mit Kartenzahlung war.

Dahinter verlief ein asphaltierter Weg, der an einem Roggenfeld endete. Irgendwo muss das schon aufhören, dachte ich und lief am Rand, um die Pflanzen nicht zu beschädigen. Das war zwar nicht immer einfach, doch mit Geduld machbar. Das Feld war größer als erwartet und alles andere als rechteckig. Aber bald kam ich an ein Waldstück mit Nadelbäumen, das größtenteils begehbar war. Ich kam an eine Stelle, wo frisch gesägtes Holz lag und nahm mir einen stabilen Wanderstock aus Birkenholz.
Damit wurde das Weiterkommen wesentlich erleichtert. Als ich aus dem Wald wieder auf die Autobahn kam, sah ich eine große Karte und erkannte, dass ich an dem Ort schon vorbei war und die Autobahn daneben vorbei führt. Aber der nächste Ort schien die Fahrbahn zu unterbrechen und in 100 m war ein Fußgängerschild. So konnte ich, mit vielen Kurven, der Fahrtrichtung folgen und kam nach weiteren 4 km in dem Ort an.

Leider teilte eine Brücke die zwei Ortsteile, sodass der Verkehr nicht verlangsamt wurde. Daneben sah ich eine Tankstelle, die jedoch geschlossen war. So legte ich mich ins Gras, zog meine Schuhe aus und rastete kurz. Die Sonne war bereits untergegangen und so musste ich mich nach einem Schlafplatz umsehen, was nicht einfach war. Hier waren alle Grundstücke bewirtschaftet und so lief ich nördlich weiter. Nachdem auch der dritte Waldweg in einer Hofeinfahrt endete, baute ich mein Zelt neben einem Feld auf, wo kniehohes Unkraut wuchs und schlief sofort ein, nachdem ich erstaunt feststellte, dass keine einzige Zecke an meinem Körper krabbelte.

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